Studentische Aushilfe

Da habe ich doch neulich glatt überlegt, als ich die Story im Kicker las von einem Studenten, ich glaube Sportmanagement, woher kennst Du den Kerl? Ulreich, auch schon Ende 20 oder so. Stimmt, bei Bayern spielt er. In der Regel im Training, denn der Neuer fehlt ja fast nie. Kein Wunder, hat er doch so oft ruhige Nachmittag und Abende im Bayern- Kasten, daß er gelegentliche Ausflüge ins Feld einstreut.

Nun aber fehlt der Dauer- Neuer, dessen Paraden ohnehin stets als Weltklasse belobigt werden, doch tatsächlich einmal verletzungbedingt. Gegen Augsburg und wenn’s schlecht kommt, auch noch gegen Real.

Und jetzt kommt besagter Student ins Spiel und alle Welt tut so, als sei das Risiko besonders groß. Dabei – und das vergessen anscheinend viele – hat man den seinerzeitigen Stammkeeper des VfB Stuttgart ja nicht ohne Grund auf die Bayern- Bank gelockt. Das dies die (geringe) Möglichkeit beinhaltet, auch mal im Wettkampf im Kasten spielen zu müssen – dessen waren sie sich in München doch hoffentlich bewußt.

Ulreich selbst hatte ja auch stets betont, welch hohe Intensität er im Training erlebt. Ach ja, wenn ihm Trainingsteilnahmen reichen… Beim Kalle- Kick in Lippstadt durfte er mal ins Tor und wenn es in der Liga um nichts mehr geht, auch. Erste Runde Pokal nicht zu vergessen.

Daß er nicht die Klasse eines Neuer hat, ist klar. Dennoch war er mit regelmäßiger Spielpraxis ein durchaus solider Keeper. Notfalls könnte seine Mannschaft ja auch das Spiel ein wenig auf ihn ausrichten, also so konsequent verteidigen, daß er wenig zu tun bekommt. Das bekommen Bayern- Keeper eh. Nur gegen Real könnte es schwierig werden, aber das weiß auch Neuer.

Insgeheim dürfte sich Ulreich freuen, mal wieder am Samstag um halb vier im Tor zu stehen. Sagen wird er das so kaum als guter zweiter Mann. Der Gang zur Bank wird ihn überzeugen.

Tatkraft und Eiertanz

Da tritt mit viel Vorlauf einer der „Sterne des Südens“ ab und gibt – wie treffend – dem „Stern“ ein Interview. Philipp Lahm redet ja nach eigenem Bekunden gern und ist halt einer, der den Mikrofonen und Kameras nicht ausgewichen ist. Um dann seine verbalen Tänzchen aufzuführen, aber immerhin gibt es dann Material von ihm.

So findet er dann nach seiner Entscheidung gegen einen Lehrlingsposten im Bayern- Management auch nette Formulierungen. Redet nicht etwa von Besserwisserei oder erdrückender Dominanz des großen Uli, sondern davon, dieser sei „noch zu tatkräftig (…), um loszulassen. Zu jung.“ Das ist die hohe Kunst des Bauchpinselns, bevor auf den Honig auf dem Hoeneß- Bauch noch die Sahne geschmiert wird. Denn Lahm erwähnt natürlich Ulis Verdienste um den Club und gesteht ganz großzügig, daß dessen Tatendrang auch sein gutes Recht sei.

Da laviert der Lahm mal wieder fein herum – nicht, daß da noch jemand Kritik heraus liest und sich jetzt schon die Tür schließt, durch die der Philipp bei weniger Tatkräftigkeit vom Uli dann vielleicht doch noch eines Tages hindurch gehen mag.

Was er bis dahin tun wird? Da darf man gespannt sein, hat sich Lahm doch schon aufs Managen vorbereitet und scheint den Wirtschaftsteil der Zeitung nicht gleich beiseite zu legen. Er wird es auch nicht nötig haben wie der Poldi noch schnell einen Telefonanbieter zu bewerben, damit die Flatrate der Japan- Anrufe  günstig genug wird. Oder wie Owomoyela, ich hätte ihn fast nicht erkannt, für irgendeine Wettfirma das Gesicht ins Werbefernsehen zu halten.

Nein, der Philipp kommt noch groß raus. Muß sich ja lohnen, wenn man es sich so lange mit niemandem verscherzt hat. Tatkräftig ist er ja noch.

Rentnerfohlen

Schon wieder einer aus den Panini- Alben der Kindertage, der das Rentenalter erreicht hat: Rainer Bonhof wird 65, mag aber noch weiter Vize- Präsident in Gladbach bleiben. Anscheinend fahren beide Seiten gut damit, denn gerade für einen Club wie Gladbach ist es mitunter wichtig, die Helden von einst in den eigenen Reihen zu haben – und damit in Verantwortung – statt alle Woche wieder als Kolumnist im Boulevard. Beides zu vereinen, das hat ja bekanntlich nur der Franz hinbekommen.

Zudem ist Bonhof einer der in der Öffentlichkeit recht ruhigen Vertreter, dürfte aber intern schon artikulieren, wohin es mit den „Fohlen“ gehen soll. Ähnlich wie er in seiner aktiven zeit der Vorlagengeber war zum WM- Siegtreffer ’74 durch Müller.

Andere Vereine tun es ähnlich wie die Gladbacher: so etwa Köln mit Toni Schumacher oder der MSV Duisburg mit Bernhard Dietz, der stets für seinen Verein bereit ist, die Öffentlichkeit zu bedienen. Das ist eben die Generation, die ihr Verein in Fleisch und Blut übergegangen ist.

Nicht immer klappt das: in Dresden etwa, wo die Altstars in vier Tageszeitungen als regelmäßige Senf-dazu-Geber auftauchen und immer wieder montags früher alles besser gewesen ist. Daß damit nur Unruhe reingebracht wird, zeigt dem Beobachter aus der Ferne, wie eng diese Altherren wirklich an ihrem Club hängen. Entsprechend stark muß dann die Vereinsführung sein oder es halten wie in Magdeburg, wo man die wenig gebetenen Ratgeber radikal abkanzelte und sich durch die gewonnene Ruhe mit dem Aufstieg in die 2. Liga belohnen könnte.

Gerade dieser Blick über den Fohlenstall hinaus sollte an Bonhofs Feiertag den Gladbachern zeigen, daß er auch weit nach seiner aktiven Zeit ein Glücksgriff für den Verein ist. Herzlichen Glückwunsch!

Alarmstufe orange

So gehört es sich auch für einen Kapitän – er bleibt bei der Mannschaft, auch spontan und wenn Anderes abgesprochen gewesen ist. Arjen Robben flog nach der neuerlichen niederländischen Pleite eben nicht zum Bayern- Training, sondern bleibt noch zum Testkick am Abend gegen Italien.

Nach dem 0:2 in Bulgarien und Alarmstufe orange für die WM-Quali will Robben sicherlich auch die Trainerfindung mit beeinflussen, nachdem Danny Blind am Wochenende den Job bei der Elftal los geworden ist.

Wer aber soll es machen? Die großen niederländischen Namen, die für die beinahe ganz großen Erfolge stehen, haben den Job alle schon mal gehabt und der Trainerstuhl beim KNVB erscheint wie eine Wandertrophäe, die man besser schnell weiter gibt.

Van Marwijk spielte zu „deutsch“, das war nichts für Ästheten, Hiddink muß die 70 erreicht haben und war zuletzt auch eher bescheiden erfolgreich. Dick Advocaat will seine Laufbahn nach dem Job in St. Petersburg beenden, Huub Stevens ist unter die Buchautoren gegangen und steht wohl auch zu sehr für pragmatischen Fußball. Seine Karriere hat er auch abgeschlossen. Bleibt eigentlich nur noch Louis van Gaal. Stimmt, auch Trainer- Rentner. Andererseits mit dem Ego ausgestattet, sich nochmals bitten zu lassen und es manch einem seiner Kritiker beweisen zu wollen. Der Abgang bei Man United ist für einen wie ihn eigentlich kein richtiger.

Aussicht, alles noch zu retten ist ja vorhanden bei drei Punkten Rückstand in der Quali- Gruppe auf den zweiten Platz. Ich kann mir gut vorstellen, daß Robben also versucht, seinen Bayern- Ex- Coach ins Spiel zu bringen. Wäre zwar auch die Retro- Masche, aber die jüngere Generation hat sich ja auch bereits an dem Job versucht.

Scheint als seien die Niederländer in der Rumpelphase, die der deutsche Fußball bei Rudi und Ribbeck Anfang der Nuller Jahre erlebt hat. Und es wird allenn Schlachtrufen „…fahren wir zur WM“ Zeit, daß sie da wieder raus finden.

Geschont für Baku

„Wir haben arrogant gespielt“, zitiert der Kicker den Mats und wenn das Abwehr- Sprachrohr das sagt, dann sagt man Danke und ist froh, sich den Kick gegen Aserbaidschan nicht in voller Länge gegeben zu haben, oder? Wie diese Spielweise seitens der deutschen Mannschaft ausschaut, hat man schließlich oft genug gesehen in den letzten Jahren.

4:1 hieß es trotzdem am Ende, es war ein Sieg derer, die in der Liga weitestgehend geschont werden. André Schürrle etwa, der Wechselkönig auf den Spuren eines Marko Marin, ist beim BVB für teures Geld oft genug Teilzeitarbeiter. Da sind zwei Tore und gleich neunzig Minuten am Stück zu spielen doch mal eine schöne Abwechslung. Ausruhen kann er sich beim Tuchel dann wieder.

Torschütze Gomez ist in Wolfsburg ja auch erst seit Andries Jonker Trainer ist so richtig präsent, also in der persönlichen Startphase der Spielzeit und Thomas Müller traf denn auch in Baku, während er in Bayern zum Vorlagengeber mutiert ist.

Dennoch waren wohl nur wenige zufrieden mit dem Auftreten der deutschen Elf in Aserbaidschan, aber wenigstens bleibt die saubere Bilanz von fünf Siegen aus fünf Quali- Spielen. So geht’s sicher nach Rußland mit dem Jogi. Den RTL- Aushilfsmoderatorin Wontorra übrigens Johann genannt haben soll – so die Schlagzeile im Boulevard. Wenn das schon das Topthema ist, bin ich für die zweiminütige Zusammenfassung in der Tagesschau gleich noch dankbarer.

Für Jogis niederländischen Kollegen Danny Blind findet die WM vorm Fernseher statt, soviel steht fest. Der Verband feuerte ihn nach dem 0:2 in Bulgarien, die Qualifikation ist in Gefahr und womöglich sitzt Blind dann im nächsten Sommer mit Robben und Co. gemeinsam vor dem TV.

Mit lahmer Ente durch Europa

Der Jogi hat also eine Vorgabe gemacht, einen sieg in Aserbaidschan hätte er gern von seiner Truppe. Das sollte wohl klappen, auch wenn sich der Berti warnend aus der Ahnengalerie der Bundestrainer meldet und entsprechend warnt. Schließlich hatte er auch schon für Aserbaidschan die Verantwortung.

Gelegenheit genug, sich um andere Dinge zu kümmern. Der Tatsache etwa, daß sich in Dortmund der Abschied von Thomas Tuchel mal wieder ein wenig mehr andeutet. Die vermeintliche Anfrage von Arsenal wurde allerseits dementiert. Es wäre die eleganteste Form gewesen, den Trainer vor Vertragsende und ohne Gesichtsverlust loszuwerden.

Nun tun sich zwei Wege auf, die feinsinnigerweise kolportiert worden sind: zum einen das Interesse des Vereins an Ex- Spieler Sousa. Der könnte sofort kommen und die Abfindung für ihren Spaßbremser zahlen Watzke und Co. aus der Portokasse. Im Falle, daß die Champions League verpaßt würde, hätte man noch beste Argumente für den Wechsel auf der Bank.

Natürlich sind die Verantwortlichen des BVB hochanständig *hüstel* und weisen da jegliches Interesse von sich. Doch schon wird mit Julian Nagelsmann bereits der nächste Kandidat in Stellung gebracht, allerdings erst zu Tuchels Vertragsende. Zunächst dürfte wohl die Chance auf die CL mit Hoffenheim ganz reizvoll sein und es paßt wohl auch nicht in Nagelsmanns Image, Kollegen- Killer zu sein. Er wird abwarten können, während Tuchel entweder zur lame duck mutiert in der neuen Saison oder aber doch zumindest stark beschädigt wird mit diesen Debatten um seinen Trainerstuhl. Eine Basis für Erfolg scheint dies nicht zu sein, Tuchel arbeitet auf Abruf.

Kevin geht – anders

Der Vorname Kevin verpflichtet zum Glück zu nichts – nicht einmal zur Stillosigkeit. Und so geht im Schatten den Poldi- Spektakels inclusive inszenierter „letzter Fotos“ in der Bild ein weiterer aus den Nuller Jahren. Nicht nach China als hochfinanzierter „Entwicklungshelfer“, sondern in den fußballerischen Ruhestand.

Kevin Kuranyi erklärt seinen Rücktritt als Profikicker mit genau der Selbstironie, die jemand hat, der offenbar mit sich im Reinen die Karriere beendet. „Der Blinde“, so nennt er sich selbst, hört auf. Und mit ihm jemand, der in Stuttgart und Schalke seine besten Zeiten hatte und der beim Wechsel nach Moskau ganz offen zugab, daß dabei natürlich das Geld eine Rolle gespielt habe. Damals als Schalker sagte er das, ohne sich opportun noch schnell Kohlestaub um den Bart zu schmieren oder das Wappen zu knutschen.

Hoffenheim bei seiner Rückkehr hätten sich Verein und Kuranyi sparen können – und sicherlich fällt es nicht leicht, von einem Trainer aussortiert zu werden, der jünger ist als man selbst. Aber auch in dieser sportlich mißglückten Zeit sagte er mal in einem Interview, er wisse, wie gut es ihm im Vergleich mit Millionen anderen Leuten gehe. Deshalb war kein lautes und medienwirksames Jammern angesagt und auch im Sommer nicht der Gang aufs Arbeitsamt.

Nun entscheidet sich Kuranyi bewußt für die Familie, hat seinen Lebensmittelpunkt gefunden und will seine Erfahrungen an junge Leute weiter geben. Etwa die, daß man ein Spiel nicht aus Frust in der Halbzeitpause verlasse. So wie er selbst damals, was das Aus beim Jogi nach sich zog.

Selten hat jemand mit soviel Selbstironie seinen Rücktritt erklärt. Kreis geschlossen, gesunder Abstand und ein Stück weit Größe. Da wünscht man sich, daß man Kuranyi in anderer Funktion mal wieder im Fußball antrifft.

Durchrauschen

Noch sind es ja zehn Spieltage in der 3.Liga, der man an diesem Wochenende vielleicht auch etwas Aufmerksamkeit schenken könnte. Vor allem zwei Vereinen, die durch diese Spielklasse hindurch rauschen wie ein Fallschirmspringer, der die Reißleine nicht findet: der FSV Frankfurt und der SC Paderborn. Beiden droht die Regionalliga und die Gefahr, so bald nicht mehr wieder zu kommen.

Was war das stets nett, wenn man vor vielen Jahren an den Bornheimer Hang in Frankfurt fuhr: klein, aber fein, ein typischer Stadtteilverein eben. Die Eintracht war weit und auf der Haupttribüne beim FSV herrschte dahingened Einigkeit, daß man sich auch als VIP- Publikum aufführen kann wie auf dem Stehplatz. Das gab dem Ganzen schon was Eigenes, zugegeben. Und man rieb sich die Augen, wei es dann mit vergleichsweise geringen Mitteln bis in die Zweitklassigkeit ging.

Jetzt geht es desto schneller abwärts, der Doppelabstieg droht. Der zweite Trainer der Saison versucht sich und nun sind auch noch Präsidium und Geschäftsführung mitten im Abstiegskampf zurückgetreten. Es ist ein schmaler Grat, Verantwortung für die Entwicklung zu übernehmen und den Verein dann kurz vor Saisonschluß führungslos zu lassen.

In Paderborn mangelte es nie an Führung mit Geldgeber und Präsident Finke. An Trainern auch nicht, der dritte der Saison versucht sich gerade an der Rettung. Aber auch mit dem Dreifachabstieg von der Bundesliga in die Regionalliga kämen sie in die Geschichtsbücher. Vorher möglicherweise noch in die Insolvenz. Wo sie zuvor über Jahre solide gewirtschaftet hatten, machten sie in den letzten drei Jahren mit verblüffender Konsequenz  alles falsch. Sechs Punkte Rückstand auf die rettenden Plätze scheinen schon jetzt zu weit zu sein. Der freie Fall geht wohl weiter. Beispiellos.

 

 

 

Das letzte

Die Kapitänsbinde abstreifen und dem Jogi das Zeichen zur Auswechslung geben, das wär’s noch gewesen! Hat er aber nicht gemacht, der Poldi, in seinem allerletzten Länderspiel. Es wäre das Sahnehäubchen gewesen auf einem Abgang nach Maß mit seinem Siegtreffer zum 1:0 gegen England.

Für mich war danach auch bald Schluß mit meinem Kurzeinsatz vor dem Fernseher. Hatte aber auch erst kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit zugeschaltet und nach 20 Minuten soviel gesehen, daß ich mir den Rest nicht mehr angeschaut habe.

Schön, daß der Poldi sich selbst ein Abschiedsgeschenk gemacht hat. Daß dieser tolle Treffer fast synchron von ARD- Hörfunk und Fernsehen zum Tor des Monats und zum Tor  des (gerade angefangenen) Jahres favorisiert wird: geschenkt! „Weil er doch so ein toller Typ ist“, so die Begründung im Radio sinngemäß. Na denn… Und solch ein Abschied ist auch netter als ein zusammen gekrückter Elfer, bei dem der Torwart in die falsche Ecke plumpst, oder?

Was ich davon gesehen habe, so war es ein ziemlich zäher Kick. Und all diejenigen, die sich nach einem hohen Sieg gegen Gibraltar und Co. dann einen „Klassiker“ wünschen, sollten sich dann mal solche Spiele wie jenes in Dortmund vor Augen führen. Sicher, es war ja nur ein Test und manch einer wurde geschont, andere Kicker dafür ausprobiert wie Leipzigs Werner. Aber wer immer nach großen Gegnern verlangt, sollte auch mehr als das Schonprogramm einschalten, finde ich.

So war es eben doch ein Abschiedsspiel. Die gibt es ja offiziell gar nicht mehr, dennoch wurde halt über nichts anderes gesprochen und manche Laudatio klang wie ein Nachruf. Schön, daß Poldis Knaller sie aus der Lethargie gerissen hat. Dann hätte man auch abpfeifen können. Vorhang und ab.

 

 

 

Poldischweini, einmal noch

Das ist ja fast wie abgesprochen, wenn Poldischweini, Verzeihung: Podolski und Schweinsteiger noch einmal nahezu synchron die Schlagzeilen für sich haben. Und beide Male ist England im Spiel oder besser: in der Nebenrolle.

Die hatte Schweinsteiger auch bei Manchester 1 3/4 Jahre inne, verletzungsbedingt und mit Zweitdiagnose Mourinho. Er hatte den jung Ergrauten halt nicht aus München angeheuert, das kann auch auf diesem hohen Level mal passieren. Hab‘ ich nicht gekauft, was soll ich mit dem?

Das hat er sich nun lange angeschaut, der Schweini, und geht nach Chicago. Vielleicht der richtige Schritt, um die Karriere als Spieler allmählich ausklingen zu lassen und in diejenige als Spielerinnenmann noch besser hinein zu wachsen. Amerika war schon immer ein Eldorado für Altstars, der Franz kann – ja gut – sicher ein paar Tipps geben, auch wenn all dies bei ihm schon fast 40 Jahre zurück liegt.

Poldi geht hingegen nach Japan im Sommer und betritt den Rasen bei seinem letzten Länderspiel als Erster. Jogi hat ihm die Kapitänsbinde überlassen als Geste. Neuer ist eh nicht da und in Dortmund auch nicht gut gelitten. Nicht als Bayern- Keeper, nicht als Ex- Schalker. Podolski hingegen mögen sie alle mehr oder weniger, und wenn er noch öfter betont, daß er die letzten Jahre beim Jogi nicht als Gute- Laune- Onkel oder als Maskottchen dabei war, dann findet er vielleicht beim Bankett nach dem Kick jemanden, der es glaubt.

Großer Abgang also für einen, der 13 Jahre lang dabei gewesen ist und gemeinsam mit Schweinsteiger eines der Gesichter der WM 2006. Zum Poldi- Abschied geht es übrigens gegen England, einen der in vielen Spielen so herbei gesehnten großen Gegner. Der aber reist nicht in Bestbesetzung zum Testspiel an. Wohl gut durchdacht, denn schon bei Schweinsteigers Verabschiedung gegen Finnland war der Gast letztlich nur Statist. Und darauf haben Englands Stars wohl kaum Lust.