Standhaft oder jeck?

Nun ist Kölns Manager Schmadtke ja bekannt dafür, daß er mitunter nicht so tickt wie erwartet, vielleicht auch ein wenig dickschädelig rüber kommt. (Was ’nen Kaugummiwurf aber nicht ausschließt, wie bekannt.)

Jetzt aber widersteht er wirklich einer großen Versuchung. Lehnt ein China- Angebot für Torjäger Modeste ab. 55 Millionen werden geboten, weit über „Marktwert“ des Spielers und man fragt sich doch glatt, ob sie in China nicht wirtschaften können oder ob ein paar zehn Millionen mehr oder weniger völlig wurscht sind.

Kölle ist eigentlich nicht der Verein, der solch ein Angebot für gewöhnlich ignorieren kann. Auf einen Schlag saniert wäre der Laden! – Andererseits trifft Modeste derzeit beinahe nach Belieben und eröffnet somit dem FC die Chance, mal wieder wie in großen alten Zeiten Europapokal spielen zu können. Würde dieses Ziel verfehlt und stattdessen das Konto fett, so würde manch einer den Manager zur Stadt hinaus jagen wollen. Und er FC wieder an alte turbulente Tage anknüpfen.

Schmadtke entschied sich gegen die Kohle und für die Chance auf Europa. Erst einmal. Denn im Sommer öffnet das nächste Transferfenster und wer weiß, ob die Chinesen dann nicht sogar noch Geld drauflegen. Anscheinend geht es darum, mit aller Gewalt mitwachsen zu wollen im globalen Fußballgeschäft.

Vor bei die Zeiten, in denen ein Eckhard Krautzun chinesische Junioren- Nationalmannschaften in Bad Kissingen auf Monate zusammen zog und mit ihnen tingelte, um ihnen Erfahrungen  im Fußball hierzulande zu ermöglichen. Geduld ist nicht mehr gefragt – gerade deshalb ist Schmadtkes Sträuben gegen das Scheckbuch bemerkenswert, wirkt beinahe anachronistisch.

Auslaufmodell in 3 1/2 Monaten

Nun also doch – Wolfsburg entläßt seinen Trainer, gerade nach einer guten Vorstellung der Mannschaft gegen Werder am Freitagabend. Und es ist vielsagend, daß man zwei Tage brauchte, um sich zu dieser Trennung durchzuringen und diese dann im Schatten der Sonntagsspiele durchsickern läßt. Professionell im Stile des Konzerns. Alles andere? Eher weniger – und im Prinzip muß Ismael froh sein, daß es vorbei ist, denn von Anfang an war das Vertrauen in ihn ja argen Schwankungen unterworfen. So brauchte es eine starke Leistung inclusive Kollektivjubel, um ihn vom Interims- zum Cheftrainer zu berufen. Da ist es dann Ironie, daß er nach einer abermals starken Leistung seiner Mannschaft nun geschaßt wird.

Generell muß sich die Clubführung fragen lassen, inwieweit sie mit dem ständigen Nichtbekenntnis zum Trainer selbigen nicht endgültig zum Spielball eines offenbar schwer zu leitenden Haufens gemacht hat. Stets ist der Trainer das viel zitierte „schwächste Glied in der Kette“, aber auf diese Art seine Abhängigkeit von den Leistungen seiner Spieler zu dokumentieren – da wundert es doch nicht, wenn die Ergebnisse ausbleiben.

Einer jener Cracks, Mario Gomez, erneuerte seine Identifikation mit Wolfsburg. Verbal und durch den Mann von Andrea Berg. Seinen Berater. Lehnte ein Angebot aus China ab, was nach den allgemein wirkenden Fliehkräften im VW- Verein fast schon überrascht.

Und wahrscheinlich wissen Gomez und Co. auch schon mehr und speziell er hofft auf einen Stürmer früherer Tage als neuen Trainer: Bruno Labbadia, der schon vor vier Monaten gehandelt worden war. Anscheinend derzeit überall erster Ansprechpartner, wenn man keinen ehemaligen U- Trainer installieren will. Rettung hat der Bruno allemal im Portfolio, mit der Entwicklung ist das mitunter so eine Sache. Aber das kommt später.

Normal einseitig

Warum regt sich in Hamburg eigentlich überhaupt noch jemand auf, wenn sie in München vermöbelt werden? 0:8, das ist ja nun kein einmaliges Ergebnis und von Zeiten des Nord- Süd- Gipfels sind sie ja schon Ewigkeiten entfernt. Da hilft es auch wenig, daß sie sich beim HSV unter Gisdol ja zurecht schon weiter wähnten und der neue Boss Bruchhagen vor dem Spiel an den Mikrofonen einen in Optimismus machte. Wenn Hamburg bei den Bayern antritt, brechen alle Jahre wieder alle Dämme und hinterher darf vorzugsweise Torwart Adler wieder erklären, wie er sich denn so gefühlt habe. Na wie wohl?

Sollte Ingolstadt sein Spiel gegen Gladbach gewinnen, stünde der HSV wieder auf einem Abstiegsplatz. Aber die Gladbacher kommen ja in der Woche noch zum Pokalkick nach Hamburg und damit könnte man zumindest nach außen hin ablenken. Die seltene englische Woche hat also auch was Gutes für den HSV.

Ähnlich einseitig waren mehrere Spiele, darunter auch das von RB Leipzig gegen Köln, auf die nun noch die Bayern- Prüfung wartet. Und auch Dortmund siegte klar in Freiburg, demman eine ähnlich starke Leistung wie gegen Bayern zugetraut hatte. Aber nichts war es und Trainer Streichs Negativserie gegen den BVB hält somit an. Währenddessen hat Kollege Tuchel eine ruhige Woche vor sich, nicht einmal über Götze wird geredet. Vielleicht darf er sich ja im Pokal in Lotte die Ehre geben, dafür sollte es sogar nach Tuchels Ansicht reichen.

Mainz verhindert das Abrutschen in gefährliche Tabellenregionen und hätte dabei Leverkusen in deren Stadion noch stärker vorführen können. Warum bekommt man bei Bayer keine Konstanz rein? Dennoch stehen sie fünf Punkte hinter einem Europa League- Platz, noch also ist alles offen. Aber einmal mehr dürfte die Trainerfrage wieder aufgekocht werden und ich denke, sie wissen allmählich auch nicht mehr, ob sie nach Tabellenlage, nach Auftreten oder Bauchgefühl über Roger Schmidt befinden sollen.

Tendenziell

Und dann zeigt sich mal wieder, wie das Geschäft läuft: ergebnisorientiert, alles andere läßt ein Millionen- Business auch nicht zu. Wolfsburg verliert, die fünfte Niederlage in sechs Spielen ist es und schon wackelt Trainer Ismael ein wenig mehr.

Denn wie er schon richtig feststellt: die Diskussionen um seine Person begleiten ihn vom ersten Tag an. Somit kann er nur verlieren, letztlich scheint es ebenso von Anfang an nur eine Frage der Zeit zu sein, wann er abgelöst wird. Welch ein undankbarer Job, zumal wenn man so auftritt wie der VfL gegen Werder. Das 1:2 spiegelt es kaum wieder.

Vielleicht täte es Ismael auch gut, wenn das Kapitel Wolfsburg für ihn ein Ende nimmt. Denn schon einmal hatte er den Verein als U23- Trainer verlassen und war beim 1.FC Nürnberg schneller entlassen als er schauen konnte. Der VfL nahm ihn zurück, er übernahm wieder die U23, scheiterte in den Aufstiegsspielen. Diese Option dürfte nun wegfallen – auf geht’s in die harte Wirklichkeit.

Die sieht mit dem Duell der Brüder Altintop im Zeichen des Abstiegskampfes das wahrscheinlich letzte Mal, das diese beiden gegeneinander spielen. Beide Teams sind abschlußschwach. – Hertha  kann wertvolle Punkte zum internationalen Geschäft gegen den direkten Konkurrenten aus Frankfurt holen. Die wiederum muß gegenn den Trend arbeiten. Doch wer oben steht, der kann dies auch in der Regel.

Ära oder Episode?

Der Erfolg frißt seine Macher, im Kleinen kennt man das und darum verwundert einen eher die Verwunderung darüber, daß es im Großen nicht anders läuft. Wer eine gute Saison spielt, dessen Kicker sind halt interessant für andere Vereine – und schon läuft alles auseinander. Das galt im letzten Jahr für die Wundertruppe samt Trainer Schuster bei Darmstadt 98. Und das gilt auch für die englische Romantic Love Story von Leicester City.

Dort flog nun Trainer Ranieri und die Überraschung darüber wirkt aufgesetzt. Denn selbst in Leicester wußten sie von Anfang an, daß der Titel in der Premier League halt ein außerordentlicher Rausreißer war anno 2016. Halt das, was unter normalen Umständen schlicht unmöglich ist.

Und dann kam es in Leicester wie anderenorts halt auch: manche Eckpfeiler gehen und falls sie Geld in die Kasse bringen, so wird dieses nicht optimal investiert. Weil plötzlich ganz andere Leute in finanzieller Reichweite liegen. Auch solche, die einfach nur noch das schnelle Geld mitnehmen wollen. Und so spielt Leicester wieder in den Tabellenregionen, in denen es immer gespielt hat – wenn es denn überhaupt erstklassig war. Schade, aber im Grunde wenig überraschend, daß sie nicht als Meister absteigen wollen und nun die Reißleine gezogen haben.

Wolfsburg und Werder sind zwar von Meisterehren Lichtjahre entfernt, aber die Sache mit der Reißleine beherrschen beide. Haben sie ja auch bereits angewandt in dieser Saison und vielleicht passiert das ja gleich nochmal. Weder Ismael noch Nouri haben einen krisenfesten Platz an der Seitenlinie. Beide wußten sich immer wieder zu befreien, wenn sie mit dem Allerwertesten an der Wand standen. Insofern wäre ein Unentschieden im Abendspiel fast schon folgerichtig, ein ruihigeres Arbeiten ist ohnehin beiden nicht beschert.

Ist schließlich bezahlt!

Sie will ja lästern. Im ZDF! Wer? Promi- Enthüllung oder doch nur ein Pilcher- Titel?  Nichts von all dem, sondern nur ein wenig flüchtig wahr genommen.

Sevilla – Leicester, im ZDF und zwar abendfüllend als UEFA- Zitrone, in die ich nicht reingebissen habe, so gern ich auch Fußball schaue. Europa League- Gewinner gegen Englands Überraschungsmeister aus dem schon so weit scheinenden letzten Sommer. Das kann man gucken, muß es aber nicht tun.

Das kann man übertragen – und muß es auch tun, wenn man ordentlich Geld dafür hingeblättert hat wie das ZDF für das Free- TV- Paket. Aber das beinhaltet nun einmal ausschließlich Mittwochsspiele. Und da Leverkusen bereits am Dienstag seine spanische Lektion erhalten hatte, blieben den Mainzelmännchen nur zwei Spiele ohne deutsche Beteiligung zur Sendeauswahl.

Gänzlich auf eine Übertragung zu verzichten, so kann ich mir vorstellen, lassen die UEFA- Statuten gar nicht zu. Anderenfalls hätte man es in den Vorjahren schon mal so gemacht. Ergo geht man notgedrungen ins Risiko, mit diesem Spiel die Prime Time- Quote in die Grütze zu fahren. Schließlich hat man es ja bezahlt. Das ist zwar dann ungefähr so spannend, wie wenn man sich im Restaurant den Rest des Menüs für zu Hause einpacken läßt. Aber manche machen’s halt.

Und vielleicht gibt es am Wochenende im ZDF auch noch eine Ron- Robert Zieler – Geschichte. Der steht schließlich bei Leicester im Tor und dann könnte man die Bilder vom Spiel gleich nochmal in einen Beitrag einbauen. Sparfuchs läßt grüßen und der alte Käse würde somit nochmal verheizr. Sevilla hat übrigens 2:1 gewonnen.

Drei am Samstag

Da wurde am Sonntag schon ein wenig im Dritten Programm des wdr vorgefeiert, wo Ernst Huberty seine letzten Dienstjahre verbracht hatte: heute wird er 90 Jahre alt und wer die Geburtstagssendung in der Mediathek findet, dem sei die kleine Zeitreise ans Herz gelegt.

Und schon hat man wieder die Sportschau aus Kindertagen in der Erinnerung. Als nur drei Spiele übertragen wurden, obwohl fast der komplette Spieltag am Samstag um halb vier stattgefunden hatte. Als die übertragenen Spiele danach ausgewählt wurden, daß die Filmrollen per Motorradkurier nach Köln ins Studio gebracht werden mußten. Das es fast immer die „falschen“ Spiele aus eigener Sicht gewesen sind, war quasi im Preis mit drin und man selbst regelmäßig ein wenig angesäuert.

Ach ja, und die Sportschau kümmerte sich wirklich um einen Sport- Querschnitt und war noch keine reine Fußball- Schau. Und mittendrin oftmals Ernst Huberty mit Betonscheitel und der gebotenen Distanz, die inzwischen zur Ausnahme geworden ist, nun da Fußball familienfreundliche Unterhaltung sein soll.

Interessant, daß Huberty viele derjenigen, die heute Sport präsentieren, gecoacht hat für den Job vor der Kamera. Auch wenn sie selbst es so ganz anders machen als er seinerzeit. Bis vor drei Jahren noch war er Mentor und Tippgeber, Hut ab! In diesem Alter noch dafür gebeten zu werden – eine klarere Aussage über Hubertys Stellenwert gibt es kaum. Selbst seine Absetzung als Sportchef und Degradierung ins dritte Programm tat dazu nichts. Als TV- Instanz galt er weiterhin. Möge ihm noch ein langer Ruhestand vergönnt sein.

Die Großen im kleinen

Sutton United – nie davon gehört? Kein Problem, so schnell wird man auch nicht mehr hören vom Fünftligisten aus dem Süden Londons. Denn dessen Flug durch den englischen FA- Cup ist nun beendet. Erwartungsgemäß, denn der Gegner war immerhin Arsenal. Und sportlich ehrenvoll, denn es hieß nur 0:2 in diesem ungleichen Duell.

Welches aber einmal mehr zeigte, wie schön und beinahe schon fußballromantisch angehaucht Fußball eben auch sein kann. Wo man dem Trainer des Underdogs den ganzen Stolz darüber ansah, daß Arsène Wenger und seine Prominenten- Combo in sein „Wohnzimmer“ kamen. Ein Stadion, das nur 5000 Zuschauern offiziell Platz bietet. Normalerweise kommen eh nur 300 bis 400 zu den Liga- Spielen. In ein größeres Stadion zu verlegen, das kam für den Fünftligisten aber nicht in Frage.

Das Spiel ihres Lebens sollten die Kicker von Sutton wirklich zu Hause spielen. Und viele hatten drauf gewartet, daß am Ende noch ihr 46-jähriger und sichtlich unaustrainierter Ersatzkeeper ein paar Minuten würde genießen können. Dazu aber war der Spielstand dann doch zu eng. Und zum Feiern dürfte ihnen nach dem Achtelfinale allemal gewesen sein, Arsenal siegt nun wirklich nicht glanzvoll.

Genau das macht Pokal aber auch aus: die Großen im kleinen Ambiente zu erleben. Dort, wo für manch großen Kicker alles mal angefangen hat. Hierzulande sieht man es im Pokal leider immer seltener. So steht erst seit wenigen Tagen fest, daß die Sportfreunde Lotte ihr Viertelfinale gegen Borussia Dortmund auch wirklich im heimischen Stadion austragen dürfen. Schließlich übertragen Sky und ARD parallel, da braucht es dann mehr Stellplätze, mehr auslauf für die Pressemitarbeiter und ein gläsernes Studio muß man auch im Stadion unterbringen können. Einstmals – und übrigens auch am Abend bei Sutton United – hat sich das Fernsehen an die Begebenheiten vor Ort angepaßt. Inzwischen ist es umgekehrt. Dadurch bestand für Lotte die Gefahr eines Umzugs im Raum, und zwar gleich bis nach Bielefeld oder Bremen. Was mit Heimvorteil dann nichts mehr zu tun gehabt hätte. Aber die „Kleinen“ lassen sich eh nicht vermarkten, dürfte man beim DFB denken.

Karneval überstehen

Mit dem Arm kann man eh keine Tore erzielen, logisch. Keine regulären jedenfalls, insofern war es auch sinnlos, wie Gladbachs Stendel auf den Spuren Maradonas wandelte. Desto beeindruckender, wie Kölns Modeste sich trotz schmerzendem Arm durchbiß und gegen Schalke den Ausgleich erzielte. Sein 1:1 war dann auch der Endstand und hält beide Teams auf Kurs – königsblau in Sachen Aufholjagd und den FC in den Europa- Träumen.

Es ist wirklich eine bemerkenswerte Saison, die Köln bislang spielt und in der nicht einmal manche Verletzung Grund für einen Leistungsknick gibt. Vorne hat man Knipser Modeste und die Abwehr steht ohnehin stabil, auch mit Horn- Vertreter Kessler, der solide auftritt aber eben nicht überragend. Insgesamt aber ein Ersatzmann, wie ihn manche sich wünscehn würden in and eren Clubs.

Nun kommt aber die Nagelprobe mitten im Karneval für den FC: erst Leipzig, dann Bayern. Leverkusen und Freiburg wären die Konkurrenten, die von unten noch nachschieben können und man darf gespannt sein, wie die Kölner solche Angriffe abzuwehren versuchen.

Nachbar Gladbach ist nach der Pleite gegen RB im Mittelfeld der Tabelle hängen geblieben. Innerhlab von drei Tagen zwei Heimniederlagen, beider wirkten nicht zwingend notwendig. Hecking dürfte darauf drängen, dies schnell abzuhaken. In englischen Wochen wohl das probate Mittel.

Hinter Bayern und Leipzig wird es also spannend, von Rang drei bis zu Rang zehn sind es nur sieben Punkte – und in diesem Tabellenabschnitt stehen eben auch Mannschaften, die man so dort nicht erwartet hatte. Sie dürften selbst nicht davon ausgehen, dauerhaft jedes Jahr so platziert zu sein. Aber sie zeigen, daß man auch weniger Geld sportlich rentabel einsetzen kann. Wenn dann noch eine gewisse Ruhe hinzu kommt, sind eben auch positive Rausreißer wie Freiburg oder Köln möglich.

Und am Ende…

Dann läßt der Schiri so lange nachspielen, bis die Bayern noch ein Tor machen und den Punkt mit nach Hause nehmen aus Berlin. So sehen sie es wahrscheinlich auch jetzt noch in Hertha- Kreisen. Erst in Minute 96 verlor Hertha noch den möglichen Sieg. Nach Lewandowskis Tor zum 1:1 wurde gar nicht mehr angepfiffen.

Alle Tage ist eben keine Gala und ich mußte wirklich schmunzeln, wie hinterher dieser Punktgewinn verbal verteidigt wurde. Zuvorderst Mats Hummels (beim Hertha- Treffer knapp zu spät dran): auch sechs Minuten statt der angezeigten fünf seien okay gewesen, so sehr, wie Hertha das Spiel verzögert habe. – Als ob andere Mannschaften dies nicht täten! Und der Rasen habe sein übriges getan, so Hummels. Toll sah der wirklich nicht aus, aber damit hatten beide Mannschaften zu tun. Überhaupt, so Hummels, andere Mannschaften spielen auch eher mit und dann hat man schönere Spiele, wie etwa gegen Arsenal. Dies Argument ist ja der Klassiker: der Gegner soll Räume öffnen, damit man sie als vermeintlich überlegenes Team  bitte auch nutzen und gewinnen kann.

Daß sich Bayern hinterher fast zu Rechtfertigungsversuchen genötigt sah, paßt irgendwie nicht zu ihnen. Aber sei’s drum, Punktgewinne in der Schlußphase sind die neue Qualität der Münchener und ihr Uli nebst Gattin haben sich ja auch so herrlich gefreut. Und hoffen insgeheim, daß das Remis den Vorsprung auf Leipzig sogar noch ausdehnen könnte. Denn Leipzig spielt nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen nun in Gladbach. Da setzen viele ihre Hoffnungen auf die wieder erstarkte Borussia, die den Florenz- Schock vom Donnerstag schnell wegstecken sollte. War es doch in erster Linie das „falsche“ Ergebnis.

Aber in der Hinsicht hat auch dieser Spieltag einiges zu bieten gehabt, wie die Auswärtssiege von Werder und Ingolstadt in Mainz und bei der Frankfurter Eintracht. Dumm nur, daß zeitgleich stattfindende Überraschungen im direkten Wettlauf keinen Vorteil bringen.