Schulfernsehen

Irgendwozu muß es ja gut sein, wenn im modernen Fußball alles aufgezeichnet und mitgeschnitten wird. Ob die Scouting Feed- Kamera unterm Tribünendach, das war mal Berti Vogts als Tribünen- Adler (Glückwunsch zum 75.) Ob die Tablets, auf die sämtliche Co- Trainer waährend des Spiels starren. Oder eben die ganz normalen Bilder des Vereins- TV.

Da haben die Trainer inzwischen freie Auswahl. Und dann kommt ein Kohfeldt eben auch nicht mehr mit Flipchart oder Taktiktafel auf den Trainingsplatz, sondern hat einen Riesen- Fernsehschirm im Schlepptau. Bildschirmdiagonale unbekannt, aber ziemlich groß.

Und dann macht er mit seinen Wofsburgern halt Schulfernsehen mit ein paar Spiel- Sequenzen aus den letzten Wochen. Besser auf dem Trainingsplatz als in der Kabine, wenn sie es sich auf dem kurzen Weg nicht merken können, was der Coach sagt.

Ob es hilft? Sieht man dann schon in gut einer Woche. Vielleicht zeigt er seiner Mannschaft aber auch mal ein paar Szenen von anderen Teams, daraus kann es ja sicherlich auch lernen. Sonst wird es wirklich nur der Kampf um den Verbleib in der ersten Liga. Da wiederum sind andere Fähigkeiten gefragt als die, für die der Kader zusammengestellt worden ist.

Am Ende bleibt es halt eh eine Frage der Einstellung – der Spieler, nicht des Fernsehers.

Kommt gut ins neue Jahr! Danke für’s Lesen und Kommentieren hier. Auf ein Neues dann in 2022!

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Streich- Zeit

Er ist wirklich nicht einfach „einzufangen“, aber gerade deshalb ist er inzwischen zum Original geworden: Christian Streich, der seit nunmehr zehn Jahren auf der Freiburger Bank sitzt. Mehr oder weniger sitzt – denn Action an der Seitenlinie muß bei ihm sein und das ist auch gut so.

Ich frage mich allerdings immer, ob er dort im badischen Dialekt den vierten Offiziellen zutextet? Aus Selbstschutz könnte sowas ja eine Option sein. 🙂

Wer hätte damals erwartet, daß der Mann aus dem eigenen Nachwuchs dann wirklich die Freiburger Geschicke zu prägend gestalten würde, und so lange? Denn wie viele Trainer legen den Jugendtrainer in ihnen einfach nicht ab, wenn es dann um „Männerfußball“ geht und Ergebnisse wichtiger sind als manches andere? Auch dafür hat die Liga Beispiele zu bieten.

Ich hatte den Streich mal im Interview, da wurde er mit seiner A- Jugend Meister, aus der man ein paar Gesichter auch später in der Liga wieder auftauchen sah. Und habe ihm damals offenbar – ohne daß es meine Absicht gewesen war – eine Freude gemacht mit der Bemerkung, daß es richtig Spaß machte, den Fußball seiner Mannschaft anzuschauen und ob es ihm genauso ergehe. Als Antwort gab es nur verdächtigen Glanz in seinen Augen. So ist er halt.

Und so ist er wohl weitestgehend auch geblieben, auch wenn manche ihn nun zu einer Art moralischen Instanz hochjazzen wollen wegen seiner Aussagen zum ganz großen Fußball. Das Wort „Kult“ fällt dann immer ganz schnell und er macht den Eindruck, als könne er damit wenig anfangen. Gleichwohl findet er es wohl okay, gehört zu werden.

Jupp Heynckes brachte es mal auf den Punkt: „Bei Freiburg sitzt der beste Mann auf der Bank.“ Herzlichen Glückwunsch!

Zwischen Rasen und Reisen

Zwischen den Jahren scheinen die Wochentage immer zu schwimmen, geht Euch das ähnlich? Und plötzlich realisiert man, daß es ja schon in neun Tagen wieder los geht in der Liga. Und siehe da, die ersten stehen schon wieder auf dem Trainingsplatz – abzüglich derjenigen, die dann ab Samstag für einen Vereinswechsel in Frage kommen.

Und sicher, vorher darf sowas nicht verkündet werden und der Januar ist eh noch lang hin. Aber da deutet sich ja kaum Bewegung an. Bestimmt auch, weil man nun den Etat wieder neu kalkulieren muß. Zudem zocken ja manche bis zum Ende der Transferperiode – aaaaber: danach sind es nur noch dreizehn Rückrundenspiele, in denen eine Neuverpflichtung integriert werden und der Mannschaft helfen soll. Das kann dann eng werden im Jahr 2022, in dem alles ein wenig anders sein wird. Sage nur: WM ganz am Jahresende.

Trainerwechsel mit Abfindungen angesichts von Fragezeichen bei den Einnahmen da ist manch ein Verein sicherlich auch vorsichtiger als erwartet. Selbst am unteren Ende der Tabelle.

Die Zweitligisten haben noch eine Woche länger und einige wenige nutzen die Zeit tatsächlich zu Trainingslagern. Der Klassiker Spanien ist anscheinend wieder im Kommen, hat der Türkei diesbezüglich wohl den Rang abgelaufen. Buchungen zu tätigen, soll ja dieser Tage dort auch kein Problem sein. Bleibt zu wünschen, daß alle gesund wieder kommen.

Spekulatius

Fünf Tage nach dem Ende der Hinrunde ist noch immer kein Trainer gefeuert worden. Nicht, daß man es einem gönnen würde, aber insgeheim hatten doch viele Beobachter die nächsten Wunschtrainer und Herzenskandidaten erwartet. Vornehmlich dort, wo bereits im Sommer teils ganz und gar nicht geräuschlos schon Stühle gerückt worden waren.

Aber nichts dergleichen! Ist es der Weihnachtsfriede oder die ungeklärte Einnahmesituation für die nächsten Wochen?

Denn klar ist auch: lange zuwarten oder sich erst nach den Feiertagen zu einem Wechsel zu entschließen, ergibt wenig Sinn. Schon in 14 Tagen geht es wieder weiter. Bayern gegen Gladbach dann mal wieder…

Also bleibt es erst einmal bei Marktwert- Korrekturen, flotten Jahresrückblicken und sonstigen Rekorden. Und manche der vorlauten Protagonisten läßt eine Handvoll Spekulatius für ein paar Tage verstummen.

Wir lesen uns nach den Feiertagen wieder. Gesegnete Weihnachten!

Prozent und Promille

Ein Promille, das kann je nach Zusammenhang viel oder wenig sein. Etwa dann, wenn es darum geht, wie viele Menschen mit Behinderung ein Fußballspiel besuchen können, Und zwar auf einem richtigen Platz und nicht wie vor dreißig Jahren mit dem Rolli auf der Tartanbahn zu stehen.

Was die 2 Prozent im Zusammenhang mit dem Klima sind, das ist in diesem Fall die magische Zahl von einem Prozent. Ein Hundertstel der Plätze in einem Stadion soll für behinderte Menschen reserviert sein – egal, ob sehbehindert, Rollifahrer, hörgeschädigt… was auch immer.

So schön, so theoretisch, erfuhr ich bei meinem Besuch in Dortmund beim Fanclub Blind Date. Denn in der Realität wird eher in absoluten Zahlen gemessen. Und da hält das Dortmunder Stadion gerade einmal siebzig Plätze bereit. Bei einer Kapazität von 80000 ist das nicht einmal ein Tausendstel, also unter ein Promille.

Angesichts der bevorstehenden EM ’24 ist die Uefa davon nicht angetan, soll doch das Turnier ein nachhaltiges und inklusives werden. Andererseits das größte deutsche Stadion deshalb ausschließen? So weit geht es dann sehr wahrscheinlich doch nicht.

Doch bevor man nun auf Dortmund eindrischt: andere haben bei ihren Neubauten an mehr Kapazitäten gedacht und auch gleich barrierefrei gebaut. Bayerns Arena bietet rund 230 Plätze, das Stadion in Mainz immerhin einhundert. Absolut sind das mehr als in Dortmund, aber ein Prozent der Kapazität ist auch das noch nicht. Vielleicht ist dieses eine Prozent auch ein Ideal, das man eh kaum erreichen kann. Aber Luft, sich dem anzunähern, ist allemal vorhanden.

Nicht immer gegen Bayern

Da mag sich in Gladbach anscheinend niemand so richtig auf den Rückrundenstart freuen. Denn immerhin geht es dann, zwar auswärts, gegen den FC Bayern. Und Bayern können die Jungs halt. Sowohl am ersten Spieltag als auch im Pokal haben sie es bewiesen.

Gladbachs Problem: es geht nicht jede Woche gegen den Rekordmeister. Und so gab es krachende Pleiten wie in Köln und gegen Freiburg. Und selbst bei Siegen haben sie nicht immer überzeugt.

Dementsprechend fällt auch die schnelle Jahresbilanz des Managers aus. Alles getan habe er, um Kurs Europa zu fahren im Sommer. Aber warum hielt er dann an Ex- Trainer Rose fest? Mit Nachfolger Hütter schaut er sich Europa League am Fernseher an und Stand jetzt wird das auch in der nächsten Saison der Fall sein.

So weit wird es Liga- Rückkehrer Bochum nicht bringen, aber trotz der letzten beiden Niederlagen steuern sie in Richtung Klassenverbleib. Und das, obwohl der Abstiegsplatz nur vier Punkte entfernt liegt. Aber sie legen die richtige Mentalität hin und können mit Mißerfolgen umgehen indem sie sie abhaken.

Vor allem das 0:7 bei den Bayern. Während Vorjahresabsteiger Schalke an einem 0:8 die ganze Saison zu knabbern hatte, brachte der VfL kein Trauma aus München mit an die Castroper Straße. Sicherlich auch ein Verdienst von Trainer Reis, der in der öffentlichen Wahrnehmung vielleicht ein wenig zu kurz kommt. Aber das muß im Hinblick auf das Saisonziel nicht einmal schlecht sein.

Kein Testimonial

Ausnahmsweise mal auf die Schnelle. Und mit etwas Werbung, weil es halt ein von einer Firma hergestelltes Video ist. Finde die Werbung aber wirklich angenehm dezent. Und mich hat kein Shopping, sondern ein Algorithmus drauf gebracht.

Und ein Testimonial wie Schweini oder Kloppo wird aus ihm hier sowieso nicht.

Aber laßt mal einige Aussagen und Erinnerungen von Hermann Gerland auf Euch wirken. Manchem aktuellen Profikicker wünscht man das dann auch.

Letzte Gewinner

Freiburg überholt mit dem 2:1 Gegner Leverkusen und schließt die Hinrunde als Dritter ab. Es ist wohl die Überraschung schlechthin in der aktuellen Saison. – Ganz im Gegenteil zu den führenden Bayern und den abschmierenden Dortmunder Borussen.

Und auch wenn Freiburg längst nicht mehr der „etwas andere Club“ ist und sein Studenten- Image aus Volker Finkes Zeiten abgestreift hat: Christian Streich ist ziemlich genau zehn Jahre dort im Amt, hat große Zeiten davon mit dem Stamm seiner alten A- Jugendmannschaft verbracht, die entweder in die große Welt zogen oder aber auch schon den Herbst ihrer Karrieren sehen. Und der Streich macht weiter und es funktioniert.

Genau deshalb, denke ich, würde er aber auch kaum anderswo so ankommen wie beim SC Freiburg. 29 Punkte sind es nach 17 Spielen, offiziell sicherlich nur wieder Punkte für den Klassenverbleib. Ich würde der Mannschaft wünschen, daß da in Freiburg ein besseres Timing wäre, wenn es um das Umschaltverhalten von Kleinmachen auf Angriff im entscheidenden Teil der Saison geht.

Von übermäßigem Licht-unter-den-Scheffel-stellen halten sie in Köln sowieso nichts. Nach dem späten Sieg gegen Stuttgart grüßt der FC von Platz 8, nur zwei Punkte hinter Europa. Da wachsen Träume unterm Tannenbaum. Trainer Baumgart kann versuchen, die Euphoriebremse zu treten, wenn er sie denn findet.

Acht Punkte Vorsprung auf Platz 16, dazu die fußballerische Wiederbelebung der Mannschaft, insbesondere des schon abgeschriebenen Modeste. Baumgart bleibt seiner Auffassung von Fußball treu, mit der er bereits Paderborn gerockt hatte. Warum soll das nicht wirklich in Europa enden, wenn sich andere Vereine partout dagegen sträuben?

Wie schnell es auch wieder in die andere Richtung gehen kann, zeigt ja Kölns Gegner Stuttgart mit dem so typischen zweiten Jahr für einen Aufsteiger. Daß sie in der Vorsaison überdurchschnittlich abgeschnitten hatten, war wohl jedem klar. Daß es gleich mitten in den Abstiegskampf führen würde, wohl nicht jedem im Umfeld. Ob sie Ruhe bewahren können?

Die Schale ist weg

Da hätte der Mats beim BVB auch keinen Unterschied ausgemacht, aber er war erkältet. Viele in der Truppe zeigten in den entscheidenden Szenen sein Tempo und boten insgesamt eine enttäuschende Vorstellung. 2:3 heißt es bei der Hertha, neun Punkte Rückstand sind es auf die Bayern und somit dürfte die Sache mit der Meisterschaft schon zu Weihnachten (vor-)entschieden sein.

„Wir müssen darüber reden, ehrlich miteinander sein. Wir müssen Dinge möglicherweise anpassen und verändern.“, so BVB- Rose bei Sky. Allgemeinplätze einerseits, die Aufforderung zur Runderneuerung andererseits. Und die Erkenntnis, daß Quervergleiche stets hinken. Rose spielt mit dem BVB nicht den Gladbacher Rose- Fußball. Und ein Dortmunder Rose- Fußball ist nicht mit Konstanz in Sicht. Sieben Punkte Vorsprung auf die EL- PLätze schaffen vielleicht ein wenig Luft, wenn es gilt, Veränderungen umzusetzen.

Hertha bringt ein wenig Platz zwischen sich und den Relegationsrang, eine optimale englische Woche spielt die Frankfurter Eintracht mit neun Punkten aus den drei Spielen. Mainz wurde 1:0 besiegt und als Fünfter mag man sich am Main kaum daran erinnern, wie die Lage noch vor ein paar Wochen gewesen ist.

Gladbachs Ärger über ein Gegentor in letzter Minute überdeckt das Ende der Niederlagenserie. Dabei hatten manche damit gerechnet, daß man mit leeren Händen aus Sinsheim zurückkehren würde.

Und was ist im Leipziger Bullenstall los? 0:2 gegen Bielefeld bei 20-minütiger Überzahl. Neu- Trainer Tedesco erfährt schon in seinem dritten Spiel, daß die Probleme bei RB tiefer zu sitzen scheinen. Und auch, daß sie dieses Jahr schlichtweg keinen Kader für ganz oben haben. Wahrscheinlich ist es Tedescos größte Aufgabe, seinen Vorgesetzten diesen Umstand näher zu bringen.

In Stuttgart müssen sie sich damit arrangieren, möglicherwiese auf Platz 16 Weihnachten zu feiern. Es sei denn, sie punkten im letzten Ligaspiel des Jahres beim 1.FC Köln. Zuvor noch liefern sich Freiburg und Leverkusen ein Duell darüber, wer welchen internationalen Platz belegt.

Den Fall bremsen andere

Das ging dann also alles so glatt, wie man es beim VfL Wolfsburg befürchtet hatte. Die siebte Pflichtspiel- Pleite am Stück. Ein 0:4 beim FC Bayern und schon fängt die Transferperiode für die Macher des Vereins an. Gibt ja auch viel zu tun für Manager Schmadtke, der immerhin Fehler in der Zusammenstellung der Truppe eingesteht.

Würden – was unwahrscheinlich ist – die vier unter wolfsburg stehenden Mannschaften ihre Spiele gewinnen, so stünde der VfL am Sonntagabend sogar auf dem Relegationsplatz. Und wie gut hatten die Ligaspiele angefangen!

Wer aber traut derzeit den Gladbachern drei Punkte bei der TSG Hoffenheim zu? Eine bemühte Halbzeit gegen Frankfurt ohne Erfolg, das dürfte noch keinen Kredit wiederbringen beim Anhang. Der kann indessen darüber spekulieren, wer nach der kurzen Winterpause nicht mehr für die Fohlen über die Plätze der Republikk galoppiert.

Hoffenheim hingegen mausert sich still und heimlich zu einem CL- Kandidaten. wollte man den Hoeneß nicht noch vor zwei Monaten vom Hof jagen?

Frankfurt fängt sich hingegen und trifft auf die Überraschungsmannschaft des Kalenderjahres, Mainz 05. Die können mit einem Sieg auf 60 Punkte kommen in 2021. Nicht schlecht und allemal europatauglich.

Leipzig kann sich im Heimspiel gegen Bielefeld wieder einmal etwas aufbauen, um es dann auswärts bei nächstbester Gelegenheit wieder einzureißen. Richtig voran kommt man auf diese Art aber nicht.

Hertha BSC kann da mitfühlen, steht halt nur ein paar Tabellenplätze tiefer. Nun kommt ausgerechnet Dortmund ins Olympiastadion und hat seinerseits nichts zu verschenken. Denn es gilt, den Rückstand auf die Bayern wieder auf sechs Punkte zu verkürzen. Und obwohl man über diesen Rückstand meckert: andere Verfolger sind ja nicht in Sicht.