Da wird einer runde siebzig, den manche gerne übersehen und das ist nicht einmal seiner körperlichen Größe geschuldet: Berti Vogts, Weltmeister von ’74 und Europameister vom ’96 als Trainer. Dazu ewiger Gladbacher, doch anders als Kleff, Bonhof oder Heynckes scheint die Bindung zum einzigen Verein, für den er in der Bundesliga spielte, nicht sonderlich innig zu sein. Anders als bei den Vorgenannten.
Was schade ist, denn auch seine Karriere ist einzigartig gewesen, mit Titeln dekoriert. Und doch hat man das Gefühl, nicht immer habe es mit dem Timing gepaßt. Nein, ich meine nicht seinen legendären Gastrollen- Auftritt im Tatort und mit Karnickel auf dem Arm statt auf dem Rücken eines Fohlens.
Doch hat Vogts die Anerkennung für den EM- Titel nachhaltig erfahren? Oder war er doch eher damit beschäftigt, als Bundestrainer nach Beckenbauer sich von selbigem und dessen damals noch funktionierender medialer Omnipräsenz zu lösen? – Dann noch der Effe mit dem Finger bei der WM in den USA, der dann, so stellt es Vogts im Kicker- Interview dar, freiwillig die Heimreise angetreten hätte. Wie überhaupt Vogts manches in seiner Laufbahn falsch dargestellt und fehlinterpretiert sieht. Und seine kurzen Antworten wirken nachtragend und als habe er manches noch immer nicht verwunden.
Auch paßte das Timing nicht immer: mit seinen Gedanken zu Jugend- und Aufbauarbeit kam er zu früh. Seine Monate bei Bayer Leverkusen erinnert kaum noch jemand, auch nicht seine Funktion als „Tribünenadler“, der sich eine Spielhälfte von oben anschaute und von dort aus das Geschehen seiner Mannschaft analysierte. Die Stationen in Schottland, Nigeria oder Aserbaidschan verstanden viele eher als Flucht denn als Entwicklungshilfe.
Und so scheint ein wenig der Blick verstellt auf eine Karriere, die sich durch Bodenständigkeit auszeichnet als Spieler und durch Weltoffenheit als Trainer. Man wünscht Berti Vogts, daß manch einer da ein wenig genauer hinschaut – und er selbst vielleicht ein klein wenig entspannter.
Vogts hat einmal sinngemäß gesagt:
„Wenn ich über’s Wasser laufen würde, würden die Leute meckern, dass ich nicht schwimmen kann.“
Ich denke, damit hat er es getroffen. Egal, was er auch geleistet und geschafft hat, es wird immer nur das Negative gesucht und hervorgehoben. Neid muss man sich eben verdienen.
LikeGefällt 1 Person
Genauso sieht’s aus.
LikeLike
Tja damit ist praktisch alles geschrieben. 😉
Aber eines noch, herzlichen Glückwunsch Berti.
LikeGefällt 1 Person