Fernsehzeit

Na klar, der Pavard hat sich in der Bundesliga rausgegrätscht, dann kannst Du schon mal ein CL- Gruppenspiel dazu nutzen, da sich die neue Abwehrreihe eingroovt. Bayern- Gegner Dinamo Kiew kam alos gerade richtig, wurde mit 5:0 besiegt und zum Schluß hin kam der Pavard dann doch noch rein. Wegen der Belastungssteuerung der Anderen. Versteht sich. Sonntag wartet Frankfurt auf die Bayern.

Jene Eintracht halt, die noch ohne Sieg durch die Saison stochert und fünf Unentschieden in sechs Spielen eingefahren hat. Ob ausgerechnet in der Europa League in Antwerpen der Knoten platzen wird? Die meisten von uns werden es irgendwo nachlesen, von den Fans der Frankfurter einmal abgesehen.

Und die werden abgezockt, regt sich der Boulevard schon wieder auf. Tja, aber so läuft das eben heutzutage. Frankfurt zieht mehr Zuschauer als Leverkusen, also steckt die RTL- Gruppe halt das Spiel der Eintracht in den zu bezahlenden Streamingdienst „TV Now“. Übrigens hatte sich RTL auch mal die Adresse „TV Nau“ gesichert – so schätzen sie dort ihr Publikum ein.

Das darf dann auch gleich weiter gucken, wenn Union gegen Haifa antritt. Europapokal im Berliner Olympiastadion – wer mag sich das schon entgehen lassen? Und für’s Free TV bleiben dann wirklich die Jungs aus Leverkusen übrig. So geht Fußballgucken heute!

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Kaum Zeit

Da ließe sich jetzt so schön über Fingerspitzengefühl reden, wie das immer so nett genannt wird. Gemeint ist wohl eher Ermessensspielraum, aber das nur am Rande. Schiri Aytekin hat ja am Wochenende schlichtweg mal die Schnauze voll gehabt vom Abwinken und das dann mit gelb bestraft.

Man kann ihn verstehen. Daß es dann aber mit Dortmunds Dahoud jemanden traf, der bereits gelbbelastet gewesen ist, kann man einerseits als persönliches Pech des Spielers sehen – vielleicht aber auch als suboptimal gewähltes Exempel, weil die damit einhergehende gelbrote Karte natürlich Einfluß auf das Spiel hat.

Daß mal ein Schiri in dieser Hinsicht blank zieht – es wurde höchste Zeit.

Stattdessen aber geht der Blick auf die vier CL- Heimspiele in dieser Wochenmitte. Dortmund gegen Sporting Lissabon und Leipzig gegen Brügge machen den Anfang.

Der BVB scheint immer noch ohne Haaland spielen zu müssen, sollte aber generell einen Plan entwickeln, wie man seinen Ausfall besser kompensieren kann als zuletzt gegen Gladbach. Leipzig hat indes einen solchen Plan entwickelt. Da war noch was vom Nagelsmann in der Schublade, könnte man meinen. Außerdem ging es zuletzt gegen einen dankbaren Gegner zurück zu den Urgesteinen bei RB. Denjenigen halt, die die typische Spielweise verinnerlicht haben. Das könnte dann auch europäisch klappen.

Freiburg und Abschied

So fürchterlich viel ist dann ja am Sonntag nicht mehr passiert. alle manifestierten ihre Plätze in der Tabelle und das war es auch schon. Aufsteiger Bochum bleibt mit dem Mitaufsteiger aus Fürth auf den beiden letzten Plätzen nach dem 0:0 gegen Stuttgart.

Augsburg war ein gern gesehener Gast in Freiburg und ließ beim 0:3 alle Punkte dort. Es war das letzte Spiel im guten alten Dreisamstadion nach mehr als sechzig Jahren. Ein wenig zu klein war das Feld immer. Ein wenig abschüssig auch. Was aber nicht einmal die UEFA in den Jahren gestört hatte, in denen der SC Freiburg in der Europa League antrat.

Nun also darf es eine Nummer größer und moderner sein, das macht auch vor dem SC Freiburg nicht halt. Der aber still und heimlich schon längst nicht mehr der „etwas andere Club“ ist, womit er jahrelang erfolgreich kokettiert hatte.

Daß dieser Spagat – etwas anders zu sein und sportlich erfolgreich – so nicht mehr in Einklang zu bringen ist, merken ja auch andere Vereine. Deren Fans merken es zumeist als letzte. Aber das ist ein weites Feld.

Wie schwer der Weg nach oben ist, demonstriert ja einmal mehr und recht anschaulich Hertha BSC. Und ich muß ja gestehen: ich habe ab und zu immer mal wieder auf den Nachrichtenticker geschaut, ob Dardai noch Trainer ist.

Ein 0:6 – auch wenn es in Leipzig war- bietet einem als Trainer ja kaum Argumente. Zumal, wenn man selbst schon mal sehr deutlich mit dem Rücktrittsgedanken unter die Leute gegangen ist. Vor der Länderspielpause hat er aber offenbar noch das Spiel gegen Freiburg. Die kennen sich ja mit dem Verabschieden aus.

Spektakel fiel aus

Das Topspiel war ein Kloppspiel. Nicht, weil plötzlich der Wunschtrainer vom BVB- Aki an der Seitenlinie gestanden hätte. Aber weil es recht rustikal zur Sache ging zwischen Gladbach und Dortmund. Schade, denn beide Mannschaften sind ja generell in der Lage, den Leuten Spektakel zu bieten. Sicherlich auch ohne Reus und Haaland, die bei den Dortmundern ausfielen.

So aber kann Gladbach den Saisonstart etwas aufhübschen – keine Niederlage gegen Bayern und Dortmund – und der BVB liegt nun schon vier Punkte hinter den Münchenern. Und ja, es ist noch früh in der Saison – aber vier Punkte ist halt eine Distanz, die in einem direkten Duell nicht wettgemacht werden kann.

Der andere Schwachstarter der Liga, Frankfurt, kommt immerhin noch zu einem Unentschieden gegen Köln. Hertha BSC hingegen geht in Leipzig unter. 0:6 ist heftig. Trainer Dardai hat folgendes Rezept parat: „In den Bus einsteigen, nach Hause fahren und nächste Woche bei Null anfangen.“

Dann kommt Freiburg zur Hertha und danach ist Länderspielpause. Wie mögen wohl die Verantwortlichen bei der Hertha das „bei Null anfangen“ mit Inhalt füllen?

Leverkusen hingegen bleibt effektiv, siegt 1:0 gegen Mainz und Wolfsburg kassiert die erste Saisonniederlage beim 1:3 in Hoffenheim. Rund 8500 Zuschauer haben sich das vor Ort angetan. Zeitgleich schauten sich in der 3.Liga in Kaiserslautern 14000 den Kick gegen Osnabrück an, nur mal zum Vergleich.

Im unteren Bereich der Tabelle kann sich noch ein wenig was verschieben. Bochum kann mit einem Sieg gegen Stuttgart von Platz 17 auf 12 springen, den morgigen Gegner auf den Relegationsrang und Bielefeld auf Platz 17 drücken. Dann hätte der VfL das 0:7 der Vorwoche gut weggesteckt.

Augsburg muß nach Freiburg und das letzte Spiel des Spieltags wird auch das letzte des SC Freiburg im Dreisamstadion sein. Das hat immerhin nun seinen Namen zurückerhalten, die Zweitvertretung spielt ihre Drittligabegegnungen dort.

Schweigen und Pfeifen

Hat da etwa jemand nicht auf die Bayern getippt und auf die fette Quote gehofft? Sorry, aber beim Spiel in Fürth reichen den Münchenern sogar eine Halbzeit lang nur zehn Spieler. Pavard hatte kurz nach der Pause die rote Karte erhalten – mehr als der Ehrentreffer war aber nicht drin. 1:3 hieß es am Ende.

Der Erste und der Letzte der Tabelle sind damit schon geklärt für diesen Spieltag. Ob es sich im Laufe der Saison überhaupt nochmal ändern wird?

Wesentlich spannender wird da das Topspiel am Abend – das Borussen- Duell. Vorgänger Rose kommt zu Nachfolger Hütter, dem er arbeitsreiche englische Wochen freundlicherweise erspart hat, damit der seine neue Mannschaft so richtig kennenlernen kann. Naja, so ähnlich halt… Weshalb den Rose nun nicht mehr jeder Fan mag – zwar hat er juristisch alles richtig gemacht und lediglich den Arbeitsplatz gewechselt. Wer aber der Fanseele stets etwas von Werten predigt, darf sich nicht wundern, wenn diese sie dann einfordern.

Jedenfalls bemühen sich auch die im Frühjahr am tiefsten beleidigten Leute darum, daß Rose einen netten Empfang erhält. Pfiffe habe er nicht verdient. Nun denn, wir werden hören.

Ruhiger dürfte es werden, wenn die beiden Vereine mit dem geringsten Zuschauerinteresse aufeinander treffen. Hoffenheim und Wolfsburg – aber so ist das eben, wenn man Fußball lediglich als Bespaßung für seine VIP- Clique versteht. Und im Grunde juckt es die Verantwortlichen ja auch gar nicht. Außer, daß es blöd aussieht, wenn benachbarte Drittligisten die Bude voll kriegen.

Hertha BSC steht in der Tabelle vor Leipzig und möchte, daß das so bleibt, Dazu stehen die Chancen gar nicht einmal schlecht, denn RB ist denkbar schlecht in die Saison gestartet. Ähnlich wie Frankfurt unter Glasner. Nun spielt die Eintracht gegen Köln, das mit neu entfachter Begeisterung antritt. Ein Sieg wäre ein Befreiungsschlag , eine Niederlage würde die Unruhe schüren. Denn in Frankfurt liegt die Erwartungshaltung höher als Mittelmaß.

Union Berlin und Bielefeld spielen da beinahe schon unter dem Radar. Ein klares 5:0 wie in der Vorsaison ist aber kaum erneut zu erwarten.

Wie steckt man’s weg?

Ein größeres Gefälle dürfte es wohl kaum geben in der Liga als das zwischen den Bayern und Greuther Fürth. Die Zahlen hinsichtlich Etat, Länderspielerfahrung etc. überlasse ich mal den all den Anderen. Denn im Grunde braucht man das nicht.

Alles andere als ein deutlicher Bayern- Sieg im Ronhof wäre eine deutliche Überraschung. Da interessiert dann schon eher die Auswirkung. Versemmelt sich Fürth eventuell nachhaltig die Tordifferenz? Denken wir an Bochum beim 0:7 in der Vorwoche oder Schalke in der letzten Saison, die sich nie wieder davon erholten, daßß die Bayern sie überrollt hatten.

Woraus folgt: wie steckt das Team eine hohe Niederlage weg? Im Erfolg ist immer eitel Sonnenschein – aber wie geht die Mannschaft miteinander um, wie der Trainer mit ihr und umgekehrt?

Kurz: wie ist es um die Nehmerqualitäten bestellt. Oder gelingt es wirklich, den Auftritt der Bayern als das gern zitierte Bonusspiel zu sehen. Abpfiff, abhaken und weiter geht’s?

Oben und unten in der Tabelle ist also gleich zu Beginn des Spieltags höchstwahrscheinlich geklärt. Und der Aufsteiger tut gut daran, sich in die nächste Länderspielpause zu retten und sich dann neu auszurichten für die Gegner, gegen die man punkten kann.

Bayern hingegen läuft sich warm für den nächsten CL- Spieltag und Dinamo Kiew. Zeitgleich geht es schon um die nächsten Spieler auf der Transfer- Wunschliste. Tausche Süle gegen Rüdiger, vielleicht wäre dies ein Gewinn für alle Beteiligten. Aber mansieht: das aktuelle Spiel ist eher Nebensache.

Ohne Bezug

Da hat man doch mitunter wirklich den Eindruck, daß zwischen den Spieltagen eine Nachrichtenflaute herrscht wie sonst nur zu Länderspielpausen. Oder wie sonst soll man es sich erklären, daß manche Vorberichterstattung schon eine ganze Woche lang am Kochen gehalten wird? Oder aber irgendwelche Nicht- Meldungen ins Rollen gebracht werden?

Der Neuer kriegt ’nen Orden, Lewandowski stellt sich einen goldenen Schuh ins Regal und Maxi Arnold besucht am freien Tag einen kickenden Kumpel beim HSV. Soll er doch – andere fliegen durch halb Europa zum Shoppen und wenn Arnold mal nicht die einkaufsstraße in Wolfsburg sehen möchte sondern in die weite Welt hinaus – bitte! Er wird schon nicht gleich beim HSV unterschreiben. 😉

Es ist aber auch zugegebenermaßen schwieriger geworden, das „Drumherum“ zu Spielen oder zu einem Verein zu berichten, wenn diesen Verein die Leute nur mit irgendwelchen exotischen Abos sehen können. Da kann der Boulevard sich die Finger wund schreiben, wie er will. Oder warum am Dienstag noch den so genannten Nachdreher veröffentlichen, wenn die meisten Leute nicht wissen, worauf Bezug genommen wird?

Ich denke ja – und hoffe auch ein wenig – die Liga fängt an, sich ins eigene Fleisch zu schneiden und merkt es nicht einmal, wenn sich manche Zuschauer oder Konsumenten dann abwenden. Daß man auf sie nicht angewiesen ist, tröstet nur auf den ersten Blick.

Störche wie Löwen

So schnell kann es gehen – etwa vier Monate nach Pokalhalbfinale und Relegationsteilnahme ist die Story von Holstein Kiel erst einmal vorüber. Der Verein darf sich nach dem Rücktritt von Trainer Werner einen Neuen suchen. Und so sehr die Offiziellen nach der offiziellen Lesart versucht haben wollen ihn umzustimmen: ewige Treue hätten sie ihm natürlich auch nicht zusichern können.

Da ist ein freiwilliger Abgang mit Zitat in der Vereins- Pressemitteilung immer noch schöner als ein kalter Rauswurf, wenn es auch in den nächsten Wochen nicht gefunkt hätte zwischen Team und Trainer.

Kiel ist damit aber kein Einzelfall. Man denke an Karlsruhe nach dem späten Knockout gegen Hamburg in der Relegation. Oder aber an Braunschweig, das nach dem Entscheidungsspielen gegen Wolfsburg im Jahr drauf in die Drittklassigkeit rutschte – nach einer Niederlage am letzten Spieltag. Übrigens in Kiel.

Daß die Enttäuschung über das Verpassen eines großen Ziels sich nicht aus den Klamotten schütteln läßt – nachvollziehbar. Über einen solch großen Zeitraum ist es schlichtweg ein Phänomen. Spielerverkäufe kommen dann noch hinzu. Doch ein neuer Kader steht halt nicht immer für einen Neuanfang.

Ausweg

Da hat der Stefan Kuntz ja schnell Nägel mit Köpfen gemacht und ist sich mit dem türkischen Fußballverband einig geworden. Cheftrainer ist er also nun unter einem Nationalteam- Manager Altintop und soll versuchen, die Türkei doch noch zur Wüsten-WM in Katar im Advent 2022 zu bringen.


Was ein schwieriges Unterfangen werden dürfte – mit der Aussicht, schon in drei Wochen als aussichtlos zu gelten. Dann halt Neuaufbau und EM 2024 in Deutschland anvisieren.


Kuntz dürfte auch dieses Fernziel gereizt haben, gepaart mit der Erkenntnis, daß es für ihn kein Weiterkommen innerhalb des DFB mehr geben würde. Denn als U21-Coach war ja auch er mal gehandelt worden als der Nachfolger vom Cremeboy, dann aber dessen ehemaliger Co- Trainer vom FC Bayern losgeeist worden.


Und daß für Kuntz keine echte Option darin bestand, Vereinstrainer zu werden, dürfte ihm selbst wohl am meisten klar gewesen sein. Denn so fürchterlich erfolgreich war er halt nicht. Oberliga- Meister mit Borussia Neunkirchen, seinem Heimatverein. Das war’s. Die anderen Engagements in zweiter Liga und Regionalliga waren eher kurzzeitig.


Nun also nutzt Kuntz seine Türkei- Erfahrung, Mitte der Neunziger war er dort für ein Jahr als Spieler. Und gleichzeitig arbeitet er auf den Abschluß seiner Karriere hin und der DFB hat keinen U21- Coach, der sich insgeheim als Schatten- Bundestrainer sieht. Zudem kann sicherlich der Flickhansi nun auch diesen Bereich ein wenig nach seinen Vorstellungen mitgestalten.
Mal sehen, wie viele Seiten bei dieser Aktion gewinnen.. .

Abwarten

Man muß halt nur abwarten können als FC Bayern. Irgendwann lassen die Anderen mal Punkte liegen und dann steht man wieder ganz oben in der Tabelle. So geschehen nun beim VfL Wolfsburg, der über ein 1:1 gegen Ex-Trainer Glasner und seine Frankfurter nicht hinaus kam.

Und schon profitieren die Bayern von ihrem 7:0- Knaller gegen Bochum und sind Tabellenführer. Ob sie die Position nochmal abgeben werden in dieser Saison?

Sicherlich eher in der Hinrunde als später, wenn sie erst einmal richtig ins Rollen kommen. Und letztlich sind da noch direkte Duelle mit eben den Wolfsburgern und Dortmund offen. Da hofft dann die Liga auf Abwechslung. Der BVB besiegte Union mit 4:2 und das ging erneut nicht ohne Haaland- Tor. Leverkusen hielt nach Blitzstart und früher roter Karte lange in Stuttgart durch und fuhr mit einem 3:1 drei Punkte ein.

Leipzig ist schon neun Punkte hinter den Bayern. Von einer Rolle als Herausforderer sollten sie dort erst einmal nicht mehr reden. Zu viele eigene Baustellen gibt es und Trainer Marsh, zwar RB- Kenner, dürfte dennoch ein gewisses Anspruchsdenken der Oberen spüren, wenn die Ergebnisse nicht bald konstant besser werden.

Ganz andere Grübeleien hegen sie zu Wochenbeginn beim VfL Bochum nach ihrer Rekord- Bundesliga- Niederlage. Das hatte auch nicht viel mit Erstklassigkeit zu tun und es ist ihnen brutal vorgeführt worden. Wichtig ist da nur, daß die Mannschaft von Trainer Reis das Erlebnis in München schnell abhaken kann. Denn letztlich ist es eaum verstärkte Zweitligatruppe, mit der zu bestehen naturgemäß schwierig wird.