Aus dem Schmollwinkel

Das war ja eine Saison zum vergessen für Jerome Boateng, die während der Double- Feiern seiner Bayern im öffentlichen Schmollwinkel endete. Also auf offener Schmollbühne, wenn man so will.

Zeit also für ihn, dem der Uli einen Vereinswechsel angeraten hat und den der Loddar als sich selbst disqualifizierenden Profi sieht, jetzt zur großen Kampfansage auszuholen. Bevor alle, die es angeht, ins Internet müssen oder sich im Urlaub für das Auslaufmodell der Bayern- Verteidigung nicht interessieren.

Klar ist er enttäuscht, daß er nun gehen soll, während er vor einem Jahr trotz Wechselwunsches bleiben mußte. Um dann erst beim Jogi, dann beim Niko aussortiert zu werden. Von dem Niko, der im Pokalendspiel 2018 den Mats als Schwachpunkt der Bayern ausgemacht hatte. Den er nun dem Boateng aber vorzog.

„Da konnte ich mich auf den Kopf stellen und gut spielen“, sagt er, „ich war trotzdem raus in gewissen Spielen.“ Nachzulesen im Kicker.

Ob diese keinesfalls versteckte Kritik an Kovac ihm wirklich helfen wird zurückzukommen? Denn das hat Boateng vor, will nicht weglaufen. Sagt er.

Oder heißt es doch nur frei übersetzt, daß er notfalls zwei Jahre lang seinen Vertrag absitzt? Will er Bayern dazu bringen, seine Ablöse zu drücken oder gar zu stornieren? Schließlich gibt er sich unter dem oberflächlichen Ehrgeiz als potentieller Miesepeter im Umbruchjahr, das nun ansteht.

Oder will er einfach nur ganz in Ruhe sein Lifestyle- Magazin weiter ausbauen? Das kann man ja am besten, wenn man nicht spielt. Und für ein wenig Schicki- Micki im eigenen Blatt wäre der Standort München ja gar nicht so schlecht – auch wenn Effe ihn dem BVB wärmstens empfiehlt.

Wenn der Boa wirklich clever wäre, dann hätte er das Interview seinem eigenen Magazin gegeben und es in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit weiter gepusht. Aber da mangelt es wohl noch an der Reichweite des bunten Blättchens. Und der Uli liest es bestimmt nicht.

Happy Blues

Da gewinnst Du den UEFA- Pokal und kannst Dich von den mitgereisten Fans fast persönlich und per Handschlag verabschieden, nachts um eins in Baku. Denn nur insgesamt sechstausend Fans von Chelsea und Arsenal hatten den weiten Weg ans Kaspische Meer zurückgelegt, ebenso viele Tickets wurden zurückgegeben.

Dass das Stadion dennoch einigermaßen gut besucht wirkte, soll wohl mit Dumpingpreisen zu tun gehabt haben, für die die „Rest“- Tickets unters Volk gebracht wurden. Die meisten dieser Fußballfreunde waren aber bei der Siegerehrung bereits auf dem Nachhauseweg. Da muß die UEFA beim nächsten Mal nachbessern 🙂

Chelsea gewann 4:1, alle Tore fielen in der zweiten Halbzeit. Hazard war mit drei Treffern der überragende Mann bei den Blues, die nach der Pause richtig aufdrehten und Cech im Arsenal-Tor in seinem letzten Spiel den Abend verhagelten. Die Gunners hingegen hatten es versäumt, ihre starke erste halbe Stunde mit einem Tor zu krönen.

Und auch wenn Quervergleiche stets hinken: als Chelsea ins Rollen kam, konnte man erahnen, welche spielerische Wucht es der Frankfurter Eintracht im Halbfinale gelungen war zu unterdrücken.

Mit dem Unterdrücken war auch Mesut Özil mal wieder für Arsenal unterwegs. Nämlich eher defensiv, obwohl er auf der Spielmacher- Position eingesetzt war. Offensiv kaum zu sehen, wurde er eine Viertelstunde vor Schluß ausgewechselt.

Für die Gunners bleibt damit wieder einmal eine Titelchance liegen, sie spielen auch in der nächsten Saison in der EL. Das heißt, sie werden finanziell ins Hintertreffen gelangen im engen Wettbewerb an der Spitze der Premier League. Die Diskrepanz zu dem, was Man City oder Liverpool international einnehmen, ist doch arg groß.

Und bei Chelsea freut sich Trainer Sarri über seinen ersten Titel. Vergessen scheint, daß er im Laufe der Saison angezählt war. Vergessen auch der Ärger mit seinem Keeper während des Ligapokal- Endspiels, als sich der Torwart nicht auswechseln lassen wollte. Man muß sich auch nicht unnötig grämen auf dem Heimflug aus Aserbaidschan, denn der ist ja lang genug.

…in Nowosibirsk“

Manch einer mag sich noch an Alfred Tetzlaff erinnern und die immer wieder gern wiederholte Folge „Besuch aus der Ostzone“, in der es ums Fußballspiel Deutschlands gegen die DDR ging. „Wir schlagen Euch auch noch in Nowosibirsk!“, so die kernige Aussage.

Nun könnte man ja sagen, daß der Weg nach Baku verglichen mit Sibirien beinahe mit dem Kurzstreckenticket zurückzulegen wäre. Man kann aber auch infrage stellen, warum Endspiele in die fußballerische Diaspora vergeben werden müssen irgendwo am Rande des Kontinents. Verbandspolitik, sonst nichts.

Da geschieht es der UEFA doch wahrlich recht, daß es in Baku am Abend ein Londoner Stadtderby zu sehen gibt. Arsenal gegen Chelsea, deren Stadien je nach Weg zwischen acht und zehn Meilen entfernt liegen, fliegen ein paar tausend Kilometer um sich dort in einem leidlich gefüllten Stadion zu duellieren.

Das Ganze um 23 Uhr Ortszeit und ich wette, auch in Aserbaidschan gehen Leute am anderen Morgen zur Arbeit. Und wir wissen nichts über den öffentlichen Nahverkehr dort mitten in der Nacht nach diesem Kick.

Beide Fangruppen haben je sechstausend Tickets im Vorfeld bekommen, wer die übrigen Plätze bestellt, mag in den Sternen stehen. Und wer sprekulaitv ein Ticket bestellt hatte, konnte es nicht über eine Ticketbörse wieder loswerden, weil sein Verein nun nicht in Baku spielt.

Einige Frankfurter Fans hatten nun die tolle Idee, ihre bereits gebuchten Tickets an Kinder aus Baku zu spenden. Tolle Aktion, die inzwischen um Sach- und Geldpsenden erweitert worden ist. Gescheitert wäre auch dies beinahe an der UEFA, da man ja personalisierte Tickets nicht weitergeben darf. Jetzt aber hat der Verband das Ganze abgesegnet und hofft, daß die Kids auch so lange wachbleiben dürfen.

Die Daumen am Fernseher drücken wird Arsenals Mkhitaryan, der sich als Armenier in Aserbaidschan nicht wohlfühlt. Nicht umsonst achtet die UEFA bei Auslosungen darauf, daß die Mannschaften beider Länder nicht gegeneinander spielen. Arsenals Aufwärmshirts mit Mkhitaryans Namen wurden übrigens verboten…

Und als eine der großen Tageszeitungen dieser Tage von einem politischen Signal“ durch das Spiel in Baku sprach, dachte ich nur, es ist ein verdammt schlechtes.

Schwabensturz

Achtzehn Stunden ohne Internet hier und Union steigt auf. Was natürlich nichts miteinander zu tun hat. Und zum Glück gab es ja Béla im Free-TV kurz vor Mitternacht und anschließend heute plus – Nachrichten in einer Sprache für traumschiffsedierte zdf-Rentner – mit drei MInuten und genauso wenig Toren wie vorher beim Béla.

Manchmal aber genügt halt auch das Minimal- Ergebnis für absoluten Freudentaumel. Unions 0:0 gegen Stuttgart bedeutete den Aufstieg und ganz ehrlich, ich schaue mir lieber (vorerst) eine Saison lang deren Klassenkampf an als Stuttgarts kumulierte Unfähigkeit in der gefühlt fünften Fortsetzung.

Natürlich: schuld hat entweder niemand am Schwaben- Abstieg oder aber alle. Daß sich da kurz nach dem Spiel niemand konkret äußern wollte: geschenkt und allzu verständlich.

Aber es dürfte zu kurz greifenzu sagen, der letzte Trainer kam zu spät. Oder Hitzlsberger hätte mal besser früher einsteigen sollen. Von der Experten- Eloquenz in die rauhe Wirklichkeit, das war halt erstmal wieder ein Sprung für ihn.

Vielleicht ist ein Ergebnis auch, daß ein Weinzierl ähnlich überschätzt worden ist wie zuvor in Schalke. Daß man dem erfolgreichen Korkut einen Kader hinstellte, der zu seinem bevorzugten Fußball gar nicht paßte, gleichwohl Europa erobern sollte. Und daß am Ende nur Flickschusterei stand und man ohne Niederlage in den beiden Relegationsspielen absteigt.

Was wohl Stuttgarts ehemaliger Kaderplaner Reschke dazu sagt? Sicherlich auch nichts. Schließlich wurde er ja mit ’nem Job auf Schalke „belohnt“.

Isoliert, abserviert, relegiert

Nun bleibt der Kovac also doch und zwar „hundertprozentig“, wie der Uli sagt. Und damit schonmal ein Dankeschön für das erste Dauerthema der nächsten Saison. Denn was ist in München schon ein Double, wenn es mal wieder drei Unentschieden am Stück geben sollte im Herbst? Von einer Mannschaft, die weiter umgebrochen werden soll.

Baustelle Boateng: der hat zwar noch Vertrag für zwei Jahre, wird aber – im Gegensatz zum alten Nachbarn in der Innenverteidigung Hummels – seit Wochen vom Trainer kaum noch berücksichtigt.

Daß ihm dann nach den aktuellen Titeln weder nach Hüpfen noch gespielter Fröhlichkeit der Sinn steht, kann ich verstehen. Auch wenn man das weniger öffentlichkeitswirksam rüberbringen sollte. Doch Selbstisolation, innere Kündigung, hilft da auch nicht weiter.

Uli rät ihm daher zum Wechsel, der Boateng vor Jahresfrist noch verweigert worden war. Ob er ihn allerdings gut auf den Markt bringt, wenn er ihn als „Fremdkörper“ in seinem Team etikettiert, mag man bezweifeln. Doch wo sollte er denn hin? Für ein europäisches Spitzenteam wird es allmählich eng.

Nach Europa wollte ja auch der VfB Stuttgart vor dieser Saison. Nun spielt er immerhin nach Europapokal- Arithmetik um den letzten freien Platz in der Liga. Dazu muß nach dem 2:2 im Hinspiel bestenfalls ein Sieg bei Union Berlin her.

Ist es eigentlich Ausdruck von Optimismus, daß neben dem neuen Trainer auch schon Neuverpflichtungen die Runde machen – obwohl sich die Ligenzugehörigkeit erst noch klären muß? – Das Dumme ist ja, beim VfB Stuttgart hat man seit einigen Jahren nicht den Eindruck, daß sich da mal etwas nachhaltig zum Besseren wenden würde. Und ob er auf Anhieb wiederkommen würde?

Union täte der Bundesliga sicherlich gut. Umgekehrt auch? Sicherlich müßten sie etwas von ihrer Identität aufgeben im Konzert der Top 18. Ich kann mir vorstellen, das wird im Anhang der „Eisernen“ regelmäßig diskutiert.

Im Free-TV zeigt übrigens das Zweite ab kurz nach 23.30 eine Zusammenfassung und läßt Béla als Betthupferl ran.

Und wieder einmal…

Was hatte ich da unterwegs im Radio gehört? „Mit Herz und Verstand“ seien die Bayern zum Pokalsieg und damit zum Double gekommen eine Woche nach der Meisterschaft. 3:0 gegen Leipzig in einem optisch wohl arg rot- weißen Duell. Glückwunsch!

Im Vorfeld hätte ich mir durchaus einen längeren Abend vorstellen können, bis hin zum finalen Showdown vom Punkt aus. Gut, sie waren pünktlich durch damit.

Nicht so ganz sicher bin ich mir, ob Niko Kovac wirklich seinen Job gesichert hat mit dem Pokalsieg. Oder ob es eben nicht doch einen Burgfrieden gegeben hat, der selbst schon dank Kalle brüchig genug scheint. Beide verweisen auf den Wochenbeginn – aber müßte man das, wenn doch alles so vertraglich klar scheint?

Und ja – selbst der Jupp wurde mal bei Real als frischer CL- Sieger nach Hause geschickt. Erfolge garantieren inzwischen keine Beschäftigung mehr. Entscheidungen werden unabhängig von Ergebnissen gefällt – klingt gut, aber einige Trainer erfahren derzeit die Kehrseite dieser Medaille.

Im Falle der Bayern weht ja ohnehin schon ein Gegenwind, was den Umgang mit dem Trainer betrifft. Wäre der wirklich noch viel schlimmer, wenn Kovac die Papiere bekäme, während alle Welt über die Nationalmannschaft und Klopp im CL- Endspiel reden?

Rasenball- Ralle ist ja auch nicht mehr Trainer seiner Mannschaft, sondern „nur“ noch Sportdirektor. Manch einer denkt: Aufpasser für Nagelsmann. Und auch für Markus Krösche, der in Paderborn einen Aufstiegskader zusammengestellt hat, nun aber nach Leipzig gehen soll.

Nur: als was? Auch wenn er wenige Jahre an Erfahrung auf dem Posten hat: Krösche hatte Erfolg und ob er wirklich gut beraten wäre, von eigenverantwortlichen Manager zur rechten Hand oder zum Handlanger Rangnicks gemacht zu werden? Und umgekehrt: braucht Leipzig wirklich einen Brause- Brazzo?

Und was wird nun aus Leipzigs Werner? Im Bayern- Bus ist er anscheinend nicht sofort mitgefahren 😉

Bühne bereitet

Da entblödete sich das Landesprogramm doch tatsächlich nicht und zeigte am Vormittag das Abschlußtraining von RB Leipzig im Livestream! Und man darf gespannt sein, ob es nicht noch Programmänderungen im Laufe des Wochenendes geben wird. Schließlich war man ja schon bei einer der Aufstiegsfeiern mit den Firmenlogos in einer Sendung auf der Bühne gestanden.

Also warten wir geduldig, ob es beim mdr demnächst auch noch das Rasenmähen oder das Anstehen am Frühstücksbüffet im Hotel live übertragen gibt.

Und der Rest wird in Berlin sicherlich auch wieder gut inszeniert werden. Darauf verstehen sich ja beide Endspielteilnehmer aus München und Leipzig ganz gut. Schließlich bauen der Uli und der Ösi-Didi ja die neue Sporthalle in München gemeinsam und der Franz hatte ja anfangs den Didi beraten, wie ein Verein groß werden kann.

Wie kann man da denn noch gegeneinander Fußball spielen? 🙂 Das riecht fast nach einen Unentschieden und am Ende wird es Elferschießen, Dosenwerfen oder Fingerhakeln geben.

Und vielleicht auch zwei Ex- Trainer. Rasenballs Ralle hört ja auf der Bank auf und bleibt Sportdirektor. Höchstwahrscheinlich. Denn eigentlich wäre er ja gern weltweit Sportdirektor bei den Red Bull- Teams in Amerika und Brasilien, in Leipzig ohnehin. Jetzt muß ihm aber erstmal jemand erklären, wie das Ding um RB funktioniert – und daß man nicht bei einem Verein und einer Firma zugleich arbeiten kann. Ob er sich noch entscheiden kann, der Ralle?

Kollege Kovac hingegen kann den Pokal verteidigen oder auch nicht, Anfang der Woche wolle man sich zusammensetzen. Sagt der Kalle. Der zugleich sagt, er habe den Niko nie in Frage gestellt.

Rückendeckung hat er ihm aber auch keine gegeben. Der Niko geht sogar so weit, daß er Fragen zu seiner Zukunft als „deplatziert“ empfand. Und verwies auf Dienstag nach dem Pokalfinale und dem „Retterspiel“ in Kaiserslautern. Wonach klingt das alles?

Auf der Bühne Olympiastadion gibt es hoffentlich ein enges und spannendes Spiel. Und was gern vergessen wird: auf der Tribüne bleibt der Platz vom Grindel frei!

Kickende Kaderplaner

Geträumt hat er ja immer von Real, Bayerns Lewandowski. Hatte sogar den Berater gewechselt vor einem Jahr – doch in Madrid war man stets anderer Auffassung angesichts von CR7 und wenn selbst ein Bale eher auf der Bank hockt als auf dem Platz steht.

Ergo drängte Lewandowski stets auf den Plan B – heißt: dann müssen Weltklassespieler eben nach München gelotst werden. Lange Zeit stieß das auf taube Ohren bei Bayerns Machern und ich kann mir vorstellen, daß bei manch anderem Spieler auch mal das Portemonnaie ein paar Scheinchen dünner geworden wäre, wenn er sich öffentlich in die Personalpolitik reinhängt. Nicht so bei Diva Lewa.

Und ebensowenig gefragt erzählt er nun, welch ein toller Spieler doch Leroy Sané wäre. – Ich denke mal, zu dem Urteil würden wir hier auch kommen, oder?

Welch ein Glück, daß Lewas Chef Uli das auch so sieht und bestätigte. Sané wäre ein Thema. Denn beim Pep sitzt er eher auf der Bank – und wenn der Uli dem Pep einen Gefallen tun kann und Lewandowski mal wieder seinem Kerngeschäft widmet, wären alle zufrieden.

Von ganz anderer Größe zeugt da die Einsicht bei Mario Gomez. Sein Näschen habe er zwar noch nach wie vor im hohen Stürmer- Alter, aber mit der früheren Dynamik sei es nicht mehr so weit her. Weshalb der frühere Nationalspieler auch dem damaligen Stuttgarter Manager Reschke angeraten habe, einen Ersatzmann/ Nachfolger für ihn zu holen.

Daher sei er, Gomez, auch nullkommanull sauer, wenn er auf der Bank sitze. Und daß er auf Anhieb treffen kann, zeigte er ja beim 2:2 im Relegations- Hinspiel gegen Union Berlin. Nach der Halbzeit eingewechselt, traf er fünf Minuten später zur vorübergehenden Führungder Stuttgarter. Übrigens, man staunt, ein Tor mit Anlauf. Eher untypisch für Gomez.

Während Union im Rückspiel ein 0:0 oder 1:1 zum aufstieg reicht, muß Stuttgart gewinnen (oder 3:3 etc. spielen) für den Klassenverbleib. Daumen drücken dürfte der neueste Neuzugang des VfB. Paderborns Klement hat gerade unterschrieben und mag gewiß nicht binnen einer guten Woche auf- und absteigen…

Rette sich, wer’s kann

Die Bayern zittern um den Aufstieg. Ihrer zweiten Mannschaft in die dritte Liga. Müssen ein 1:3 umbiegen, aus Wolfsburg. Bei deren zweiter Mannschaft. Sowas guckt man sich nicht an, oder? Mangels Interesse.

Und die große Relegation? Guckt man sich auch nicht an. Mangels Abo. – Der VfB Stuttgart muß oder darf gegen Union Berlin antreten und um den letzten freien Erstligaplatz in der neuen Saison kicken.

Einmal abgesehen davon, daß die breite fußballinteressierte Öffentlichkeit nichts davon mitbekommen wird: planen die beim VfB eigentlich schon die neue Saison – und wenn ja, in welcher Liga? Ist es ein toller Schachzug, alle Aufmerksamkeit von der Mannschaft fernzuhalten oder läuft der VfB Gefahr, daß seine Spieler das mißverstehen?

Der neue Trainer ist mit Tim Walter auf alle Fälle schon einmal jemand mit Zweitligaerfahrung. Von einer Saison in Kiel. Kann man sicherlich so machen, wenn man mit etablierten Leuten zuvor auf die Nase gefallen ist.

Und außerdem war Walter ja mal beim Nachwuchs des FC Bayern. Aber hat das mit dem Bayern- Gen in Schwaben funktioniert? Gomez? Badstuber? Ich glaube, seit der Lahm- Leihe nicht mehr – und das muß gefühlt fünfzehn Jahre zurück liegen.

Nun wird also ein ausverkauftes Stadion den VfB pushen wollen gegen Union. Irgendwie mit der Extraschicht eine verhunzte Saison retten.

Bleibt abzuwarten, wie sich der Zweitliga- Dritte dagegen stemmen kann. Auch zuletzt in Bochum beim 2:2 haben sie Comeback- Qualitäten bewiesen, aber in den letzten Wochen insgesamt keine allzu erfolgreichen Auswärtsspiele hingelegt.

Andererseits traue ich Berlin zu, daß sie ie Partie zumindest so eng halten können, daß sie im Rückspiel noch eine Chance haben werden, um in der neuen Saison ein Stadtderby gegen Hertha auszutragen. Auch wenn man das Rückspiel kaum wird sehen können.

 

Ein Abbruch ist kein Beinbruch? O, doch!

„Ja, gut, ich sag‘ mal…“ – „Ich spiele da, wo der Trainer mich hinstellt.“ – „Wir denken von Spiel zu Spiel.“ Man könnte meinen, rhetorisch sei das alles recht überschaubar.

Und da kann man weiter denken: es ist bestimmt nicht verkehrt, bei einem Unentschieden von einem ausgeglichenen Spiel zu schreiben. Oder von einem einsetigen bei einem vier zu null etwa.

Manche denken dann noch weiter: man kann das auch gleich Algorithmen überlassen und schickt gar niemanden mehr zum Berichten ins Stadion. Spart Geld und der Leser – den manche Entscheider auf einer geistigen Ebene vermuten wie angeblich die Fußballer – merkt das doch sowieso nicht. Oder?

Dumm ist es nur, wenn wie vor vier Wochen beim Regionalligaspiel zwischen Wuppertal und Dortmunds U23 irgendwo ein 0:0 kursiert und ein entsprechender Nachbericht. Dabei wurde das Spiel nach nicht einmal einer Viertelstunde abgebrochen!

Wie das kommen kann? Der Text wurde nicht am, sondern vom (!) Computer erstellt. Sportplatz Media heißt die Firma, die mit einem Phrasenkasten – fachdeutsch heißt das Text engine – erstellt. Bei Sportplatz Media halte der Olympia Verlag ein Viertel der Anteile, berichtet das Portal „uebermedien.de“ . Da wundert es dann auch wenig, wenn oben erwähnter Artikel selbst online im Kicker Verwendung fand.

Die Textbausteine wiederum generiert man unter anderem aus Meldedaten wie von Fussball.de – und schustert dann daraus die Artikel. Blöd ist’s halt, wenn dann ein Ergebnis steht statt des Abbruchs.

https://uebermedien.de/37970/aus-der-tiefe-des-maschinenraumes/?utm_source=pocket-newtab

Diese Form von Computer- Journalismus liefert ungewollt ein Plädoyer dafür, lieber selbst ins Stadion zu gehen und sich ein Bild von seinem Lieblingsverein zu machen. Oder aber das gute alte Lokalblatt in die Hand oder die Suchmaske zu nehmen. Denn die haben noch den Anspruch, bei einem Amateurspiel präsent zu sein und/oder mit Spielern und Trainern zu sprechen. Und zwar von Angeischt zu Angesicht – und gerne auch von Spiel zu Spiel.