Aufstiege

So kann man es notfalls auch ohne EM- Nominierung aushalten: Verhandlungen mit dem englischen Wunder- Meister Leicester City. Ron-Robert Zieler passiert das gerade, EM- Zuschauer und mit Hannover 96 abgestiegen, wo nicht alle kontinuierlich seine Leistung gebracht hatten in der abgelaufenen Saison.

Und so manch einer mag gedacht haben, Zieler finde nichts Neues, da ja die festgeschriebene Ablösesumme in seiner Ausstiegsklausel am Wochenende nun abgelaufen ist. Doch Pustekuchen, während des verhagelten Testspiels von Jogis Jungs saß er im Flieger auf die Insel.

Ein anderer EM-Zuschauer,  Christoph Kramer, saß gestern im Erkenschwicker Stimbergstadion, weil er mit einem Spieler der Spielvereinigung befreundet ist und plauderte hinterher sichtlich entspannt vorm Vereinsheim mit jedem, der sich dazugesellen mochte.

Zuvor hatte er beim Oberligaspiel einen Aufsteiger gesehen (Sportfreunde Siegen) und einen virtuellen Aufsteiger mit der Spvgg. Erkenschwick. Die verzichten nämlich mangels Etat auf die Regionalliga West, mittlerweile schon zum dritten Mal übrigens. Auch wenn manch einer einen großen Namen des Ruhrpottfußballs gerne wieder gegen Essen und Oberhausen lesen würde: der Zuschauerschnitt beim Zweitligisten der frühen 80er Jahre liegt unter 300 Zuschauern und wirtschaftlich vernünftig ist schon die Oberliga ein Kraftakt.

Die Spieler mochten das nicht mehr mittragen, gleich 21 wurden vor der Partie verabschiedet. 6 von ihnen und der Trainer orientieren sich nach Haltern. Christoph Metzelder will seinen Heimatclub nach „oben“ bringen, Schalkes Höwedes sitzt mit im Boot und Didi Hamann konnte auch schon begeistert werden. „Ob es der bessere Verein ist, weil der sportliche Leiter im Porsche vorfährt?“, war eine der Fragen auf der Tribüne in Erkenschwick. Haltern spielt eine Klasse tiefer. – So spiegelt sich der große Fußball im kleinen.

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Von Rio nach Illertissen?

Er will ja! Ob sie ihn lassen oder nicht, der ausgebremste Weltstar Mario Götze. Und sie haben ihm ja schon „seriös“, so der Kalle, gesagt, daß sie ihn zukünftig genausowenig brauchen können wie der Pep. Der Mario aber sagt nach zwei enttäuschenden Jahren das, was man gerne schon früher von ihm gehört hätte – daß er seine Chance suchen will in München.

Viel interessanter finde ich allerdings, daß er sich von seinem bisherigen Berater getrennt hat. Oder, wie man inzwischen hört, der sich angeblich vom beratungsresistenten Mario. Nach fast schon eingefädeltem Liverpool- Deal.

Denn falls es sich der kleine Bankdrücker nun doch nochmal anders überlegen sollte, so streicht sein neuer Berater – sein Papi – die Provision ein, das Geld bleibt also in der Familie. Und wenn er sich wirklich ein Jahr den Ancelotti von hinten oder von der Tribüne aus angeschaut haben wird, kann er ablösefrei wechseln – und streicht das Handgeld für den Wechsel selbst ein.

Zwischendurch spielt er beim Jogi für den Erhalt oder die Steigerung seines Marktwertes. In der Hinterhand hat er ja immer noch sein Tor für die Ewigkeit, das er in Rio gemacht hat.

Somit käme der junge Mann durch Nationalmannschaft und ein paar Kurzeinsätze im Verein, wenn das B-Team antritt, auf 15 bis 20 Spiele im Jahr. Überschaubarer Aufwand, maximaler Ertrag. Ob ihn das als Sportler aber befriedigt? Oder hat Götze schon längst innerlich den Götz zitiert?

Die Bayern hätten dann halt die Möglichkeit, ihn in der U23 trainieren und spielen zu lassen. Etwa in Buchbach oder Illertissen. Das ist nicht ganz so wie Anfield oder Camp Nou, aber an Götze, der allzuoft eine gewisse Gleichgültigkeit ausstrahlt, wird auch das vorübergehen. Oder doch nicht?

Schusters neue Leisten

Erfolg macht sexy – und Sex bzw. Erfolg ist ja immer eine Frage der Definition. Und so war völlig zurecht Dirk Schuster Trainer des Jahres mit der schon dreieinhalb Jahre andauernden wundersamen Geschichte von Darmstadt 98.

Diese Truppe anderenorts verkannter Spieler, denen eine letzte Chance im Profifußball gewährt worden ist – dazu ein Trainer, der diesen Spielern ein passendes System mit auf den Weg gegeben hat. Völlig egal, ob es attraktiv aussieht. Es waren die Mittel, um mit diesen Spielern erfolgreich zu sein. Auch eine Form von Bodenhaftung, nicht den allgemeinen Erwartungen an Zauberfußball nachzugeben, wenn es die Mannschaft nicht hergibt.

Dem bislang letzten Erfolg – Klassenverbleib in der 1.Liga – folgt nun das Unausweichliche: ein Team wird auseinanderfallen, die einst Verkannten haben nun wesentlich lukrativere Angebote und die nehmen sie, zumal eher im Herbst der Karriere, an.

Für Schuster, der sich in seiner Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor ebenso für andere Clubs interessant gemacht hat, stellte sich daher die Frage: wieder einen Neuaufbau anfangen? Wieder mit einer Rumpftruppe zum Vorbereitungsbeginn dastehen? Kann er dabei nicht nur verlieren, inclusive irgendwann vom Hof gejagt zu werden?

Ich kann ihn verstehen, wenn er nun in Augsburg ein neues Kapitel beginnen wird. Sicherlich auch finanziell attraktiver, dafür aber nicht mehr mit der „Alleinherrschaft“ im sportlichen Bereich. Mit einer Mannschaft, die normalerweise ins gesicherte Mittelfeld gehört, versuchen, in die obere Tabellenhälfte vorzustoßen. Augsburg ist das, wo Darmstadt unter besseren Rahmenbedingungen in fünf Jahren sein könnte – nur daß es fraglich ist, ob es soweit kommt.

Dem Lilien- Märchen wünscht man ein neues glückliches Kapitel, das alte ist wohl beendet.

 

Happy Herri

Na, da war aber einer happy nach der überstandenen Relegation der Frankfurter. Selten sah man Heribert Bruchhagen derart gelöst und das ein oder andere Tränchen hatte er sich in seinem letzten Spiel als Vorstandschef auch verdrückt.

Er, den für gewöhnlich Sachlichkeit und Selbstironie auszeichenen und der selten vergißt, irgendwie noch auf Gütersloh oder Harsewinkel anzuspielen, wo er wohnt und woher er offenbar seine Bodenhaftung hat.

Auch wenn er vielen zu wenig risikoreich den Laden gelenkt hat, so hat er doch einem Verein, der gerne von großen Dingen träumt, gut getan. Gegengesteuert gegen Größenwahn und nebenbei noch ein wenig den ganz Großen der Branche die Stirn geboten. Auf eine Art, daß er dennoch persönlich mit Leuten wie dem Bayern- Uli gut kann – trotz heftiger Debatten.

Schade, daß es diese Art von Funktionär so nicht mehr gibt. Wenn ich an Leute wie Preetz oder Eichin denke, die zwar mehr oder weniger ihre Jobs erledigen, von denen man aber selten etwas vom Blick über den Tellerrand des eigenen Vereins hinaus hört.

Ebenso schade, daß solche Karrieren wie die von Bruchhagen kaum noch möglich erscheinen. Spielertrainer beim FC Gütersloh Anfang der Achtziger, im Hauptberuf Gesamtschullehrer. Sein eigenes Trainerdasein, so denke ich, ist auch mit ein Grund dafür, warum er sich mit dem Feuern von Trainern so schwer tat. Und auch in Nürnberg noch einmal Ex-Trainer Veh dankte, weil der einen Trainerwechsel angeregt haben soll.

Daß er an Familien- Wochenenden immer noch beim heimischen Amateurfußball reinschaute, zeichnet ihn ebenso aus. Ahlen oder Gütersloh, und dabei stets ansprechbar für Tribünennachbarn. Selbst beobachtet, fand ich das sehr angenehm in Zeiten, wo viele seiner Kollegen Personenschutz mitnehmen oder aber für die eigene U23 keine Zeit finden.

Bruchhagen selbst meinte, er würde dem Fußball nicht verloren gehen in seinem Ruhestand. Anders wäre es auch schade.

Und er hat recht, daß sein Nachfolger trotz des Happy Ends die alte Saison kritisch hinterfragen sollte. Denn immer hat die Eintracht nicht solch einen Dusel mit einem schwachen Gegner wie Nürnberg.

Folklore- Kommerz

Als besonders staatstragend war bisher ja stets der Bayerische Rundfunk verschrien, wobei Staat auch dehnbar zu verstehen ist. Zum Beispiel im Hinblick auf den bayerischen Vorzeigeverein, den von Uli, Kalle, Pep und Franz.

Nun aber war Schluß mit lustig -gerade, als es drum ging, was Lustiges zu übertragen, nämlich die Double- Feier der Bayern auf dem Münchener Rathausbalkon. Seit gefühlten Ewigkeiten ist das BR- Fernsehen dabei wie beim Bieranstich auf dem Oktoberfest, doch die Balkon- Folklore fiel diesmal kurzfristig aus.

150000 Euro hatte der Verein vom BR verlangt für die Übertragung der Feierlichkeiten. Und der BR zeigte Rückgrat und blies seine Sendung ab. Sport 1 – das seit längerem schon zum  Haussender des FC Bayern mutiert zu sein scheint – sprang ein und zeigte am Nachmittag statt des Spiels um den dritten Rang der Eishockey- WM dann Peps (sieges-)trunkene Mannschaft über ihrem Fan-Volk.

In der „Abendzeitung“ stellt der FC Bayern das Ganze wie folgt dar: Man „habe den BR gebeten, sich mit nach AZ-Informationen 150 000 Euro  ‚„an den Kosten – überwiegend für Sicherheit – in Höhe von etwa 300 000 Euro zu beteiligen‘ “.

Dabei sei nicht vergessen, daß dem Sender für jede Übertragung halt Produktionskosten entstehen. Was darüber hinausgeht, fällt nicht in dessen Bereiche. Und: eine Woche zuvor bei der Meisterfeier der Bayern-Männer und -Frauen waren solche „Beteiligungen“ noch kein Thema.

Aaaaber: eine Woche zuvor hat ja eine Zweitliga- Meisterfeier stattgefunden. In Leipzig, von, für und mit Red Bull oder Rasenballsport, so der Deckname. Dort hatte der Mitteldeutsche Rundfunk im Rausche der Glückseligkeit die Organisation des Bühnenprogramms übernommen, Bands eingeladen zu einem „Fußballfest für den Osten“ statt zur Aufstiegsfeier. Anscheinend macht sich sowas öffentlich besser. Red Bull soll dann die Kosten übernommen haben, dafür waren dann überall auf der Bühne die Logos des Brausekonzerns zu sehen, die MDR- Moderatoren standen stundenlang davor.

Sollte beim FC Bayern etwa jemand auf die Idee gekommen sein, dieses Leipziger Modell mal auf seine Münchener Umsetzbarkeit hin zu testen? Insofern ist es gut, daß der BR trotz Zeitdrucks und Quotenerwartungen dem Ansinnen des Pokalsiegers nicht nachgegeben hat.

 

 

 

Cup and Go!

Da braucht es fast drei Jahre lang, bis der Pep mal gelöst zu sehen ist und aus der Tiefe seines Fußballherzens zeigt, daß ihm sein Bayern- Team doch offenbar in dieser Zeit näher stand als manch einer von draußen vermuten konnte.

Ich fand diese ganz ursprüngliche Freude beim Pep nach dem Pokalsieg einfach schön anzusehen und hatte den Eindruck, das verlorene (und im Hinspiel auch vercoachte) CL-Halbfinale war an diesem Abend in Berlin eine Ewigkeit entfernt. – Möglicherweise ahnt der Pep auch, daß es in England eine ganz andere Aufgabe zu bewältigen gilt. Und Kalle hin, Uli her und vom Franz nicht zu reden: unter den großen Vereinen Europas wirken die Bayern immer noch familiär geführt als, sagen wir, eben Manchester City.

Oder deren Nachbarn, Man United. Frisch gebackener FA Cup- Sieger gegen Crystal Palace nach Verlängerung und in Unterzahl. Der erste Titel für Louis van Gaal – und auch sein letzter mit dieser Mannschaft. Denn die Freistellung des Niederländers war schon vor dem Anpfiff von Wembley beschlossene Sache.

Mourinho soll sein Nachfolger werden und es ist fraglich, ob van Gaal zum Sportdirektor „hochgelobt“ oder einfach nur nach Hause geschickt werden soll. Was übrigens wörtlich zu nehmen ist, hatte er doch angekündigt, ManU solle sein letzter Verein werden. Dann sei seine Karriere beendet.

So richtig warm scheint van Gaal in Old Trafford nie geworden zu sein. Und seine schroffe Art kam sicherlich auch nicht sonderlich gut an, er ist halt auf andere Art kantig als Vor-Vorgänger Ferguson.

So wird halt nichts aus dem gemeinsamen Schwelgen an ihre Bayern- Zeit mit dem Pep und dem Louis. Über Thomas Müller könnten sie sich garantiert umfangreich austauschen, den der Pep mitunter zu oft draußen gelassen hat und den der Louis erst einmal aus der 2. Mannschaft hochgezogen hatte.

Spruch- Reife

Es geht ja die Geschichte um von einem niederländischen Kandidaten bei „Einer wird gewinnen“ (TV-Geschichte, manch einer erinnert sich noch…), der wohl sehr gut gelaunt in der Probe den einen oder anderen Spruch rausgehauen hatte. Auf den kam dann irgendwann mal jemand vond er Produktion zu und sagte ihm, daß für die Gags doch bitteschön der Showmaster (also Kulenkampff) zuständig sei.

Mir fiel die Story wieder ein als ich vorhin höre, ein Schweizer Reporter soll Jürgen Klopp gestern nach dem Finale und der Pressekonferenz gefragt haben, was denn nun gelte: Kopp hoch oder Klopp hoch. Woraufhin Klopp das Interview beendete.

Klar, er hat verloren – wieder mal in einem Finale – und ist enttäuscht. Aber es ist ja gerade Klopp, der mittels seiner Sprüche nicht nur Presseauftritte unterhaltsam zu machen versteht, sondern hierüber auch gerne seine Souveränität dem Fragesteller gegenüber ausspielt. Vor allem dann, wenn keine Kamera dabei läuft.

Gern gibt er sich das kumpelhafte Image, sein persönlicher Markenkern war ja gestern den ganzen Abend lang bei Bier- und Autowerbung zu besichtigen. Dann muß er auch damit rechnen, mal etwas flapsig gestellte Fragen zu beantworten. Auch – bei etwas zeitlichem Abstand – nach einem verlorenen Endspiel und wieder etwas mehr „silverware“ (Zitat Klopp), vond er er ja vor dem Spiel sagte, daß er eigentlich genug davon im Schrank habe.

Dafür aber kann nun kein Fragesteller etwas, sondern eben auch der FC Liverpool, der nach wuchtigem Fußball vor der Pause sich durch das schnelle Gegentor zu Beginn der zweiten Halbzeit wie gelähmt präsentierte.

Nun steht Liverpool mit leeren Händen da, Sevilla gewann zum dritten Mal in Folge die Europa League und Klopps Team „hat nun mehr Zeit zum Trainieren“ in der nächsten Saison, so der Trainer. Bevor der Schweizer Reporter fragte.

Abwärts, aber doppelt

So einmalig, wie man denkt, war es ja gar nicht, was der SC Paderborn nun geschafft hat: das Durchrauschen von der ersten in die dritte Liga.

Es bleibt aber bemerkenswert, mit welcher Konsequenz dort ein gutes Jahr lang fast nur falsche Entscheidungen getroffen wurden. Was im Grunde schon in der Rückrunde in der Bundesliga anfing, als man zusah, wie allen voran der Trainer sich bei jeder freien Stelle ins Gespräch brachte. Es ist legitim, sicherlich, aber es bringt halt einen Laden aus der Balance und lebt genau das vor, was man von Spielern in der Situation nicht sehen will. So war dann Breitenreiter auch der eigentliche Gewinner aus dem Paderborner Bundesligajahr und daß er der einzige im Stadion sei, der Ahnung vom Fußball habe, mußte er ja auch noch von sich geben.

Und dann? War der Verein saniert, wollte aber so wenig Geld wie möglich reinstecken. Ein Trainer, der etwa unter Luhukay Co-Trainer war, selbst aber bereits in Paderborn vor Jahren als Cheftrainer gescheitert, durfte nochmals ran: Markus Gellhaus. Mutige Entscheidung vor diesem Hintergrund, vor allem aber preiswert.

Ging daneben, also ins andere Extrem gegriffen. Claudia Effenbergs Mann auf die Bank. Die Claudi busselt den Präsidenten. Den freut’s, solange es sportlich gut geht, hinterher beklagt er genau diesen Glamour und das mediale Aufsehen. Zudem muß der Effe Suspendierungen verkaufen, die der Präsident aufgrund von TV- Eindrücken in seinem Zweithaus auf Malle beschlossen hat. Daß man nebenbei Identifikationsfiguren der Mannschaft rauswirft, geschenkt!

Letzter Versuch: Stallgeruch. Den sollte der dritte Trainer der Saison haben, der Leiter des Nachwuchszentrums. Welches, frisch eröffnet, in der dritten Liga Kosten verschlingt, die man eigentlich gar nicht gebrauchen kann. Denn der zusammengewürfelte Kader hat es tatsächlich geschafft mit dem Doppelabstieg.

Und schneller als mancher auf dem Spielfeld gewesen ist, wurden am Feiertag die Spinde geräumt. Der Präsident hört auch auf, sein Vize und Erfüllungsgehilfe rückt auf, ist das ein Neuanfang? Wohl kaum. Drei Spieler unter Vertrag, der Etat halbiert und kein Sportdirektor in Sicht, der sich das antun will.

Ob Paderborn wiederkommt? Mir tut die halbe Belegschaft der Geschäftsstelle leid, die jetzt stempeln gehen kann. Die Kicker hingegen werden schon was finden oder haben schon neue Clubs in der Hinterhand.

Drei auf einmal

„Schwaben können alles, außer hochdeutsch“, oder sollte man dem Werbespruch noch hinzufügen „außer Fußball“? Immerhin ist es wohl ein Novum, daß gleich drei Mannschaften zweier Vereine aus einer Stadt am Ende einer Saison absteigen.

Beim VfB Stuttgart bewahrheitete sich das alte Motto, daß sich die U23 im Erfolg oder Mißerfolg der ersten Mannschaft widerspiegelt (ist bei Werder kaum anders). Letzter in der 3.Liga wurde die U23 des VfB, den Grundstein hierfür hatte Jürgen Kramny als Trainer gelegt. Bevor er dann zum Chefcoach der Ersten erhoben wurde und deren Abstieg vollendete.

Ein Ende gefunden hat nun auch Kramnys Job als Cheftrainer, in der zwieten Liga brauchen die Stuttgarter einen neuen Trainer, der die Zeichen der Zeit besser erkennt, wenn er zu umgänglich gegegnüber dem Team ist. Im Grunde war der Abstieg einer mit zwei Jahren Anlauf. Zweimal verhinderte Stevens mit Routine und robuster Ansprache den Abgang, aber es geht nicht ewig gut, sich nur von Saison zu Saison zu hangeln.

Daß der kaum wahrgenommene Präsident des VfB zurücktrat, nahm kaum einer wahr, ist aber eine logische Entscheidung und beschert dem Verein vielleicht mal wieder sowas wie Führung.

Fehlt nur noch Dutt, der seit seinen Anfängen in Freiburg und bei den Stuttgarter Kickers nirgendwo nachhaltigen Erfolg hatte – weder in Leverkusen noch Bremen und in Stuttgart nun auch nicht.

Den blauen Nachbarn aus Stuttgart-Degerloch hat es nun auch erwischt, am Ende hing es am Wehener 3:1 in der 93. Minute – ausgerechnet gegen die bereits abgestiegene U23 des VfB. Mit der teilen sich die Kickers ihr Stadion, das nur am Rande. Inclusive Derby, nun in der Regionalliga.

 

Kaum zu tippen

Der Klassenverbleib als Meisterschaft des kleinen Mannes bzw. des zitternden Vereins, da sieht man eher das, was man unter einer Feier versteht, als am oberen Ende der Tabelle. Klar, ist die Meisterschaft der Bayern zum Normalfall geworden und dürfte es auch in den nächsten Jahren bleiben. Ich warte ja schon drauf, daß die DFL eine Vizemeisterschale herausbringt 😉

Spannend ist also unten und die beiden Partien, in denen es um die Wurst geht, sind nur schwerlich zu tippen. Werder gegen Frankfurt… Bremen ist anscheinend zu allem fähig, auf dem Platz und in den Gremien ohnehin. Man denke nur an die ständig angefachte und gelöschte Trainerdebatte. Hervorragend ist, wie die Fans all dies erdulden und statt an selige Europapokalnächte den Abstiegskampf verinnerlicht haben. Ob es am Ende belohnt wird?

Denn schließlich kommt Frankfurt nach den Derbysiegen zum rechten Zeitpunkt in Fahrt, hat das Kämpfen gelernt und zuletzt Dortmund erfolgreich beackert. Ein Auswärtssieg in Bremen? Nicht unmöglich…

Und dann wäre da ja noch der VfB Stuttgart – die Schalgzeilen der Woche: Harnik holt ein lila Rennauto ab, Großkreutz wird Vater und macht in Dortmund ’ne Kneipe auf. Wobei die Kneipe schneller kommen wird als der Nachwuchs. Außerdem wird Sandhausens Schwartz als Kramny- Nachfolger gehandelt und auf ein Trainingslager auf Malle verzichtet man diesmal auch.

Schließlich geht es ja nach Wolfsburg, unter normalen Umständen ein wenig aussichtsreiches Unterfangen. Jedoch ist der VfL in dieser Saison eben keine Ansammlung von Charakterdarstellern mehr, sondern nur ein reichlich teurer Haufen, der Mittelmaß am Mittellandkanal abliefert. Und denen traue ich sogar zu, daß sie nicht einmal gegen Stuttgart durchziehen.