Deckel- Debatte

Wenn Thomas Röttgermann seine Vorstellungen, die in Ermangelung anderer Themen sogar deutschlandweit im Boulevard Niedergang finden, wirklich umsetzen kann – dann ist er so berühmt wie ein gewisser Jean- Marc Bosman.

Ach ja, wer dieser Röttgermann ist? Der Boss von Fortuna Düsseldorf, welches seit Jahren erfährt, wie weit die Schere im Fußball schon auseinander gegangen ist. So weit eben, daß die Teile kaum noch zusammengehalten werden können.

Eine Form von Zusammenhalt aber hat Röttgermann im Sinn. Es geht um eine Gehalts- Obergrenze, das wird im US- Sport schon lange praktiziert.

Da aber fängt es bereits an: wenn in den USA fünfmal derselbe Verein Meister wird, gilt es als langweilig. Bei uns nötigt es erstmal Respekt ab. Eintönig wird es erst, seit die Meisterschaft der Bayern ein ungeschriebenes Gesetz geworden ist. Was aber auch an ihren Investitions- Möglichkeiten liegt und den teureren Spielern.

Doch zurück in die Theorie: die Obergrenze muß natürlich arbeitsrechtlich erstmal abgeklopft werden. Und sie entfaltet ihre Wirkung auch nur dann, wenn sie europaweit gelten würde. Die Premier League wäre wegen des Brexits nochmals eine gesonderte Angelegenheit.

Würde die Gehaltsbeschränkung denn wirklich dazu führen, daß die guetn Spieler dann in Europa blieben oder würden sie sich für andere, neue empor strebende Teile der Welt entscheiden? Go East?

Oder würden die Clubs stattdessen kreativ sein in der Umgehung einer solchen Vereinbarung? Gehaltsdeckel, okay. Aber dann gäbe es halt mehr Prämien und noch mehr „Nebengeräusche“.

Dinge, über die sich Röttgermann ebenso Gedanken machen könnte, wie DFL- Chef Seifert, der Gehaltsobergrenzen prinzipiell auch nicht schlecht findet. Denn Prämien- Regelungen gab es schon vor Jahrzehnten im gehobenen Amateurfußball. Den Älteren sagt der Begriff „Nettoliga“ sicherlich noch was. Mitte der Achtziger hatte man sich davon dann verabschiedet und viele waren froh darüber.

Kleiderkammer und Umzugsgedannken

Pappkameraden als Zuschauer- Ersatz, die Fachliteratur wird bald vom „Gladbacher Modell“ sprechen, wie man aus Leerständen noch Kapital schlagen kann. – Da darf der rheinische Rivale natürlich in nichts nachstehen und stellt nun die Idee einer „Choreo“ vor, die natürlich keine ist.

Denn zum einen kosten diese paar Minuten vor Anpfiff stets eine Stange Geld. Zum anderen darf ja eh keiner rein. Nicht persönlich – und hier setzt der FC an.

„Devotionalien“ sollen statt dessen die Tribüne schmücken – etwas weniger hochtrabend ausgedrückt: der ganze Plunder aus den Fan- Artikel- Katalogen der letzten Jahrzehnte. Wobei es damals ja keine Kataloge gab, sondern man sich einfach ein Trikot besorgte und von Muttern einen Schal stricken ließ.

Na, jedenfalls soll diese Art von Altkleidersammlung die leere Tribüne im Kölner Stadion zieren. Irgendwas mußt Du dem treu- doofen Anhang ja erzählen, damit er nächste Saison oder nächstes Jahr wiederkommt.

Bremer Fans hingegen sollen basteln. Eine Foto- Wand soll es sein zur Motivation im Abstiegskampf. Den hatte man ja fast vergessen. Ich denke, die Jungs in grün und weiß werden sich zerreißen, wenn irgendein Zehnjähriger sich fotografiert und dazu schreibt, daß er nächste Saison nicht nach Hamburg fahren will. Ganz bestimmt!

Ob denn in Bremen überhaupt gegeistert wird? Die Bild hat aufgrund der fehlenden Zustimmung zu Geisterspielen einen Umzug von Werder ins Spiel gebracht.

Hannover, Hamburg oder Wolfsburg kämen in Frage. Mag mal jemand erklären, warum so weit? Ich hoffe doch mal, daß es anderswo in leeren Stadien auch Tore und Plätze der handelsüblichen Größen gibt…?

Ach so, verstehe: die Jungs spielen natürlich nur auf Hybridrasen- Teppich. Und außerdem hat ja Sky beziehungsweise die DFL- Tochter für das Fernsehsignal die Anschlüsse nur in den Liga- Stadien liegen. Aus leeren Großarenen überträgt es sich ja auch viel schöööner…

 

On ne regresse rien ;-)

Manches kann man ja gar nicht genug auf die Macht der Gesetze schieben. Oder halt einer selbst gegebenen Satzung. „Eine mögliche Fortsetzung der Saison entspricht den satzungsgemäßen Aufgaben des DFB.“ Und dieser Satzung will man natürlich nachkommen, wenn irgend möglich.

Womit der DFB schon mal hat blicken lassen, was er zu Fortführung oder Abbruch der 3.Liga zu sagen hat. Und das dürfte auch für die Frauen- Bundesliga gelten. Beide sollen übrigens Geld aus dem DFL- Bereich bekommen. Denn was als „Premium- Produkt“ vom DFB gefeiert wurde, braucht die Kohle weitaus dringender als der Bereich der KGs, AGs und GmbHs.

Doch allzuviel wird das nicht sein, keine Sorge. Sechs Millionen abzüglich der Corona- Testkosten sollen auf neunzehn Vereine verteilt werden…

Ein wenig näher kommt man der Haltung des DFB aber in seiner folgenden Aussage: „Darüber hinaus würde sich der DFB als Träger und Zentralvermarkter der 3. Liga bei einem freiwillig gewählten Saisonabbruch erheblichen Haftungs- und Schadenersatzrisiken gegenüber Drittparteien aussetzen.“

Und das mag man sich in der Otto- Fleck- Schneise in Frankfurt nun wahrlich nicht antun. Denn der Fußball steht ohnehin in der Kritik und der DFB muß damit rechnen, daß der verprellte Fan nicht mehr großartig unterscheiden mag zwischen DFL und DFB, der sich zwar als Hüter des Amateurfußballs begreift, aber auch hier gern an die vielen Landesverbände verweist.

Womit will der große Verband dann überhaupt noch was zu tun haben?

Aus der Sommermärchen- Geschichte kann man sich auch fein raushalten. Das OLG Frankfurt ermittelt gegen die Ex-Präsidenten Niersbach und Zwanziger wegen der schon legendären 6,7 Millionen, die irgendwo zwischen Frankfurt, Katar und Kitzbühel abhanden gekommen sein müßten.

Der eigentliche Prozeß in der Schweiz ist grad wegen Verjährung geplatzt und der Franz kann sich auf einem seiner Wohnsitze im Spiegel zuprosten.

Ob Aki oder Uli

Läßt sich der Dortmund- Aki eigentlich von den Anderen Großkopferten aus der Liga vorschicken? So als eine Art outgesourceter Hoeneß, weil der nicht mehr im Amt ist und Kalle und Brazzo den Bad Cop dann doch nicht so gut rüberbringen wie Aki Schwatzke, der Macher und Mahner?

Denn immer dran denken: im Schaufenster Rivalen- Folklore, im Hinterzimmer dieselben Interessen, wenn es um europäische Wettbewerbsfähigkeit geht. Was auch für Andere gilt, etwa die farblosen Leverkusener oder Leipziger.

Aki sagt also, wenn nicht bald wieder gespielt würde, „dann saufen wir ab“. Naja, wir hier wohl weniger. Er aber und seinesgleichen vielleicht schon eher. Man liest von Bremer Millionenkrediten und Schalker Bettelbriefen.

Und natürlich von der Sonderrolle des Profifußballs, die er hat, aber eigentlich auch nicht, zumindest aber nicht so sehr. Oder so.

Beim Aki klingt das so: „Weil der Fußball vielleicht innerhalb der Gesellschaft eine sehr relevante Rolle eingenommen hat, aber daraus kann ja jetzt nicht der Schluss sein, wir müssen jetzt alles versuchen zu verhindern, dass irgendjemand noch sagt, der Fußball beansprucht eine Sonderrolle“. Hat er so gesagt, und zwar bei Altmeister Wontorra, da kann über die Skype- Leitung auch schon mal der Sinn verloren gehen.

Jedenfalls geht es „um die Rettung des Fußballs“, keine Nummer kleiner. Und nach dem Argument der Lebensfreude neulich kramt er nun das Modell „Titanic“ aus seinem Fundus hervor.

Wie gut, daß ihn da noch der Uli vom Tegernsee aus sekundiert. Der lobt alles – die Kanzlerin, seinen Ministerpräsidenten und die DFL mit ihren Geisterplänen und Testserien, fast hätte ich von „Orgien“ gesprochen, aber das Wort ist ja nun vergeben.

Alle Register sind nun gezogen, und wer dem Charme von Aki und Uli nicht erliegt, dem kann man kaum helfen, oder? 🙂

Stuss – wackelt und hat Luft

Dann taucht dieses Papier auf, nur Stunden nachdem das Ableben des früheren Bundesarbeitsministers Blüm bekannt wurde. Und das macht die Sache eigentlich auf eine andere Art ganz besonders traurig.

Denn die aktuellen Leute in eben jenem Ministerium, genauer: dessen Spitze, sollen sich in Gesprächen mit der DFL befinden. Es geht da um Vorschläge zum Arbeitsschutz, so genannten „Überlegungen des Fachreferats“. Aus denen kann man schließen, daß da noch eine Differenz besteht zwischen Überlegungen und Nachdenken.

Aber bitte sehr: nichts ist zu dämlich als daß es nicht noch vorgeschlagen werden könnte:

Quarantäne für alle, zum Beispiel. Hatten wir neulich schon mal in der Verlosung. Wer immer in Kontakt mit den Spielern kommen kann, kommt ebenso wie die Kicker wochenlang zum Beispiel in ein Hotel. Und keine Sorge, liebe Leipziger: der sächsische Plan, Quarantäne- Verweigerer in die Psychiatrie zu stecken, ist inzwischen wieder verworfen worden. (Unglaublich genug, daß es ihn gab.)

Alternativ hierzu kommt vom Bundesarbeitministerium der Gedanke, daß es ähnlich so genannter „Sport- BHs“ dann wohl auch „Sport- Masken“ geben müsse. Die dürfen bei Kopfbällen nicht wackeln, anderenfalls müsse das Spiel unterbrochen werden.

Und da sie beim Atmen schneller durchfeuchten, sollten sie alle Viertelstunde gewechselt werden. Und zwar mit Sicherheitsabstand zueinander.

Das klingt so wahnsinnig realistisch und nach Fußball, darauf könne eigentlich nur solche Beamte kommen, was meint Ihr? Zumal ja gar nicht geklärt worden ist, was zu tun wäre, wenn die Masken von eventuellem Regen naß werden. Oder ob für die Unterbechungen bei Wackel- Masken der Videoassistent zuständig ist oder der diensthabende Schiedsrichter im Stadion.

Also bitte, liebe „Fachreferenten“: nutzt doch mal das Wochenende und arbeitet auch diese Gedanken mit ein, Und versucht mal, mit Maske zu sprinten. Falls es dann an Sauerstoff mangelt, macht Euch bitte selbst dafür verantwortlich!

 

Gefühlte Mißgunst

Wer hat denn da wohl verdutzter aus der Wäsche geschaut? Die Sportfreunde vom Kicker, die DFL- Chef Seifert gerade noch ein wohlwollendes Porträt gegönnt hatten – oder der Seifert selbst?

Da äußert das zahlende und doch nicht benötigte Fußvolk doch tatsächlich Kritik am Profifußball und sogar am Weiterführen der unterbrochenen Saison? Undankbares Pack, dem man nicht einmal mehr die Stehplätze für’n Zehner ermöglichen sollte, oder? Gut, daß der Hoeneß im Ruhestand weilt…

„Mißgunst“ habe er festgestellt, so Seifert. Und „überrascht“ davon sei er gewesen. Und wenn er erwähnt, daß die Bundesliga bald beginnen sollte, da sie sonst auch in ein paar Monaten nicht spielen würde – dann macht er das natürlich üüüberhaupt ganz und gar nicht um Druck auszuüben. Auf niemanden.

Die Liga als „Kollateralschaden von Corona“ – wie er es nennt. Damit scheinen sich immer mehr Leute arrangieren zu können. Sogar die hart gesottenen Fans. Und ich denke, das dämmert auch langsam Leuten wie dem Seifert:

Daß nämlich eine noch längere Abwesenheit der Liga eine Abstinenz seitens der Fans zum Gewöhnungseffekt werden läßt. Ignoranz trifft auf Desinteresse – letzteres hatte man doch so klug unterdrücken können all die Jahre.

Und nun? Platzt die Blase? Droht Fußball wieder auf Fußball reduziert zu werden? Haben andere Länder die gleichen Probleme? Dann wäre doch alles halb so schlimm. In den Niederlande sind Spiele bis September nicht erlaubt. Belgien will die Saison abbrechen. Aber hierzulande scheint man sich die größten Sorgen darum zu machen, die Leute vor den Fernsehern und Rechnern zu verlieren.

Denn ein worst case soll darin bestehen, daß bis ins nächste Jahr hinein keine Zuschauer mehr ins Stadion dürfen. Auch für diesen Fall sollen die Vereine mal alles wirtschaftlich durchplanen. Man könnte meinen, da geht einigen aus der Vermarktungsabteilung die Düse.

Wartesaal Wohnzimmer

Halt! Da hatte sich doch in den letzten Wochen im Schaulaufen aller Szenarien um einen Liga- Neustart immer noch nicht jeder zu Wort gemeldet. Und gerade noch rechtzeitig. so scheint es nach außen – ist der Sportministerkonferenz eingefallen, daß sie ja auch noch etwas zu sagen haben könnte.

Und da sieht es nach allen Beratungen und noch ausstehenden Arbeitskreisen eher nach einer Fortführung der Saison nach deren regulärem Ende aus. Also wenn der Mai schon fast vorbei sein wird.

Immerhin geht aus einem Papier der „Task Force“ aus DFL und DFB hervor, daß erst im Nachgang dann auch die 3.Liga, die Frauen und die Pokalspiele sich auf die Weiterführung der Saison einrichten können. Das drohende EM- Sommerloch wird also gefüllt.

Viel wichtiger aber ist noch die Frage, wie man den Inhaber der Freitags- und Montags- Spielrechte, DAZN, dazu bewegt, seinen Anteil der ausstehenden Fernsehgelder zu überweisen. Wenn keiner weiß, ob es exklusive Freitagsspiele geben wird. Und obwohl jeder weiß, daß es DAZN wirtschaftlich dieser Tage auch nicht leicht haben soll. Ein sehr spezieller „Sportsgeist“, der da zu Tage tritt.

Unterdessen machen sich die Vereine Gedanken darüber, wie man für Atmosphäre in den leeren Stadien sorgen könnte. Damit man sich im Wohnzimmer halt voller „Lebensfreude“ (Watzke) fühlt wie im Stadion. Wahrscheinlich wie im leeren Stadion.

Dort sollen, so plant man etwa in Paderborn, die Tor- Jingles bei Treffern laufen, die Ecken präsentiert werden von irgendwem und Einlaufmusik darf halt auch nicht fehlen.

Auf den leeren Tribünen hingegen lassen sich ganz hervorragend noch Werbeflächen erzeugen. Platz ist ja da – und Geld stinkt ja bekanntlich ohnehin nicht, wenn der Fußball so vor sich hin rollt.

Versichert, vermarktet, verbreitet

Das Wichtigste mal zuerst: der stets notleidende DFB hat eine kluge Versicherung abgeschlossen – die fängt ihm finanziell etwas ab, das er nicht einnehmen wird bei ausgefallenen Länderspielen und beim nicht stattfindenden Pokalfinale.

Schade, daß die Vereine der DFL nicht auf eine ähnliche Idee gekommen sind. Sonst würden sie vielleicht nicht auf Biegen und Brechen ab 9. Mai die Restsaison durchziehen wollen.

Andererseits: was ist schon das Ausfallgeld einer Versicherung gegen TV- Einnahmen und andere Vermarktungswege? Wenn selbst 1860- Manager Gorenzel von der Vermarktbarkeit von Geisterspielen schwadroniert. Und war es wieder BVB- Aki, der den Begriff der „Wohnzimmerspiele“ synonym zu verwenden empfiehlt?

9. Mai also – dreihundert Leute im Stadion und auf dem Gelände. Spieler, Offizielle, Schiedsrichter abgezogen, macht dann 202 auf und vor der Tribüne. Und ist knapp bemessen, wenn man das Produktionsteam der Fernsehanstalten berücksichtigt.

Doch: wer ist schon wichtig? Klar, die geldgebenden Medienpartner. Alle anderen können ja fernsehen, nicht wahr? Und wollen wir das nicht gleich für länger so festlegen? Könnte man damit vielleicht noch die Preise für sein angeschlagenes Produkt in die Höhe treiben?

„Da Krankheitsverifizierung sowie die klare Dokumentation der vermutlichen Übertragungswege im Vordergrund stehen“, so zitiert der Kicker ein Papier der DFL- Strategen, sollen positiv getestete Leute nicht automatisch der Presse gemeldet werden. Großartige Idee, deren Gesundheit ist anscheinend weniger wichtig und wenn sie Interviews einholen – selbst schuld. Es reicht doch, wenn die Sender für’s Übertragen bezahlen, was wollen die eigentlich noch? Und wenn’s im Hals kratzt, merkst Du es vielleicht noch früh genug. *Ironie aus*

Interessanter ist da schon die Empfehlung, „frühzeitig für einen ausreichend großen Kader im Saisonfinale zu sorgen“. Traut die Task Force etwa ihren eigenen Plänen doch nicht so ganz?

Brazzo heißt „Bürschchen“

Das Schöne an den bayerischen Ausgangssperren ist ja: Du läufst zum Beispiel in Münchens Säbener Straße nicht gleich in eine Handvoll Mikrofone. Das aber kann auch das Schlechte an der Ausgangssperre sein.

Denn eigentlich täte es dem Bayern- Manager, formerly known as Brazzo, ganz gut, mal wieder Stellung zu beziehen. Auch wenn manch einer beim FC Bayern vor einem seiner Auftritte graust.

Denn schließlich wurde Salihamidzic im Neuer- Interview zwar nicht namentlich, so doch eindeutig unterstellt, die undichte Stelle bei den Vertragsverhandlungen zu sein. Die zwischen Neuer- Berater Kroth. Bayern- Kahn und eben dem Brazzo stattfanden.

Namentlich wurde er nun aber nicht genannt, weshalb Salihamidzic sich den Schuh auch nicht öffentlich anziehen muß. Aber halt auch nichts von sich weisen kann, was da im Raum steht.

Und darauf, Neuer mit einer Strafe für ein nicht vom FC Bayern gegengelesenes Interview zu bestrafen, sehen sie wahrscheinlich auch ab – denn das würde nur dem weiteren Verhandlungsklima schaden.

Ich kann mir ja nicht helfen, aber der Salihamidzic macht eine dermaßen unglückliche Figur in dieser Angelegenheit… Und macht er es nicht von selbst, so sorgen andere dafür. Da hilft es auch wenig, wenn Rolex- Kalle – am Ende des Tages – dann ebenfalls via Bild beschwichtigen will.

Scheint so, als hätten alle einen guten Draht zum Boulevard, nur halt der Brazzo nicht.

Aber er kann dann ja auch erstmal dort lesen, daß in Bayern ab dem 9. Mai Geisterspiele gewagt werden können – sagt der entsprechende Ministerpräsident höchstöffentlich. Also bei Bild.

Laut Kalle und BVB- Aki kommt jetzt wieder „Lebensfreude in die Wohnzimmer“. Schade, mag sich der Brazzo denken, daß für ihn immer nur die schlechten Texte übrig bleiben – oder gar keine.

Zeitreise – In Unterzahl

Zum Wochenende mal Lust auf eine Zeitreise? Nein? Ich nehme Euch trotzdem mit. Nicht dorthin, wo einen die „Re-Live“- „Angebote“ diverser Sender und Printmedien hinführen, sondern wesentlich unspektakulärer. Oder auch nicht…

In die Zeit vor dem großen Kommerz im Fußball. Als es weder Kunstleder noch Kunstrasen gab und von einem Spiel gerade mal zwei oder drei Kameraeinstellungen. Als der Besuch im Stadion bei Regenwetter noch einen nassen Allerwertesten versprach.

Also ab auf die Alm in Bielefeld, Landepunkt Herbst 1986 an einem Sonntagnachmittag. Arminia gegen Saarbrücken in der 2.Liga, keine dreitausend Zuschauer, das war seinerzeit normal. Von Hype kein Schimmer am Horizont.

Und kein elf gegen elf auf dem Platz, denn so viele Spieler brachte Bielefeld nicht zusammen. Verletzungs- und Grippewelle hatten zugeschlagen. Dazu muß man wissen, daß damals nur drei so genannte „Amateure“ im Profifußball auf dem Platz spielen durften.

Einfache Rechnung: sieben nicht- verletzte oder gesunde Bielefelder Profis plus drei Amateure macht zehn Arminen. Die traten an gegen elf Saarbrücker.

Der DFB hatte dem Antrag auf Verlegung widersprochen, weil nicht alle Bielefelder aus demselben Grund (etwa Grippe) fehlten.

Und wie es kam, verletzte sich bald schon ein weiterer Profi. Damit war wechseln unmöglich und über 70 Minuten spielten 9 gegen 11. Verteidigten, was das Zeug hielt und droschen den – damals noch einzigen – Spielball des öfteren mal auf die Tribüne. Wo er dann erstmal eine Weile unter den paar Zuschauern die Runde machte, Zeit mußte von der Uhr. 😉

1:3 hieß es am Ende, aber das war eigentlich egal. Ein unscheinbares Zweitligaspiel hatte Geschichte geschrieben. Neun gegen elf – im Fußball von heute ein Ding der Unmöglichkeit. Obwohl Entscheidungen des DFB ja nach wie vor unmöglich erscheinen.