Nach der Party

Nach der Party wird aufgeräumt. Das gilt natürlich auch für eine gewonnene Relegation. Und während sich Kölns Rettertrainer Funkel in den Ruhestand verabschiedet hat, wird Manager Horst Heldt beurlaubt. Als Konsequenz aus einer Saison, die fast vor die Wand gefahren worden wäre.

Womit auch schon ein der neue Trainer Baumgart in den Fokus rückt. Der soll sich nämlich für einen Verbleib des Managers ausgesprochen haben, der ihn geholt hat. Was naheliegend ist. Im Zweifelsfall aber, sagen wir mal so, versetzt es den neuen Trainer in die Situation, noch ein wenig mehr Ergebnisse zu liefern als ohnehin schon erwartet wird.

Ob es generell sinnvoll ist, den Trainer und die Neuverpflichtungen von zwei verschiedenen Managern unter Vertrag nehmen zu lassen, sei mal dahingestellt.

Anderswo wird nur schleppend oder gar nicht aufgeräumt – aber da hat man ja auch keine Party gefeiert. So behalten sie in Bremen den Manager, der wiederum demnächst mal einen Trainer präsentieren will. Und einen Neu- Anfang? Wirklich? Denn für Markus Anfang wäre wohl eine Ablöse an dessen aktuellen Vwerein Darmstadt 98 fällig. Man darf fragen, ob Werder so gewissenhaft sein Casting betreibt oder sich kaum jemand den Laden antun mag.

Nach Osnabrück muß der neue Werder- Trainer schonmal nicht in der neuen Saison. Stattdessen packte Ingolstadt trotz eines 1:3 an der Bremer Brücke die Rückkehr in die zweite Liga. Fußballerisch kann es eine Bereicherung werden, inmitten all der gefallenen und selbstwahrgenommenen Erstligisten verspricht der Aufsteiger jedoch wenig Glanz.

Keine ganze Saison hielt übrigens die Personalie von Frau Berle beim DFB. Wer sich fragt, wer das denn sei: a) ich wußte es auch nicht und b) sie hat acht Monate als Mediendirektorin durch- oder ausgehalten, je nach Lesart. Kam vom Reifenhersteller Goodyear, hat kein gutes Jahr in Frankfurt gehabt und scheidet nun mit ’nem Platten schon wieder aus.

Nachtreten hat sie immerhin gelernt. Beklagt bei linkedin, daß ihr Abschied schon vorab durchgestochen worden sei. Hallo, Frau Berle, das ist vielleicht einer der Unterschiede zwischen Wirtschaft und Verband? 😉

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Zwei Aufholjagden – zwei Gewinner

Wie kriegt man denn Friedhelm Funkel und Thomas Tuchel, die ja fast schon als Gegensätze erscheinen könnten, in einem Post unter? 🙂

Nun, was dem einen der Klassenverbleib, ist dem anderen die Champions League. Und so sind beide dann Gewinner des Tages.

Funkel erreicht dies mit einem 5:1- Sieg seiner Kölner in Kiel. Ein Ergebnis, das man in der Höhe so nicht erwarten konnte. Auch nicht die Effektivität des FC trotz bereits gezeigter guter Auswärtsspiele in der Saison. Und so stand es schon nach knapp einer Viertelstunde 3:1 für den Nach-wie-Vor- Erstligisten. – Hinzu kam, daß die Kieler im elften Spiel seit der Quarantäne plötzlich gespielt haben wie noch nie. Haarsträubend einieg Gegentore.

Da dürfte es schwer fallen, die Saison dennoch als historische Leistung zu verkaufen in all der Enttäuschung. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Erfolg die Mannschaft ausienandergehen läßt. Auch Trainer Werner soll ja anderenorts zu den Kandidaten für Neubesetzungen gehören.

Kollege Funkel hingegen hat seine Comeback- Mission erfüllt. Und sicherlich lief für ihn in den paar Wochen ziemlich viel nach Plan. Hauptsache, am Ende bleibst Du drin mit der Truppe. Um mehr ging es nicht.

Thomas Tuchel hingegen hat eine Mission ganz anderer Art erfolgreich beendet. Aufholjagd mit Chelsea in der Premier League, erneute CL- Teilnahme und nun auch noch die CL gewonnen. Hauchdünn mit 1:0 gegen Peps Man City.

Taktisch und temporeich war das Endspiel, vor allem vor der Pause. Zuschauer gab es auch im Stadion in Porto. Jeder dritte Platz war vergeben worden. Was Abstände angeht, decken wir mal die Maske des Schweigens…

Und so manch einer darf sich fragen, wie der Tuchel das innerhalb eines guten Vierteljahres bei Chelsea hingekriegt hat. Ex- Verein Paris ist übrigens nicht einmal pflichtgemäß Meister geworden. Und der BVB hat jetzt erst wieder einen Titel geholt. – Ob der Aki mal ’ne Glückwunsch- SMS geschickt hat?

Finals und Routine

Wertvollster ablösefreier Wechsel – dieses Nicht- Preisschild darf sich nun David Alaba auf die Stirn kleben lassen. Was ja längst vermutet worden war, er wechselt von Bayern zu Real. Wird zwar nicht mehr unter Zidane trainieren, aber das mag erst einmal zweitrangig sein.

Was auch für das CL- Finale gilt: Pep gegen Tuchel oder Man City gegen Chelsea. Wegen Corona wurde es übrigens vor ein paar Wochen erst aus der Türkei nach Portugal verlegt. Ich sag’s ja immer: diese ganze Geisterspiel- Sache hat durchaus auch Vorteile… Übrigens stand auch eine Austragung in Wembley kurz zur Diskussion, aber das war der UEFA bei zwei englischen Vereinen wohl zu naheliegend.

Wesentlich interessanter wird quasi das „Vorspiel“, auch wenn es nur per Abo zu sehen sein wird: Der zweite Teil der Relegation zwischen Kiel und Köln.

Dabei hat die KSV Holstein einen 1:0- Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen. Anders gesagt: ein Unentschieden würde genügen. Aber kann Kiel auf Ergebnis spielen? Es ist das elfte Spiel seit sie aus der Quarantäne gekommen sind. Schon jetzt sei es eine historische Saison, so Kiels Trainer Werner. Das ist sicherlich gut im Hinblick auf die Erwartungshaltung. Aber Zweitligist bleiben will er sicherlich trotzdem nicht.

Der FC hingegen steht mit dem Rücken zur Wand. Der siebte Abstieg seit 1998 droht – auch wenn die neue 2.Liga attraktiv klingt: die nächste Rückkehr ist dadurch nicht garantiert, daß so viele große Clubs mitspielen.

Doch auswärts hat die Mannschaft oftmals gut gespielt, schon unter Funkels Vorgängern. Und wenn es eng wurde, dann hat sie auch Punkte eingefahren. Daran dürften sich die Kölner klammern. Ob es letzten Endes hilft im dann wohl wirklich letzten Spiel in der Trainerlaufbahn von Friedhelm Funkel?

Der strahlt gewohnte Routine aus, wegen der man ihn sicherlich auch zum Comeback überrden konnte. Er dürfte schmunzeln, wenn er liest, was Bremens Manager Baumann zur Trainerfindung bei Werder im Kicker sagt: „Auch ein Sportpsychologe nimmt die Kandidaten unter die Lupe. Mit einem Kommunikationsexperten analysieren wir, wie der Trainer auch in der Öffentlichkeit wirkt.“ Und ich dachte, es ginge um erfolgreiches Führen eienr Mannschaft.

Was nicht fehlte

Selten solch eine einseitige Relegations- Partie gesehen wie zwischen Ingolstadt und Osnabrück. Ein Beispiel, wie man motiviert in ein Spiel gehen kann, wenn man es als „CL- Endspiel“ betrachtet wie der FC Ingolstadt. Demgegenüber machten die Osnabrücker den Eindruck, sie seien bei einem Testspiel gelandet. Und ich glaube auch nicht, daß sie sich auf 2000 Zuschauer beim Rückspiel freuen werden.

Denn auch daran hat man sich während der Pandemie gewöhnt: Kritik direkt präsentiert zu bekommen von enttäuschten Fans. Ich meine damit nicht dieses heuchlerische Ritual, nach Abpfiff vor den Ultra- Blöcken Abbitte zu leisten. Was mitunter eskaliert.

Sondern schlicht und einfach mal dieses „Stimmungsbarometer“ des zahlenden Publikums. Gellende Pfiffe, vorwurfsvolles Schweigen, demonstratives Fernbleiben.

Dann nämlich, denke ich, wäre mancherorts manches anders gelaufen. Mit direkter Resonanz auf angekündigte Trainerwechsel inklusive Negativserien. Oder auf Geheiß einer Agentur geänderte Trikotfarben. Oder aber, wie in Osnabrück, auf dreizehn Heimpleiten in Folge.

So aber konnte man unliebsame Dinge durchdrücken oder sich hinter Pressemitteilungen verschanzen und auf stur schalten. Die sozialen Medien werden schnell mit anderen Dingen gefüttert, da kriegt man all das einigermaßen in den Griff. Den Rest sitzt man aus.

Zwischendurch erzählt man, wie sehr die Fans doch fehlen würden. – Doch fehlen diejenigen wirklich, die in den letzten Tagen rund um die Stadien randalierten? Dieses Phänomen hat man nun auch wieder am Hacken. Und interessanterweise sehen „Freude“ und „Frust“ dann gleich aus.

Da hilft es auch nichts, wenn der ewige Fanforscher Pilz aus Hannover, inzwischen auch schon Mitte siebzig, dann Erklärungen findet.

„Die Fans wurden coronabedingt von der Polizei am Feiern gehindert. Da schlägt die Begeisterung schnell in blanken Hass auf das Feindbild Polizei um. Eskalation beginnt in dem Moment, in dem jemand an dem gehindert wird, was er machen möchte.“

Entschuldigen darf dies aber nichts. Und letzte Spieltage oder entscheidende Spiele zu meiden als gewöhnlicher Zuschauer – das will ja wohl auch niemand.

Halbzeit oder nicht

Okay, so ein wenig Glück muß auch dabei sein. Nicht jeder hätte Stürmerfoul gegen Kiels Keeper gepfiffen – aber der Pfiff kam nun einmal. Kölns Käpt’n Hector war sauer. Und später verlor er auch noch das entscheidende Kopfballduell gegen den Torschützen des Abends – und schon steht der FC ein wenig mit dem Rücken zur Wand.

0:1 also unterliegt Köln im Relegationshinspiel gegen Holstein Kiel. Der (Noch-?) Zweitligist hat das so wichtige Auswärtstor damit erzielt und seine Ausgangsposition für das nun aber wirklich alles entscheidende Spiel am Samstag um einiges verbessert.

Spielerisch war es den Ausschnitten zufolge zwar kein Leckerbissen, desto mehr ordentlich umkämpft. Und so richtig kämpferisch war der Hector dann erst im Interview nach Spielende, wird überliefert. Aber egal, auch hier kam er nur auf ein Unentschieden. Konnte seinen Frust raushauen und der Interviewer hat mal ein wenig name dropping betreiben können – das gelingt einem eher selten, wenn man für DAZN arbeitet. 🙂

Witzig dabei: Hector empfand es dumme Frage, ob denn jetzt „erst Halbzeit“ sei. Genau das aber führte sein Trainer Friedhelm Funkel in seinen Interviews an – bis zum Rückspiel sind sich die beiden vielleicht noch einig geworden, wie man das ganze zu sehen hat. 🙂

Erst einmal gibt es aber noch die „kleine“ Relegation um den letzten Zweitliga- Platz. Die Relegationsprofis aus Ingolstadt – zum dritten Mal in Folge dabei – spielen gegen Osnabrück. Die sind vom letzten Spiel in Aue gleich weiter nach Bayern gefahren. Klingt nach Klassenfahrt, soll aber keine werden. Zumal sie auswärts besser spielen als an der einstmals gefürchteten Bremer Brücke.

Der Ausgang ist wohl wirklich offen, aber außerhalb von Ingolstadt gibt es wohl nicht allzu viele, die dem FCI die Dauemen drücken dürften.

Und wer gut getretene Elfmeter schauen mag, der bekam gleich 21 davon in Folge beim Europa League- Finale zu sehen. Der 22. entschied – ausgerechnet Spaniens Nationaltorwart im Trikot von Man United, De Gea, machte so den FC Villareal zum Sieger am Ende eines endlosen Elfmeterschießens. Steht bestimmt bald im netz.

Erste Wahl – letzte Chance

Nun ist der Flickhansi also neuer Bundestrainer. Spätestens in sieben Wochen folgt er seinem früheren Chef, dem Jogi, nach. Und somit ist der DFB wenigstens an der wichtigsten sportlichen Stelle gut aufgestellt, wie es scheint. Flick arbeitet also weiterhin mit Spielern hoher Qualität, sieht sie halt nur seltener. Aber das wird er verkraften können. Und einen regelmäßigen Anlaß, ganz zufällig in München die Arbeit seines Nachfolgers in Augenschein zu nehmen, hat er dann auch. Was will er mehr?

Wesentlich spannender wird es da am Abend in Köln. Vor dem Stadion wahrscheinlich wieder mit einem Großaufgebot der Polizei. Und drinnen, beim Relegations- Hinspiel, wahrscheinlich mit dem letzten Aufgebot von Holstein Kiel.

Doch dieses will all denen, die da glauben, das war’s schon für Kiel, zeigen, daß sie sich noch zweimal aufraffen können. Und das, obwohl die KSV Holstein zwei Matchbälle hat liegen lassen und sichtlich auf der letzten Rille läuft nach neun Spielen seit der zweiten Quarantäne. Irgendwie aber würde der Umweg passen zu dieser bemerkenswerten Saison des (Noch-?)- Zweitligisten.

Köln hingegen hat das positive Momentum auf seiner Seite. Ich denke auch, die beiden Zusatzspiele hat Trainer Funkel von Anfang an eingeplant bei seiner Idee, wie er den FC vor dem Absturz retten könne. Daher kann er auch ganz ohne zu flunkern die Maxime „keine Panik“ ausgeben.

Zumal der FC Favorit sein dürfte. Zu groß ist mittlerweile auch zwischen der ersten und zweiten Liga der Unterschied geworden. Selten genug setzte sich der unterklassige Verein durch. Zuletzt Union gegen Stuttgart vor zwei Jahren. Für Kiel dürfte es in erster Linie darum gehen, ein halbwegs gutes Ergebnis mitzunehemen. Und in jedem Fall ein Auswärtstor zu schießen. Das wird schwer genug werden.

Trainer- Lotterie

Das war ja eigentlich alles gar nicht so schlecht, wenn man die scheidenden Trainer so vernimmt: Frankfurts Hütter hat „Werte geschaffen“, Gladbachs Rose ist „besser geworden“ und muß sich „für nichts entschuldigen“ – und doch sind es nicht die Ergebnisse, von denen die Fans geträumt haben. Aber vielleicht nehmen die das mal wieder viel zu wichtig mit dem Fußball.

Da ist Werder- Manager Baumann wesentlich bodenständiger. Enttäuscht sei er, davonlaufen will er auch nicht – auch wenn sich das der eine oder andere an der Weser wünscht. Andererseits ist fraglich, ob angesichts der offengelegten Finanzlage Werder nach dem Abstieg wirklich solch eine sexy Braut ist.

Nordrivale HSV macht dagegen schon längst Nägel mit Köpfen: Tim Walter kommt, ausgesprochen selbstbewußt, aber sein größter Erfolg ist ein 6. Platz mit Kiel. In Stuttgart blieb er nur ein halbes Jahr und flog dort nach einem 2:6 in Hamburg raus. Ob es sowohl für ihn als auch für den HSV besser läuft?

Auch Düsseldorf wechselt den Trainer und Köln hat den Baumgart unter Vertrag, unabhängig davon, was Funkel mit dem FC noch hinkriegt in der Relegation. Schalke will mit Grammozis in der 2.Liga weitermachen.

Werder hingegen scheint noch auf Trainersuche, vom Kader mal ganz zu schweigen. Der müßte ausgedünnt und finanziell schlanker gehalten sein.

Bei der Traiberauswahl scheinen sie jetzt schon wieder hinten dran zu sein. Ja, hat denn das Management wirklich keienrlei Plan B entwickelt? Man kann sich das gar nicht vorstellen.

Daß die 2.Liga kein Selbstläufer wird für die Absteiger, darüber sollte zumindest Klarheit herrschen. Dafür gibt es mittlerweile viel zu viele gefallene Erstligisten. Heißt im Umkehrschluß: ein Scheitern der Mission Wiederaufstieg ist absolut im Bereich des Möglichen.. Auch für Schalke oder den HSV. Betriebsunfälle gehen nicht so schnell zu reparieren.

Nicht immer die Kohle

Und manchmal ist es einfach fein, wenn die Etat- Tabelle nicht der sportlichen entspricht. Absteiger Nummer eins, Arminia Bielefeld, schafft den direkten Klassenverbleib mit einem 2:0 beim VfB Stuttgart und war somit am Ende nicht einmal mehr angewiesen auf die Ergebnisse der Mitkonkurrenten.

All das mit dem Kern der Zweitligameistermannschaft aus der Vorsaison, punktuell verstärkt und mit einem Bruchteil (Viertel/ Drittel) des Etats von Union Berlin, die nur ein Jahr mehr Bundesligaerfahrung besitzen als die Arminia. Was vor allem zeigt, wie sehr mittlerweile Welten liegen zwischen den Vereinen der Bundesliga und man muß gar nicht einmal die Großen der Branche als Bezugsgröße nehmen.

Während Bielefeld also ein weiteres Jahr Bundesliga erlebt, muß nach mehr als vier Jahrzehnten Werder nach dem 2:4 gegen Gladbach den Weg in die Zweitklassigkeit antreten. Der Trainerwechsel kurz vor Schluß hat nichts mehr gebracht, in den Zusammenfassungen wirkte die Elf von Legende Schaaf wie gelähmt. Über das Morgen und Übermorgen mochte Schaaf denn auch nicht sprechen, Manager Baumann betonte, er werde nicht weglaufen, sei aber enttäuscht.

Auf dem zweiten Rettungsweg befindet sich der 1.FC Köln, dessen Trainer Funkel einerseits sehr fair seinem Kollegen Kramer gratulierte, andererseits aber auch das Gefühl vermittelt, mit dem 1:0 gegen Absteiger Schalke verlaufe alles nach seinem Plan: Rettung in den Entscheidungsspielen. Bochum, Kiel oder Fürth spielen den Gegner unter sich aus – gegen jeden sollte der FC als Favorit reingehen, das erste Spiel findet Mittwoch in Köln statt.

Die zweite Sensation ist für mich die Teilnahme von Union Berlin an der Conference League, dem neuen Wettbewerb der UEFA. Ein Sieg in der Schlußphase des Spiels gegen Vizemeister Leipzig machte alles klar. Somit war Gladbachs Sieg in Bremen nur noch einer für die Statistik.

Aber vielleicht ist es wirklich besser, in diesen Wettbewerb geht ein Verein aus einer Begeisterung heraus denn aus einer Enttäuschung über verpaßte höhere Ziele.

Wir lesen uns hier am Montag oder Dienstag wieder, diskutiert schön und habt schöne Feiertage.

Um letzte und vorletzte Chancen

Dreizehn Einsatzwagen, Security und Ordnungsamt – das nennt sich Abschlußtraining am Geißbockheim vor dem letzten Spiel gegen Absteiger Schalke, das der FC „nur“ gewinnen muß. Als Mindestvoraussetzung, um sich noch vorübergehend oder komplett retten zu können.

Es ist also spannend, nicht nur vor dem Kölner Stadion, sondern auch auf dem Rasen. Schalke hat zuletzt mit seiner jungen Mannschaft gezeigt, daß sie sogar mal ein Spiel gewinnen können. Zumal sie neuerdings schnell in Führung gehen. Und wenn man den Ausführungen von Trainer Grammozis Glauben schenken will, ist sogar die Stimmung in der Truppe gut. Obwohl oder vielleicht auch weil es bald vorbei ist.

Kölns Funkel strahlt in erster LInie die Ruhe und Routine aus, für die man ihn geholt hat. Hat in den paar Wochen auch mal die ganze Bandbreite an Leistungen erlebt, die seine Mannschaft (nicht) zeigen kann. Und hat auch geschickt die Aufmerksamkeit von der Truppe abgelenkt, in dem er die Kollegen aus Gladbach und Stuttgart in die Pflicht nahm gegenüber den Kölner Konkurrenten im Abstiegskampf.

Wird Borussia Mönchengladbach sich nochmal richtig reinhauen im Kampf um die Conference League? Käpt’n Sommer sieht zwar keinen Trostpreis in diesem Wettbewerb, was aber soll es denn sein für eine Mannschaft nach wochenlangem freien Fall?

Das wäre eine Chance für Werder – wenn sich Gladbach nicht reinhängt oder angesichts anderer Zwischenergebnisse selbst keine Chance mehr sieht noch Siebter zu werden. Bremen muß in jedem Fall punkten – außer, alle drei betroffenen Mannschaften verlieren.

Was bei Arminia Bielefeld in Stuttgart durchaus der Fall sein kann. Denn auch der VfB hat noch Chancen, europäisch zu spielen. Braucht allerdings die drei Punkte im Duell der Aufsteiger. Und ein wenig Revanche für das 0:3 aus dem Hinspiel dürfte auch ein Motiv sein. Somit hat die Arminia zwar die Pole Position vor dem Spieltag, aber eben auch das schwierigste Spiel, die schlechteste Tordifferenz und die wenigsten geschossenen Tore. Dafür darf sich ihr Keeper Ortega bereithalten als Ersatzkeeper für die EM. Welch schöne Belohnung für eine gute Bundesligasaison.

Der Ex vorm TV

Eigentlich dehnen sich Dinge ja aus, wenn es wärmer wird. – Das gilt aber nicht für die Ansprüche, die man in Mönchengladbach an den Tag legt.

Da verständigen sich der scheidende Trainer Rose und Sportdirektor Eberl darauf, daß die Saison als gelungen gewertet wird, wenn Platz 7 unterm Strich herausspringt. Für einen CL- Teilnehmer der alten Saison nicht eben ein Quantensprung, zumal man damit die CL- Teilnahme als positiven Rausreißer einordnet und nicht als Stufe einer Entwicklung.

Zumindest wollte man das mal – die Gladbacher entwickeln. Derart, daß sie vielleicht nicht nur ab und an in die Riege der Betriebssportler der Liga einbrechen.

Der Trostpreis also soll glücklich machen. Ob Eberl als Kind an der Losbude auf der Kirmes auch lieber den Bleistift statt den Teddy haben wollte? Da sollten die Kollegen vom Boulevard mal recherchieren.

Rose geht es eh nichts mehr an, für ihn hat Terzic beim BVB ja die CL- Teilnahme besorgt. Was den Vorteil hat, daß Rose seine alte Mannschaft im Fernsehen schauen kann und umgekehrt. 🙂

Aber mit dieser Neu-Bewertung sind die Gladbacher ja nicht alleine. Auch in Frankfurt wird das Verpassen des größeren Wettbewerbs nun als Erreichen des kleineren schön gefärbt, um es mal mit Eintracht- Vorstand Hellmann zu firmulieren.

Damit fühlt sich Noch- Trainer Hütter auf den Schlips getreten. Betont, daß er durchaus reflektieren könne. Platz 5 sei die beste Platzierung seit 25 Jahren. Stimmt schon, aber…

Und dann entdeckt Hütter doch noch seinen österreichischen Schmäh: „Ich durfte als österreichischer Trainer eine tolle Mannschaft übernehmen. In einer Top-Liga. Meine Art und Weise von attraktivem Fußball spielen lassen. 140 Spiele in drei Jahren haben geprägt. Und eine sportliche Führung, die in allen Krisen hinter mir gestanden hat – das lässt als Mensch reifen.“

Da fragt man sich doch glatt, weshalb er dann überhaupt geht und mit Gladbach Conference League spielt oder nicht einmal das.