Ihr Lieben, mein Blog wird in den nächsten Tagen ein wenig pausieren. Vielleicht werde ich hier und da mitlesen, mitkommentieren – und ich werde auch ganz bestimmt weiter bloggen, allerspätestens wenn sich die Sommerpause ihrem Ende nähert.
Es wäre auch in ihrem Sinne. Im Sinne meiner Mama oder „alten Dame“, wie mancher von Euch sie aus Mails kennt.
Mit ihr fing alles an. Sie war es, die bei meiner Geburt ihr eigenes Leben riskierte. Aber der Wille nach zwei binnen drei Tagen verstorbenen Kindern es jenseits der 40 nochmal zu versuchen war stärker. Sonst wär ich gar nicht hier.
Sie gestaltete mir eine Kindheit, in der ich entdecken und wachsen konnte. Eine reiche Kindheit. Reich an Liebe. Materielles war unwichtig – und daß es mitunter mal knapp war, habe ich dank ihr gar nicht bemerkt. Sie konnte aus wenig ganz viel machen. – Und wenn mit mir keiner spielen wollte, dann ging sie mit mir auch auf den Bolzplatz. In den Siebzigern ein eher ungewöhnliches Bild, aber ihr machte es nichts aus.
Sie brachte mir bei, zu einer Meinung zu stehen. Haltung zu haben, auch wenn es nicht die Meinung oder die Haltung der Mehrheit ist.
Bei Prüfungen hörte sie mich vorher ab. Und freute sich über meine Erfolge mit. Ihr war „hohe Schule“ einst verwehrt worden, weil die Geschwister auch nicht dorthin gingen. Die Manuskripte meiner Examensarbeit, die nachts entstanden tippte sie am Morgen ab, während ich ausschlief. Oder fuhr fotokopieren in die Uni. Der Umgang mit jungen Leuten machte ihr Freude.
Sie bestärkte mich darin, mein Referendariat hinzuschmeißen als sich die Chance bot, in meinen Traumberuf beim Radio einzusteigen. Von jetzt auf gleich von Bielefeld zum Praktikum nach Frankfurt/Oder. Stand mitten in der Nacht auf und kochte, wenn ich zum Wochenende nach Hause kam und ließ sich bis frühmorgens meine Abenteuer der Woche erzählen.
Freute sich, als es für mich nicht beim Praktikum blieb. Daß es in den Sport ging. Nahm meine Stücke und Reportagen mit dem Cassetten- Recorder auf und erinnerte uns daran, daß ich schon als kleiner Junge Tischfußball reportiert hatte. Mit heller Stimme und dem integrierten Mikro des Grundig- Cassettenrecorders. Bis heute hat sie diese „Frühwerke“ aufbewahrt.
Sie war es, die „Büro machte“ in meinen Anfangsjahren wenn ich viel unterwegs war. Und die auch mal überbrückte, wenn es ein wenig „klemmte“, weil Honorare auf sich warten ließen. Sie interessierte sich dafür, wohin es mich überall verschlug. Ganz selten kam sie sogar mal mit. Im Alter immer weniger, dafür verblüffte sie manch einen vom Pflegedienst mit ihren Fußballkenntnissen. Zuletzt freute sie sich über „mein“ Gewitterspiel in Wolfsburg und Arminias Klassenverbleib.
47 Jahre lang habe ich ihre Liebe und ihre Wärme genießen dürfen. Es hätten gern noch ein paar mehr sein können. Seit der Nacht auf Dienstag sind sie und mein Vater wieder vereint.
Was und wo wäre ich ohne meine alte Dame?
Danke für alles, Mama! – Und schlaf‘ gut!