Satt sein und Kleingeld

Was fanden wir das damals witzig im Grundkurs Wirtschaft: der Erwerb von irgendwas wurde in Relation mit Freude- Einheiten als „Währung“ gebracht. Kurz: je mehr ich von einer Sache habe, desto weniger freue ich mich über das nächste von dieser Sache.

Also etwa über das fünfte Auto, welches dann schon ganz extravagant sein muß. Oder Pferde. Oder die Selbstverständlichkeit, zwischen zwei Trainingstagen mal eben quer durch Europa zu jetten für die Pizza in Nizza. Machst Du das immer, wird es gewöhnlich.

Oder eben die sechste Meisterschaft in Folge. Da wird sogar das Feiern schon lästige Pflicht. Eine Weltmeisterschaft? Auch schon in der Sammlung. Eine zweite? Wäre besonders, sicher….

Aber steigert sie den Marktwert? Zweifacher Weltmeister gleich doppelte Werbekohle? Ich meine, die fließt doch auch so – ganz ohne Mehranstrengung. Den Marktwert steigern Spieler und Berater über die Champions League.

Wir reden hier schließlich über Fußballer, denen der DFB circa zwanzigtausend Euro überweist, wenn sie bei einem Quali- Spiel antreten. Und wieviele haben dann, wenn ihnen der Gegner zu poplig ist, den gelben Schein vorgelegt?

Auf die 20000? Gepfiffen! Das ist für die Jungs kein Geld. Erkläre das mal dem Familienvater, der samstags im Stehplatzblock ist.

Nein, die Jungs haben sich einfach von der realen Welt so weit entfernt, das es für den normalen Fußballfreund kaum vorstellbar ist. Und dann steigen sie vom selbst gewählten Olymp herab und geben sich für neunzig Minuten die Ehre.

Und erschrecken, daß ihre treu zahlende Anhängerschaft mit Schadenfreude und Häme reagiert. Ihnen nicht mehr abkauft, daß es „Störfeuer von außen“ waren, die den Mißerfolg begünstigt haben.

Ich war in der Vorwoche mal beim Einkaufen die Wand der bunten Blätter entlang gegangen. Gala, Bunte, Neue Post, etc. Auf den meisten Titelblättern: keine Helene, kein Königskind, sondern der Bundesjogi. Sorry, aber das ist doch alles nur noch lächerlich.

350-tausend Euro hätten Jogis Jungs übrigens als Weltmeister- Prämie erhalten. Andere, die noch nie den Pokal geholt haben (und zu Hause gelassen wurden), wären dafür gelaufen. Die in Rußland waren, haben gerechnet: 350 mille, das ist nicht einmal ein Monatsgehalt!

Wieder da – nur kurz

Waren das wirklich brasilianische und schwedische Fahnen, vor denen Präsi, Olli, Cremeboy und der Manuel auf dem Frankfurter Flughafen ihre Statements abgaben? Einer plötzlich entdeckten Selbstironie des DFB kann das nicht geschuldet sein, aber es hatte einen gewissen Charme.

Alle anderen Teilnehmer am Rußland- Kurztrip durften gleich nach der Landung den nächsten Urlaub antreten. Nur die „Köpfe“, die selbige über den Wolken zusammen gesteckt hatten, erzählten da noch ein wenig, aber noch weniger Erhellendes kam dabei raus.

Eine Analyse erwartet der Grindel. – Nicht nur er, denke ich. „Durchschnaufen“ will der Bierhoff. Und der Jogi? Fordert einerseits „klare Veränderungen“, von denen ein Teil ja unbestritten in seinen Verantwortungsbereich fällt. Andererseits will er sich selbst „hinterfragen“, was ja zwingend notwendig scheint.

Unterdessen hatte die DFL – also der Ligaverband – schon eine Analyse im Online- angebot. „Merkwürdige Kaderauswahl“, „gespaltene Gruppe“ und daß Wagner zu Hause bleiben sollte, fand der Autor jener Abrechnung seltsam.

Die DFL fand’s ärgerlich und verwies darauf, daß da mal wieder outgesourcet worden war in ein Tochterunternehmen. Und dann gibt es eben schon mal eine Generalabrechnung, die nicht abgestimmt ist. Sicherlich zur Freude und zu mancher Zustimmung.

Währenddessen geht es mit Fußball weiter, wobei die restlichen Gruppenspiele eher in leicht dosierter Form welchen anboten. Nur nicht verlieren hieß es da zwischen Belgien und England. Letztere taten es dann doch und sind Gruppenzweiter.

Belgien hat Japan als Achtelfinalgegner. Die haben sich gegen Polen beim 0:1 die letzten zehn Minuten kein Bein mehr ausgerissen. Ball hin und her schieben gab es, vom Gegner ungestört und vom Publikum bei Ticketpreisen von 90 Euro beobachtet.

Doch der Zweck heiligte das Mittel. Japan gewann so den direkten Vergleich mit dem Senegal. Beide waren punkt- und torgleich, hatten dazu gegeneinander unentschieden gespielt. Und somit entschieden die weniger erhaltenen gelben Karten zugunsten der Japaner. Da riskiert man dann nichts mehr im Spiel. Fairplay- Wetung nennt sich das kurioserweise.

 

…aller Zeiten

Und da stand er dann allein sinnierend am Spielfeldrand, der Cremeboy und Bundesjogi, bevor er ebenso allein in die Kabine ging. Seine Spieler noch auf dem Platz, Zusammenhalt zeigt sich halt in der Niederlage.

Ein 2:0 hätte die deutsche Mannschaft sicher ins Achtelfinale gebracht, ein 0:2 ist es geworden. Gegen Südkorea, einen der Gegner, den man vor dem Turnier als zu leicht befunden hätte. Der aber in der direkten Konfrontation zeigte, wie man beherzt spielt, laufstark agiert und die Schwächen des Gegners ausnutzt.

Was in der Schlußphase gegen Schweden leidlich und glücklich funktioniert hatte, riß der Jogi wieder auseinander. Opferte Müller für Goretzka und revidierte dies beim Wechseln später wieder – ohne Erfolg. Brachte Gomez, der ja nach eigener Aussage mit drei Minuten schon zufrieden ist, auch ohne Erfolg.

Und so hat in den drei Spielen bis auf den zuletzt torgefährlichen Gladbacher Verteidiger Ginter jeder Feldspieler seinen Einsatz gehabt. Training on the job. – Stammelf? Weder vorhanden noch in der Vorbereitung eingespielt. Hatte man ja als designierter Wieder- Weltmeister gar nicht nötig.

Es gab ja auch andere Baustellen. Lange Zeit der tägliche Wasserstand zu Neuers Mittelfuß. Dann die Wahlkampf- Fotos von Özil und Gündogan, obendrein das schlechte Krisenmanagement und das verschlechterte Verhältnis zu gewöhnlich treu ergebenen Pressevertretern.

Bierhoffsches Meinungsdiktat und das Zurückrudern. Das Kritisieren der Kritiker durch die Spieler. Deren Jammern über eine Unterkunft, die nicht ihren hohen Ansprüchen entspricht. Darüber auch Uneinigkeit zwischen Trainer und Management. Nicht einmal gute Sieger gegen Schweden sein, stattdessen Provozieren des Gegners durch Mitläufer aus dem Mannschaftsstab.

Und alles in allem die Aura voller Überheblichkeit. Was für ein – entschuldigung – Sauhaufen war da eigentlich unterwegs?

Klassensprecher Hummels, auch aus der Abteilung „über den Zenit“, wollte seine intern anscheinend überhörte Kritik nicht noch einmal öffentlich äußern. Sprach aber immerhin davon, das letzte brauchbare Länderspiel habe die Truppe im Herbst 2017 abgeliefert. Korrigierte sich dann auf März ’17.

Aber so war es ja lange genug: gegen die Kleinen hat man das Kicken nicht nötig, gegen die Großen gewinnt man nicht. Wenn man nun aber nicht mehr gegen die vermeintlich „Kleinen“ besteht, dann ist es Zeit nach Hause zu fahren.

Ist die Bühne Helene für Berlin schon gebucht? Dann verkauft den Fans doch eine Willkommens- Party! – Und danach fahrt endlich in Urlaub – in ein 5 Sterne- Hotel oder zu einem von Euch verehrten Präsidenten Eurer Wahl.

Geht gerade nochmal gut

Der WM- Teilnehmer der Herzen fährt heim nach Island, dabei bestand sogar für ein paar Minuten die Chance auf einen späten Siegtreffer gegen die kroatische B- Mannschaft, weil Argentinien fast genauso spät im Parallelspiel gegen Nigeria in Führung gegangen war.

So aber rettet sich Messis Generation noch einmal in die Ko- Runde einer WM, fordert Frankreich im Achtelfinale. Das wiederum lieferte sich beim 0:0 mit Dänemark ein Nicht- Spiel, das keinem gefiel aber beiden Teams in die nächste Runde half.

Spannung gibt es sicherlich in der deutschen Gruppe zur besten Kaffeezeit: war Kroos‘ Late Night Treffer gegen Schweden nun die Initialzündung für ein erfolgreiches Turnier oder doch nur die Vertagung der Frage, was von den 14er Weltmeistern noch zu erwarten sein wird?

Südkorea macht manches durch Kampfgeist wieder wett und dürfte läuferisch eine Menge abverlangen. Grüße vorab an die deutsche Innenverteidigung! Zumal Hummels wieder spielen kann und den gesperrten Boateng ersetzen wird. Das ist der, über den in England gespottet wird, er halte sich für Beckenbauer. Vom Tempo her, könnte der Franz vielleicht sogar mithalten 🙂

Hummels und Müller drohen Gelb- Sperren und manch einer sieht darin eine Möglichkeit, Jogis Truppe auf die Erfolgsspur zu bringen. Denn auch Müller wird in seiner eher durchwachsenen Form mittlerweile in Frage gestellt – so launig er sich auch an den Mikrofonen stets gibt. Vielleicht braucht er generell mal eine Spielpause, andererseits ist er einer derjenigen, die immer spielen wollen. Wie sagt man’s seinem Müller?

Am liebsten gar nicht, wenn es nach Christoph Kramer geht. Denn die Kritken sieht der Mann mit dem Final- Brummschädel 2014 als an den Haaren herbei gezogen an. Was soll er auch sagen – schließlich hofft er ja, nach der WM wieder dabei sein zu dürfen. Im Kreis der Nationalmannschaft. Naiv, wer geglaubt hat, ein noch aktiver Nationalmannschafts- Kandidat würde sich gut als ihr Kritiker machen.

Das war knapp

Der Schuß ans Außennetz in der Nachspielzeit – das wäre das Aus gewesen für den amtierenden Europameister und das Weiterkommen für den Iran. So aber blieb es beim 1:1 und Portugal steht im Achtelfinale, ebenso Spanien, ebenso nach Unentschieden, allerdings gegen Marokko.

Es war dann doch wesentlich nenger als man auf dem Papier in der Gruppe erwartet hatte, wenngleich sie wie erwartet ausging.

Insbesondere Iran hat aber gezeigt, daß sich das Land fußballerisch weiter entwickelt hat. Knapp verloren gegen Spanien, das Remis gegen Portugal – das sind Ausrufezeichen einer Mannschaft, die allgemein die Torgefahr ein wenig vermissen läßt. Das aber mag auch ihrem portugiesischen Trainer geschuldet sein, denn ohne CR7 wäre auch Portugal oft nur wenig durchschlagskräftig, das allerdings optisch ansprechend.

Uruguay und Rußland sind zwei weitere Achtelfinalisten, Ägypten stellt mit dem 45-jährigen Keeper einen Allzeit- Alersrekord auf, verliert aber gegen Saudi- Arabien.

Weiter geht es mit eher überschaubar attraktiven Spielen am Nachmittag, desto spannender wird es am Abend. Kommt es zur Sensation, wenn Argentinien ausscheidet? Wäre das überhaupt eine Sensation angesichts von Messi als Schatten seiner selbst?

Bei Kroatien wird über ein wenig Rotation gemutmaßt: Rebic, Mandzukic und Modric nur auf der Bank gegen Island. Derweil darf sich Argentinien an Nigeria versuchen, das zwei Punkte Vorsprung hat. Schwieriges Unterfangen und jetzt schon wird über den Rauswurf von Messis entmachtetem Trainer spekuliert – inclusive 17 Mio Abfindung. Dimensionen wie in großen Autohäusern.

Unterdessen sperrt der DFB vorauseilend und freiwillig seine beiden Funktionäre, die Zwist mit der schwedischen Bank hatten. Die FIFA hatte eh schon ermittelt. Und während Kroos sich um die allgemeinen Kritiken aus der Heimat schon am Vortag verärgert zeigte, nahm sich nun Kollege Gomez die prominenten Kritiker vor.

Kann man machen, zeigt aber eine gewisse Dünnhäutigkeit und ich frage mich, wem das am Ende hilft. Vielleicht einer gewissen Wagenburgmentalität im Team. Das diese offenbar sehr nötig hat.

Auf großer Bühne

Und manchmal, wenn man in der Schule im Sport Mannschaften gewählt wurden und man zufällig Geburtstag hatte, dann durfte man sich seine Mitspieler wählen. Das kennt Ihr bestimmt auch noch, oder?

Da aber nun der große Fußball so nah am Fan ist, macht es Lionel Messi wie wir: Geburtstag haben (wird 31) und – so Argentiniens offenbar entmachteter Coach – die Aufstellung festlegen für das entscheidende Spiel gegen Nigeria um das Erreichen des Achtelfinals.

Was Argentinien in drei Spielen blühen könnte, dafür haben die Polen nur zwei Spiele gebraucht: ausgeschieden sind sie nach dem 0:3 gegen Kolumbien. Klingt auch nicht gerade, als habe Lewandowski die Weltbühne dazu nutzen können, um für einen Vertrag bei den ganz ganz Großen Vereinen der Welt vorzuspielen. Vielleicht geht er ja in den Ferien einmal in sich und erkennt, daß derzeit ein Vertrag bei Bayern gar kein so schlechtes Wertpapier darstellt.

Am Nachmittag spielen Rußland und Uruguay darum, in welcher Reihenfolge sie das Halbfinale erreichen. Ägyten und Saudi- Arabien geben im Spiel gegeneinader ihre Abschiedsvorstellung und Liverpools ägyptischer Spieler Salah hat seine Schulterverletzung dann endlich unbeobachtet von der Fußballwelt für sich allein.

Abends wird es wesentlich spannender, denn in Gruppe B können Portugal, Spanien und der Iran noch weiterkommen. Spanien hat gegen das bereits ausgeschiedene Marokko wohl die leichtere Aufgabe. Ronaldo plus zehn weitere Portugiesen müssen sich mit dem Iran auseinandersetzen, die über taktisch diszipliniertes Defensivverhalten auch durchaus ein wenig spielerisch etwas drauf haben. Daß sie Portugal nicht ins offene Messer laufen wollen, ist allerdings auch klar.

Durch die unklare Situation in dieser Gruppe ist auch ein Taktieren zwischen Uruguay und Rußland überflüssig unter dem Aspekt, bestimmte Gegner im Achtelfinale zu vermeiden.

Unterdessen demonstriert Messi mit seinen Geburtstagskerzen die Taktik für das nächste Spiel. Und in ihrer Unterkunft nahe Moskau ärgern sich Jogi und seine Jungs über harte Matratzen und zu wenig Entertainment. Wie wär’s mit Pfeifen im nahe gelegenen Wald?

Sonne in Sotschi

Da knallt dann der Kicker- Ticker so richtig durch, sieht aus Sotschi berichtend sogar die Freude der Fans daheim…. „Retter einer Fußballnation“…  „gibt einer ganzen Nation Hoffnung“…  Und ja, es ist nicht die Bild, sondern wirklich der Kicker, der damit einmal mehr seinen Ruf als Zentralorgan des deutschen Fußballs (und des DFB) festigt.

Nun gibt es halt mit ein paar Tagen Verspätung die Schlagzeilen von Moral und deutschen Tugenden. Kroos, der vor der Pause das 0:1 mit eingeleitet hatte, brachte den finalen Freistoß weit in der Nachspielzeit zum 2:1 im schwedischen Tor unter. Der Rest war Jubel, zumal Boateng mit gelbrot in der Schlußphase für deutsche Unterzahl gesorgt hatte.

Selbst Cremeboy Jogi freute sich mal, wirkte während der 94 Minuten zuvor so ganz und gar nicht cool. Immerhin hatte er im Angesicht eines möglichen Vorrunden- Aus Lieblinge geopfert: Hummels verletzungsbedingt, Özil vor dem Spiel und Draxler in der Halbzeitpause. Hemd ist halt näher als Hose.

Und siehe da: um den schwedischen Strafraum herum war es oft so voll wie auf  ’nem IKEA- Parkplatz am Samstagmorgen, inclusive des Problems, ans eigentliche Ziel zu kommen.

Gewinner des Spiels ist für mich allerdings Reus. Zum einen, weil er überhaupt spielen durfte und zur Schonung anscheinend nicht einmal mehr für den Trainer ein Grund bestand. Dazu Torschütze zum Ausgleich, am Siegtreffer beteiligt und für Belebung im Spiel hat er auch gesorgt.

Jetzt wird es noch ein Drei- (theoretisch auch Vier-) Kampf ums Achtelfinale in der Gruppe. Mexiko hatte Südkorea besiegt, was auch die deutsche Mannschaft hinkriegen sollte. Falls Schweden gegen Mexiko drei Punkte einfährt, entscheidet dann die Tordifferenz über das Weiterkommen.

Achtelfinale daheim – diese Chance hat Polen, das sich in derselben Lage befindet wie die Deutschen vor dem Spiel. Gegen Kolumbien – ebenso punktlos – muß gewonnen werden, um dann am letzten Spieltag noch Senegal oder Japan abzufangen. Kein leichtes Spiel und es bedarf bei Lewandowski und seinem Team größerer Effektivität.

England sollte gegen Panama seiner Favoritenrolle gerecht werden, auch wenn sich der WM- Neuling teuer verkauft hatte bei seinem Debüt. Es dürfte wohl ebenso der Heimflug anstehen wie für Tunesien, das gegen Belgien 2:5 unter die Räder kam.

Einen im Haar, im Schuh und (wahrscheinlich) im Tee

Hat Felix Brych sich vor lauter Not zum Zeitvertreib im Videokeller die Haare getönt? Sah so aus, als er das Schweiz- Spiel leitete mit dem Last Minute – 2:1 gegen Serbien.

Oder hat man mittlerweile einen – wie soll ich’s sagen? – „kosmetischen Blick“ auf deutsche WM- Teilnehmer? 🙂 Nicht, daß sich der Schiri demnächst auch noch per Werbung hervortun möchte und schon heimlich auf Beratersuche geht…

Ohne Politk geht es anscheinend nicht mehr im Fußball – und so war denn auch besagtes Spiel ein politisches. Daß ausgerechnet Shaquiri den Siegtreffer markierte – einer der „Secondos“ im Schweizer Team und er außerdem auf seinen Schuhen einmal die Schweizer und einmal die Kosovo- Fahne trägt…. Woran erinnert einen das…?

Und daß der Verband der Schweiz – immerhin Inbegriff für Neutralität – nicht schlauer ist als der deutsche in der Fotosache und solche Dinge nicht untersagt, wundert einen auch.

Aber bald geht es wieder darum, wer neben Costa Rica ausscheidet: Brasilien, Serbien oder halt doch die Schweizer, die aber den vermeintlich leichtesten Gegner haben.

Mexiko und Schweden können das Achtelfinale buchen, wenn sie denn ihre nächsten Spiele gewinnen: die Mexikaner gegen Südkorea (das dann ausgeschieden wäre) und Schweden gegen Deutschland (welches dann auch…).

Ob sich Cremeboy Jogi aus der Özil- Falle befreien läßt indem der Junge aufläuft und Leistung bringt? In der Abwehr schent sich Hummels auf seine Rolle als interner und dies dann ausplaudernder Kritikr zu fokussieren. Und ein angeschlagener Innenverteidiger sollte ja auch reichen, oder? Wenn Boateng wieder das Tempo seinen grau gefärbten Haaren anpaßt.

Derweil rüstet Bild schon mit der stärksten Personalie auf, die sie in petto haben: Franz- Josef Wagner. „Die Schweden sind die beste Eishockeymannschaft der Welt. So spielen sie auch Fußball.“ Und weiter: „Es ist ein Krieg zwischen zwei Nationen, die sich eigentlich lieben.“ – Dafür müßte man schon ’ne Blutprobe anordnen, oder?

Höhenluft

Was tut man nicht alles für den Erfolg? Rauchverbot für Diego Armando, der stattdessen Fingernägel kaut. Und es bringt trotzdem nichts, denn seine Argentinier kassieren ein 0:3 gegen Kroatien. In einer Partie, die einerseits ruppig war, aber auch von Leuten mit Risikobereitschaft geführt wurde.

Argentiniens Keeper ging zuviel Risiko und reihte sich ein in die großen Keeper- Klopse dieses Sommers. Der Anfang vom Ende für Messi und Co. – und schnell ist wieder vom „Unvollendeten“ die Rede, während die Kroaten schon das Achtelfinale klar gemacht haben.

Ebenso wie Frankreich am Nachmittag. Mit dem 1:0- Standard- Resultat gegen Peru, das damit ausgeschieden ist. Schade, denn sie haben beherzt gekämpft. Und ich habe mich wirklich gewundert, wieviele peruanische Fans in Rußland unterwegs sind. Es hörte sich beeindruckend an bei den Hymnen.

Nicht die Höhenluft der Anden, sondern Höhenluft anderer Art weht anscheinend dem deutschen Cremeboy ums Näschen. Oder wie sonst soll man sich die Fotos an der Strandpromenade von Sotschi erklären?

Shorts, Sonnebrille, Shirt und den Blick der Sonne entgegen – Bilder wie einst in den Quelle- und Neckermann- Katalogen liefert da der Bundestrainer. Hat er also endlich seinen Willen bekommen und ist für vier Tage bei fünf Sternen abgestiegen!

War ja auch schließlich unzumutbar im Walde bei Moskau. Dabei könnte man meinen, es sei doch wurscht, wo Jogis Jungs die Playstation auspacken oder mit ihren Beratern telefonieren. Mal gut, daß viele andere im Lande ihrer Arbeit auch ohne Urlaubsatmosphäre gut nachgehen können, oder?

Und ein Trainer, der Sportklamotten trägt statt modelmäßig posiert, wäre mir auch mal recht. Vielleicht sollte man auch froh sein, wenn dies nicht in der Liga übernommen wird. Nicht mal vom Nagelsmann, der seinen roten Mantel übernächste Saison bei den selbsternannten „Roten Bullen“ über’n Haken wirft. Und durch die frühe Bekanntgabe vorübergehend zur lahmen Ente mutieren könnte.

Glanzlose Iberer

So sehenswert neulich das 3:3 zwischen Portugal und Spanien gewesen ist – gar nicht allein wegen der sechs Tore – so wenig haben sich beide gegen die anderen Gegner mit Ruhm bekleckert.

Dabei ist es völlig wurscht, ob die Spanier nun 75 oder noch mehr Prozent Ballbesitz hatten: es gelang ihnen bei allem Paßspiel einfach viel zu selten, die iranische Abwehr auseinander zu spielen. Daß der Gegner auch anders kann, bewies er nach dem spanischen Tor des Abends und immerhin kam noch ein Abseitstor für den Iran dabei heraus. Wobei sicherlich manch einer in Spanien schon den inneren Film hatte, am letzten Gruppenspieltag auf Erzrivale Portugal angewiesen zu sein um weiterzukommen.

Portugal, das war einmal mehr Ronaldo. Viertes WM- Tor beim 1:0 gegen Marokko, welches zwar durchaus gute Torchancen hatte, nun aber bereits ausgeschieden ist.

In der „Russen- Gruppe“ hingegen ist die Spannung raus. Der Gastgeber und Uruguay mit je sechs Punkten, Ägypten und Saudi- Arabien jeweils ohne Punkt. Somit hat der letzte Spieltag dieser Vorrundengruppe zwei Pflicht- Freundschaftsspiele. Sicherlich, es geht noch um Tordifferenz und den Achtelfinalgegner. Aber auch das dürfte durch die 8:1 Treffer der russischen Mannschaft schon geklärt sein.

Dänemark und Frankreich, bei dem viele denken, der Titel gehe nur über Les Bleus, andere halten sie noch für zu jung, können gegen Australien und Peru jeweils das Weiterkommen klarmachen. Womit auch dieser Gruppe dann am dritten Spieltag die Spannung fehlen würde.

Und das wiederum wird nicht wenige davon abhalten, sich diese Spiele anzuschauen. Sind dann nur noch Pflichtnummern, für die teure Tickets verkauft worden sind und in denen die Einsatz- Bonbons verteilt werden dürften.

Unterdessen geht es der deutschen Nationalmannschaft gut, der Manager ist mal wieder von einem Thema genervt – diesmal „Wald oder Strand“ während die Fotos vom Cremeboy eher an Urlaub erinnern. Oder was will er mit dieser Bildsprache aussagen?