Three Lions und der Löw

All die sportlichen Nachrufe schenken wir uns mal weitestgehend, oder? Wer dennoch bullshit bingo spielen mag: „zu Dank verpflichtet“, „langen Weg gemeinsam gegangen“ und „bleibt für immer verbunden“ wären meine Favoriten.

Mit dem 0:2 im Achtelfinale gegen England ist also die Zeit vom Cremeboy Jogi als Bundestrainer endgültig vorbei. Und kann man schöner ausscheiden als in Wembley? Hey, da hatten andere Trainer schon ganz andere Destinationen als letzte Dienstfahrt.

Ein durchaus ansehnliches Spiel mit Großchancen – aber es war eben auch wieder die inzwischen alte Leier unter Löw. Irgendwann hast Du das Gefühl, da fehlt ein Plan B. Also ein richtiger, ein alternativer.

Da kommt ein Werner in die Startelf, der aber von den Engländern keine Tiefe geboten kommt. Und wenn er mal Tiefe hat, kriegt er keine Bälle. Verpufft zwangsläufig, das Ganze. Gnabry und Sané zu bringen, um ein Spiel zumindest in die Verlängerung zu kriegen… kann man probieren, bringt aber nichts. Und dafür Gosens mit seiner brachialen Präsenz zu opfern – schade.

Wenn ich sehe, wie Gnabry nach seinem Ballverlust an der Mittellinie stehen bleibt, sich einmal um die eigene Achse dreht und sich dann trabend nach hinten bewegt um besseren Blick auf das 0:2 zu haben… Da wünsche ich mir einen Trainer, der ohne Rücksicht auf pädagogisch wertvoll den Jungen gleich wieder runter nimmt. Natürlich hat er das Spiel nicht allein verloren.

Musiala, gegen Ungarn noch Wegbereiter des entscheidenden Ausgleichtreffers, kommt ganz ganz spät im Spiel. Angeblich sei er noch nicht so weit. Vielleicht. Vielleicht hätte es aber auch den Gegner überrascht?

Ganz sicher ist das Ausscheiden gut, um manch einem vor Augen zu führen, daß es in den letzten Jahren wirklich schleichend bergab ging unter Löw. Aber wer erwischt schon den richtigen Zeitpunkt für den Ausstieg?

Von Ruhestand soll beim Löw keine Rede sein. Manch Spieler dürfte überlegen, ob er die Wüsten- WM noch mitnimmt oder nicht. Andererseits wäre ein Komplett- Umbruch binnen anderthalb Jahren auch eine arge Herausforderung.

Bei all dem ging übrigens das letzte Achtelfinale fast unter. Die Ukraine besiegte in der Nachspielzeit der Verlängerung die Schweden. Sehenswerte Begegnung, am Ende ein – so wenig ich den Begriff mag – Abnutzungskampf. An dessen Ende die Ukrainer platt aber glücklich waren.

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Bis ganz zum Schluß

Da gab es anscheinend wirklich Leute, die zu gehen schienen am Ende der Verlängerung zwischen Frankreich und der Schweiz. Entweder VIP- Touristen oder aber in Bukarest fährt vor Mitternacht die letzte Straßenbahn. Eine andere Erklärung hätte ich nicht.

Denn natürlich gab es das spannendste zum Schluß und Mbappé verschoß den letzten Elfer gegen Sommer, so daß die Schweizer nun im Viertelfinale stehen. Das war wirklich mal ein klasse Spiel, welches in der zweiten Halbzeit so richtig an Fahrt aufnahm.

Der Halbfinalgegner Quatsch, Viertelfinalgegner natürlich – Dank an Sigurd für den Hinweis) der Schweizer, Spanien, brauchte nicht ganz so lange. Das 5:3 nach Verlängerung gegen Kroatien war aber nicht weniger sehenswert. Vor allem die kroatische Führung – ein Eigentor aus 45 Metern Entfernung bei schlafendem spanischen Torwart. Es lohnt sich wirklich, ein Wahl zum Eigentor der EM zu veranstalten – darauf wird die Uefa aber kaum kommen, denke ich.

Und um es nochmals zu wiederholen – 5:3 siegte Spanien. Wer auf den ZDF- Kommentar vertraute, bekam ein 4:2 zu hören, habe ich gelesen. Wie gut, daß ich auf Ton verzichte.

Kleiner Gag der Bildführung heute: man hat keinen Abpfiff gesehen. Irgendwelche Wiederholungen in der letzten Minute, dann gingen die Leute schon vom Platz. Seltsam….

Steht also der Klassiker an in Wembley: Deutschland gegen England. Bei den Achterbahnleistungen von Löws Mannschaft kann man das alles schwer einschätzen. So lange die Anderen die schweren Gegner aus dem Weg räumen… daran mag man ja gar nicht denken.

Fraglich, ob der Noch- Bundestrainer an seiner standardisierten Startelf festhält oder wirklich etwas variiert. Goretzka und Musiala haben sich ja gegen Ungarn dafür beworben, mehr Einsatzzeit zu erhalten. Aber das muß nichts heißen.

Gegenüber Southgate bekommt dieser Tage nicht nur seinen Fehlschuß im Elfmeterschießen anno Zwieback aufs Brot geschmiert, sondern allgemein seinen Stil Fußball spielen zu lassen. Für den Boulevard, insbesondere den britischen, ist mal wieder Hochzeit angesagt. Ob auch das Duell wieder ins Elfmeterschießen geht?

Urlauber wider Willen

Einen neuen Europameister wird es auf jeden Fall geben, Portugal ist draußen nach dem 0:1 gegen Belgien. wie schon gegen Deutschland, schien dem Titelverteidiger der Stecker gezogen, erst in der Schlußphase drängte das Team auf den Ausgleich. Ob es CR7 letzter Auftritt bei einer EM war? Bei der nächsten in drei Jahren wäre er 39…

Belgien hingegen ist dem Titel ein Stückchen näher gekommen und darf zur Kenntnis nehmen, daß Nachbar Niederlande nicht mehr dabei ist. Ein 0:2 in Unterzahl gegen Tschechien macht es möglich und nun dürfte wohl im Nachbarland eine Trainerdiskussion Fahrt aufnehmen. Darüber etwa, wie unattraktiv für niederländische Verhältnisse gespielt wurde, auch bei den drei Siegen in den Gruppenspielen. Auch über das 5-3-2, welches so gar nicht der üblichen Ausrichtung entspricht, dürften sie diskutieren. Zumal halt kein Titel herausspringt, der dem Trainer natürlich dann „Recht gegeben“ hätte.

Kommt am Abend die nächste Überraschung? Kroatien, wenn auch ohne Perisic, nimmt es mit Spanien auf. Die hatten erst im letzten Gruppenspiel überzeugt, hadern ansonsten mit sich selbst. Die aktuelle Mannschaft ist noch weit von den Maßstäben entfernt, die ihre Vor- Vorgänger mal gesetzt haben.

Kroatien könnte körperlich dagegen halten, spielerisch haben sie auch einiges zu bieten. Eine klare Angelegenheit für die Spanier ist das auf keinen Fall.

Bei Franzosen und Schweizer scheint das schon eher der Fall zu sein. Les Bleus spielen so, wie sie auch schon die letzten Turniere bestritten hatten. Kompakte Abwehr und schnelle Leute nach vorn, das sollte auch zum Erreichen des Viertelfinals reichen.

Damit tröpfeln auch allmählich die Stars in ihrem Urlaub ein, während die meisten der Heimatvereine wieder mit dem Training beginnen. In knapp vier Wochen startet die zweite Liga, drei Wochen danach die erste. Und die Qualifikation zur CL ist bereits durch, da fangen demnächst die ersten Playoffs an. Das geht alles nahtlos.

Egal, wie

Weiter mit Weltrekord – da ist es doch den Italienern egal, wenn der Auftritt gegen Österreich zäh gewesen ist und man erst die Verlängerung brauchte, um das Viertelfinale zu erreichen. 1170 Minuten ohne Gegentor, das muß der italienischen Mannschaft erst einmal jemand nachmachen, die Deutschen werden es kaum sein.

Österreich hingegen hat den Mitfavoriten ordentlich gefordert und wird nach dem ersten Frust die eigene Leistung sicherlich noch ein wenig positiver sehen.

Zweiter Viertelfinalist sind die Dänen. 4:0 und ein wenig zu hoch gegen Wales, das neben Bale halt vor allem Leidenschaft zu bieten hat, aber weniger Spielstärke. Direkt nach der Halbzeit war die Partie mit dem zweiten Treffer schon entschieden.

Spannend wird es am Abend, wenn Portugal und Belgoen aufeinander treffen. Eines ist klar: einer der Mitfavoriten muß die Heimreise antreten. Und das kann ich mir eher bei Portugal vorstellen, trotz CR7 in ihren Reihen. Denn das Spiel gegen Deutschland zeigte ja, daß der Titelverteidiger durchaus schlagbar ist.

Belgien hingegen muß mit dieser Spielergeneration endlich mal weit kommen in einem Turnier. Diese EM und die Wüsten- WM sind die letzten Chacnen einer Mannschaft, der seit Jahren immer der große Wurf zugetraut wird.

Zuvor sind die Niederländer gegen Tschechien gefordert. Und favorisiert, denke ich. Vielleicht auch gerade deshalb, weil sie eben nicht typisch niederländisch spielen. Kein 4-3-3 und obendrein noch streng ergebnisorientiert. Unter ähnlicher Prämisse waren sie 2010 immerhin Vize- Weltmeister. Dann fragen auch nicht merh so viele Leute nach dem „wie“.

Außenseiter, Herzensmeister

Italien hat bestimmt schon das große Schlottern gekriegt vor den Österreichern, die sich bei ihrem ersten EM- K.o.- Spiel überhaupt nicht als chancenlos sehen – aber was sollen sie auch sagen? Favorit sind die Alaba und Co. mit Sicherheit nicht. Italien hingegen hat phasenweise überraschend guten Fußball ausgepackt bei seinen drei Vorrundensiegen und ist so einer der Mitfavoriten.

Zuvor gewinnt Dänemark. Gegen wen, ist anscheinend egal. Falls nicht: es geht gegen Wales. Und die werden es doch wohl nicht wagen, den Europameister der Herzen aus dem Turnier zu werfen? Mal im Ernst: die Sache mit Eriksen vor zwei Wochen ist die eine und er kann wohl von daheim das Spiel mitverfolgen. Das andere ist aber die emotionale Überhöhung der ganzen Angelegenheit. Die ist spätestens beim Spiel gegen die Russen aus dem Ruder gelaufen.

Ob Dänemark wirklich das Zeug dazu hat, eine Überraschung zulanden, wie 1992, als sie den Titel geholt hatten? Andererseits wäre für Bale und Co. mit Wales eine Viertelfinal- Teilnahme durchaus ein Erfolg. Das Spiel scheint mir vom Ausgang her offen zu sein, auch von der Länge her.

Wie gut, daß man sich am EM- freien Tag schon einmal mit den neuen Bundesliga- Spielplänen beschäftigen konnte: Gladbach und Titelverteidiger eröffnen die Saison am 13. August. Immerhin besteht da die Chance auf eine nicht allzu einseitige Angelegenheit. Man denke an das 8:0 gegen Schalke zu Beginn der Vorsaison. Und interessanterweise ist diese Paarung immer mal wieder ein Livespiel im Free-TV bei weltweiter Ausstrahlung. Da zieht offenbar die Retro- Nummer immer noch besser als ein Duell unter CL- Teilnehmern, beispielweise.

Schon in vier Wochen startet die zweite Liga. Schalke gegen HSV heißt es da zum Auftakt. Klingt wie 1.Liga, ist es aber nicht. Nur, daß wir uns daran schon einmal gewöhnen können.

Immer die Anderen

Was macht man denn mit einem fußballfreien Abend? Man freut sich und vermißt diese durchaus anstrengende EM überhaupt nicht. Wobei der reine Fußball gar nicht einmal das anstrengende darstellt, sondern das Drumherum. Die Präsentation tut ihr übriges und daß jetzt sogar die Kultur- und Feuilletonredaktionen den Fußball politisch einordnen wollen… Da kann man nur hoffen, daß das bald vorüber ist und sich nicht in die nächste Bundesligasaison rein schleppt.

Jogi hat seinen Jungs auch erst einmal einen freien Freitag versprochen. Kulturbeutel auf links packen, geht schließlich nach England. Und das Spiel wird ja nicht nur anders, sondern bestimmt auch besser. Sagen alle, dann wird es auch so sein. Oder?

Weil die Engländer eher spielen will als Ungarn oder die Franzosen. So die offensichtliche Begründung. Daß die deutsche Mannschaft mit tiefer stehenden Gegnern und mit dem Ballbesitz nichts anzufangen weiß, sieht nun wirklich jeder.

Ich frage mich allerdings, ob es wirklich immer nur die Schuld der Anderen ist, wenn die Deutschen dann schlecht aussehen. Sollte eine Mannschaft mit diesen Ansprüchen nicht einen Plan haben, mauernde Gegner auseinander zu spielen? Ist das nicht die Aufgabe der Führungsspieler und des Trainers, hier eine Strategie im Ärmel zu haben? Es ist schon frappierend, daß das niemand einmal anspricht und den scheidenden Trainer darauf festnagelt.

Wer übrigens mal einen wirklich guten Auftritt einer deutschen Mannschaft in Wembley gucken will, dem sei ein Länderspiel aus 1972 empfohlen. Die Blogkollegen @sigurd6 und @rabohle haben das angeregt. Danke dafür! Und keine Sorge: das ist schon in Farbe 🙂

Ach- und Krachtelfinale

Da bestand ja zwischendurch die Möglichkeit, daß der Großteil der Bayern- Spieler ihren Urlaub fast zeitgleich antreten. Der Lewandowski und die deutschen Nationalspieler. Letztere aber erreichten mit einem 2:2 gegen Ungarn nach zweifachem Rückstand doch noch das Achtelfinale.

Dabei waren die Bilder schon fertig: „lassen Jogi im Regen stehen“ und sowas. Es schüttete wie aus Eimern, der Bundestrainer auf Abruf entsprach in der Regenjacke wohl nicht seinem eigenen Schönheitsideal und regnete dann lieber ein.

Zufrieden schienen nicht einmal die deutschen Spieler zu sein. Ballbesitz ist halt nicht alles, erst die offensiven Wechsel brachten den entscheidenden Treffer. Ungarn schied damit aus dem Turnier aus. Sie schienen hochmotiviert und verabschiedeten sich von ihren Fans, indem sie gemeinsam mit denen die Nationalhymne anstimmten.

In Wembley geht es nun weiter gegen Gastgeber England. Die überzeugten auch nur die wenigsten in ihren bisherigen Auftritten. Aber falls es des Jogis letztes Spiel werden sollte, so ist es immerhin einer der Fußball- Klassiker, mit dem er sich dann verabschieden würde.

Und habt Ihr auch mal ein wenig auf die Bilder geachtet, die einem geliefert wurden? Auf den jungen Mann im Deutschland- Trikot, der kurz vor Anpfiff im Innenraum war, aber die Kamera schwenkte so schnell um, daß man es kaum bemerkt hatte?

Oder der Opener im Halbzeit- Heute journal, die vielen Regenbogenfahnen- Verkäufer auf dem Stadionvorplatz? Von den Fahnen hat man kaum eine entdecken können während der Übertragung. Man muß halt nah genug heran zoomen, um weniger zu zeigen 😉

Erzählbögen

Dann sollen sie mal die Vorrunde zu Ende bringen mit den beiden letzten Gruppen, die noch darauf warten, wer nach Hause fahren darf und das Turnier hinter sich hat. Überhaupt, dieser Modus verdonnert ja Mannschaften wirklich zum Warten – Kofferpacken und wenn ja, wohin?

Da kann am frühen Abend sogar Spanien die Heinreise antreten müssen. Nach bislang zwei Unentschieden wäre ein Sieg im Spiel gegen die Slowakei sicherlich hilfreich, um wenigstens dieses Team hinter sich zu lassen. Der Rest ergibt sich auch aus dem Parallelspiel zwischen Schweden und Polen.

Und dann kommt schon der Showdown – Frankreich trifft auf Portugal und die deutsche Mannschaft spielt gegen Ungarn. Falls es da überhaupt um Sport gehen sollte. Denn inzwischen können sich nicht einmal mehr die Mainzelmännchen einen Seitenhieb auf die Regenbogengeschichte verkneifen. Da bin ich mal gespannt, ob sich wenigstens zum Anstoß hin das Interesse wieder in Richtung Fußball verlagert.

Mit dem Auftreten aus dem Portugal- Spiel sollte Löws Mannschaft kein Problem mit dem Weiterkommen haben. Zwar ist Ungarn in der Lage, die „Großen“ zu ärgern, brach aber in beiden bisherigen Spielen in der Schlußviertelstunde ein. Und das sollte dann für die deutsche Elf wohl reichen nach deren Gute- Laune- Tag, der auf den sozialen Kanälen inszeniert wurde.

Und ist es schon oder erst 15 Jahre oder so her, daß Lothar Matthäus Trainer der Ungarn gewesen ist und in Frankfurt gegen Deutschland siegte? Es ist auch irgendwie in der Versenkung verschwunden, scheint mir. Ich war selbst davon überrascht, darüber zu lesen. Vor allem sehe ich auch, wie sich die Geschichten um solch ein Spiel doch im Laufe der Jahre verändert haben.

Die meisten denken wahrscheinlich eher an das „Wunder von Bern“ – das Spiel ist irgendwie nie „aus, aus ,aus!!!“ Und wer es am Abend gern ruhiger hat, der kann Rahn mal aus einer ganz anderen Perspektive „aus dem Hintergrund“ schießen lassen. Ein autobiographisches Buch, „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde.“ Welches ich gern empfehle, aber natürlich nicht profitabel bewerbe. Bin schließlich kein Influencer.

Buch: Der Sonntag

Entscheidend war gestern

Ich war mir für einen Augenblick nicht einmal sicher, ob die Russen in der Schlußphase ihres 1:4 gegen Dänemark selbst wußten, daß sie ausgeschieden waren. Ob sie dachten, Finnland würde durch seine Niederlage gegen Belgien hinter ihnen bleiben in der Tabelle, weil sie gegen Finnland gewonnen hatten?

Doch diesmal sieht der Modus vor, daß bei drei punktgleichen Mannschaften eine interne Tabelle dieser drei Teams gefertigt wird. Und da waren die Russen nun einmal nach den vielen Gegentoren Letzter. Finnland darf als Gruppendritter noch ums Weiterkommen zittern. sieht aber nicht gut aus.

Das ist schon wirklich seltsam: da kommen 16 von 24 Teilnehmern ins Achtelfinale und man kann es noch kompliziert machen? Spannender? Vielleicht. Gerechter? Wohl kaum. Nordmazedonien hätte auch ein Rekordsieg gegen die Niederländer nicht geholfen wegen anderer direkter Duelle.

Aber um profane Dinge wie den Fußball kann sich der Veranstalter gerade nicht kümmern. Da geht es um Binden, um Beleuchtungen, um möglichst volle Stadien und die üblichen Sonderrechte eines Verbandes im Hinblick auf Steuern und Hygiene – zwei Begriffe, die ohnehin schon nicht zueinander passen.

Im nächsten Gruppenfinale kann es wieder auf diese neue Art spannend werden. Haben die Spiele zwischen England und Tschechien sowie Kroatien und Schottland jeweils einen Sieger, so entscheiden die direkten Aufeinandertreffen von neulich über das Weiterkommen.

Im Extremfall kann bei diesem Modus übrigens sogar die Fairplay- Wertung herangezogen werden. Oder aber es gibt ein Elfmeterschießen. Und da bin ich mal gespannt, wie die UEFA das bei dieser Flugmeilen- EM regeln will. Aber denen fällt bestimmt was ein…

Von Free TV und Freischüssen

Manchmal muß man zu einem fußballfreien Tag auch ein wenig gezwungen werden. Das spannendere Spiel zwischen den Schweizern und den Türken im Pay TV – die Begegnung zwischen Italien und Wales frei empfangbar.

Und natürlich ist es eine Sache von Verhandlungen und Spekulation, wer sich vorab welches Spiel sichert. Wobei auch Magenta TV mal sein chices Exklusiv- Spiel haben will für’s Geld. Für mich aber ist die konkrete Konstellation unattraktiv genug gewesen, mal nicht einzuschalten.

Italien soll wohl ein B- Team gegen Wales aufgeboten haben, zum Sieg hat es gereicht. Die Türkei ist nach dem 1:3 gegen die Schweizer schon auf dem Heimweg und kam nicht an die Auftritte früherer türkischer Mannschaften bei großen Wettbewerben heran.

Interessant wird es späten Abend, wenn Finnland auf Belgien trifft, leider nur für Abonnenten. Zeitgleich spielen Russland und Dänemark gegeneinander. Wobei die Dänene inen Sieg brauchen um weiterzukommen. Trotz zuvor zweier Niederlagen, doch bei Punktgleichheit geht es um den direkten Vergleich.

Genau dieser Modus sorgt für weniger Spannung in der anderen Gruppe am frühen Abend. Sollte Nordmazedonien völlig überraschend die Niederländer genauso ärgern wie neulich Deutschland, so hilft es ihnen nichts. Weil sie schon zwei Niederlagen gegen Österreich und die Ukraine eingefahren haben.

Somit bleiben sie bei Punktgleichheit immer hinter einer der beiden Mannschaften, die sie sonst eventuell über das Torverhältnis überholen könnten.

Offenbar fällt eine sportliche Überraschung weniger ins Gewicht. Oder umgekehrt: die Favoriten einer Gruppe können sich in den drei Spielen einen „Freischuß“ leisten und haben immer noch ausreichend gute Chancen auf das Achtelfinale. Ein Grund mehr, erst später einzuschalten.